Die richtige Entscheidung
Wir haben 4,5 Jahre auf ein Adoptivkind gewartet - und dann unsere Bewerbung zurückgezogen.
Es ist passiert, was wir niemals hätten für möglich gehalten. Ein Leben ohne Kind ist vorstellbar, vielmehr noch, unser Leben ist erfüllt und genau richtig.
In den letzten 1,5 Jahren sind immer wieder Gedanken aufgeflammt wie "Brauchen wir noch ein Kind?" - "Was würde sich ändern wenn das Kind kommt?" - "Wie wäre ein Leben ohne Kinder?" - "Reichen wir beide uns aus?" - "Sind unsere beiden Hunde und die drei Katzen nicht wie Kinder?" - "Was empfinden wir wenn wir ein Baby sehen, oder Freunde schwanger sind?"
Das Schwerste an der Adoption die Wartezeit. Man erreicht alle Höhen und Tiefen, die man sich vorstellen kann...das Warten ist unerträglich, gibt aber auch die Möglichkeit über seine Entscheidungen nachzudenken. Und immer wieder waren unsere Gedanken und Hürden ein klares "Ja" zur Adoption. Dann kam das "vielleicht", später das "eventuell" und nun sind wir an dem Punkt angekommen, wo sich ein "es ist gut so wie es ist" verfestigt hat.
Leicht ist so eine Entscheidung nicht. Wir erinnern uns an jeden Abend im Jugendamt, jedes Gespräch welches wir Zuhause geführt haben, die vielen Unterhaltungen mit Freunden, Bekannten, Fremden.
Es ist wie ein bisschen sterben - Abschied nehmen von einem großen Abschnitt in unserem Leben. Und ja, jetzt beim Schreiben kommen auch ein paar Tränen. Aber es ist der richtige Weg für uns.
Man kann sich nie sicher sein, welche Entscheidung die Richtige ist, wie es in ein paar Jahren aussieht, ob wir diesen Schritt einmal bereuen werden.
Aber wir schätzen uns glücklich mit unserem Leben zufrieden sein zu dürfen. Ich bin jetzt 31 Jahre alt und warte seit 8 Jahren auf ein Baby - das heißt, dass ich 1/3 meines Lebens mit Warten verbracht habe. Aber eben nur unter anderem. Denn das Leben ging weiter, es bildeten sich neue Träume und Ziele, Herausforderungen und Wünsche. Wir wären jetzt nicht da wo wir sind, wenn wir Kinder gehabt hätten. Beruflich sehr erfolgreich, ein wunderschönes Zuhause, ein eigenes Geschäft. Es wäre anders gewesen. Nicht besser, nicht schlechter, eben anders.
Es wurde Zeit, dieses Warten zu beenden und ohne dieses zähe "Vielleicht morgen, vielleicht nächsten Monat, vielleicht an Weihnachten" in die Zukunft zu sehen.
Jedes Paar welches sich mit Adoption beschäftigt muss einen eigenen Weg finden und ihn gehen...sich immer wieder an einer Lebenskreuzung für den Weg einer Adoption oder in die Richtung Zukunft ohne Kinder entscheiden.
Wohin uns der unsrige führt können wir noch nicht sagen. Wir wissen nur, dass wir jetzt in eine andere Richtung gehen.
Aber vielleicht ist es auch so, dass wir in ein paar Jahren sagen "Wir wünschen uns ein Pflegekind, mit dem wir leben dürfen."
Vielleicht.
Vielleicht sagen wir dann aber auch immer noch "Es ist genau so gut, wie es ist."
Nur eben manchmal kommt die Traurigkeit - mit all ihrer Wucht.
Heute geht es aber schon besser.
Vor allem war die Entscheidung in Hinsicht auf die Erotik wichtig - jahrelanges "Besamen" tötet alles ab, was Erotik ausmachen sollte.
Haben noch mehr Mädels und Jungs hier die Erfahrung gesammelt?
Eure Luna