• Was habt Ihr bereut? Was nicht?
Nicht bereut habe ich den Neuanfang im Bereich der Liebe und der Sexualität. Diese ist in der lange Zeit meiner Ehe durch meine Nichtachtsamkeit kaputtgegangen. Ich liebe meine Partnerin sehr, insofern habe ich es nicht bereut, den Weg der Trennung gegangen zu sein. Allerdings habe ich mich in meiner vorherigen Beziehung mies, unanständig und egoistisch verhalten Nicht nur meine damalige Frau sondern auch meine Kinder haben wohl unendlich gelitten. Dafür schäme ich mich, mein damaliges Verhalten belastet mich noch heute sehr. Umso höher rechne ich es meiner Frau an, dass sie mich im Gegenzug immer anständig behandelt hat.
Meinen Kindern bin ich sehr dankbar, dass sie trotz der Umstände auch emotional bei mir geblieben sind.
• Welche Ängste / Hoffnungen haben sich bestätigt, welche nicht?
Unterm Strich ist nun alles gut. Meine damalige Frau hat ihren Wunschpartner gefunden. Ein Mann, der ihr nun alles gibt, was sie sich immer gewünscht hat und der ihre Interessen teilt. Meine Kinder sind an der Trennung nicht zerbrochen. Sie haben sich schulisch sogar deutlich gesteigert und gehen ihren Weg. In neuen Beziehungen hat man leider nur eine beschränkte Vergangenheit. Gespräche über die frühen Jahre oder die Zeit, wo gemeinsame Kinder noch klein waren, werden wir nicht führen können. Jeder von uns ist bereits ein Mensch mit einem eigenem Lebensweg. Das war in meiner Ehe anders. Wir hatten uns kennengelernt, als wir fast noch Kinder waren.
Ich dachte früher, dass ich eine sexuelle Abhängigkeit entwickelt habe, dass ich jede Gelegenheit, die sich mir bieten würde, nutzen würde, um fremdzugehen. Eines der schönsten Erfahrungen ist nun, dass es genau anders ist. Meine Sexualität focussiere ich völlig freiwillig und unangestrengt auf meine Partnerin.
• Wie lange habt Ihr gebraucht von der ersten Idee bis zur Umsetzung
Die Idee, dass wir mehr als nur sexuell zusammen sein wollten, entwickelte sich mit der Zeit. Nach sechs Monaten sind wir zusammengezogen. Nach nun sieben Jahren ist der Prozess nahezu abgeschlossen.
• Welche Relevanz haben/hatten für Euch die Aspekte Lebenszeit, Selbstwert, Gleichgewicht und Respekt?
Ich wollte mein Leben wie eine Sandburg aufbauen und mich irgendwann an ihrer Schönheit erfreuen. Nach etwas mehr als zwanzig gemeinsamen Jahren wurde diese Burg durch mich zerstört und ich fange erneut an, sie aufzubauen. Und ich merke, dass die Zeit knapp wird.
Es gab Zeiten, da wurde ich von Blindheit, von Trieben und emotionaler Kälte anderen gegenüber getrieben. Ich habe gelogen und betrogen. Das heute zu erkennen, senkt mein Selbstwertgefühl deutlich, weil ich mit einem völlig anderen Anspruch an mich in meine damalige Ehe gegangen bin.
Ich tu mich nach wie vor schwehr damit, mein Gleichgewicht zu finden. Da sind Schuldgefühle meinen Kindern gegenüber, die ich nicht so aufwachsen sehen konnte, wie ich es mir gewünscht hätte, gleichzeitig sehe ich die Kinder meiner Partnerin aufwachsen, für die ich auch eine väterliche Rolle übernommen habe, was für mich nicht immer einfach war. Meine Ex-Frau ist wie eine Schwester für mich.
Nein....respektvoll habe ich mich damals nicht verhalten. Dafür gelingt mir das in meiner derzeitigen Beziehung die meiste Zeit.
• Wenn Ihr den Weg noch einmal gehen könntet, was würdet Ihr anders / genau so machen?
Ich würde versuchen, ehrlich zu sein, mich durchgehend respektvoll zu verhalten und mich anständig zu verhalten.