Hey
Ich bin zwar ein paar Jahre älter als du, aber auch ich habe erst kürzlich für mich entdeckt, dass diese Welt mich neugierig macht und sie mir einen für mich persönlich dringend benötigten Ausgleich zu meinem Alltagsstress verschafft.
Da ich in diesem Sinne ebenfalls Anfängerin bin, kann ich dir nur sagen, wie ich mich, ganz für mich, entschlossen habe, in diesem Bereich Erfahrungen zu sammeln.
Zum Beispiel habe ich in den ersten Wochen meiner Anmeldung hier hunderte Mails von "Doms" bekommen und eigentlich konnte ich jede einzelne davon direkt aussortieren, aus ganz bestimmten Gründen, durch die ich mich unwohl fühlte. Zum Beispiel auch so etwas:
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Nun hatte ich ein Chatprofil, mit dem ich länger nicht mehr aktiv war, und auf das bekam ich vor Kurzem eine direkte Anfrage, ob ich eine Sub bin.
Ich weiß nicht, wie andere an die Sachen herangehen, aber als "Sub" fühle ich mich erst, wenn ich einen passenden Mitspieler habe, dem ich mich dann auch gerne hingebe. Davor bin ich einfach nur Frau und will auch unbedingt zuerst als solche wahrgenommen werden. Wenn ich das Gefühl habe, jemand reduziert mich von Beginn an auf devot/submissiv etc und glaubt, dass ich mich aufgrund meiner Neigung oder Fantasien jedem einfach vor die Füße werfe, der sich Dom nennt, dass "Sub" meine Betriebseinstellung ist - dann raffe ich mein Röckchen und laufe.
Wie hier viele bereits empfehlen, befasse ich mich auch erstmal mit Menschen aus der "Szene", rein informativ, sammle Eindrücke, wie es laufen kann, wie es laufen sollte, und was alles schief gehen kann. Ich lerne die Menschen erstmal kennen, ohne eine Spielbeziehung oder überhaupt Sex in Betracht zu ziehen. Einige sind da vielleicht etwas aufgeschlossener, aber da ich mir auf lange Sicht einen dauerhaften Spielpartner wünsche und mich ungern durch mehrere Männer "durchprobieren" will, lasse ich mir da einfach Zeit und lasse mich in diesem Zusammenhang erst auf jemanden ein, wenn ich mich wirklich wohl mit ihm als Menschen fühle, ihm vertraue und auch wirklich den Wunsch verspüre, ihm gefällig zu sein.
Ich habe sehr, sehr wenige Tabus, beharre diesbezüglich aber ohne Diskussion auf deren Einhaltung. Wer mir das ausreden will, kann woanders sein Glück versuchen.
******ian:
Es stellte sich raus, dass der Herr ein sehr erfahrener Dom ist.
Darf ich fragen, woran du das erkannt hast? Ich persönlich tue mich schwer, jemanden als erfahren zu erkennen, ohne nicht wenigstens eine ganze Weile Zeit mit ihm verbracht und mich mit ihm unterhalten zu haben. Es gibt zum Beispiel, wie ich festgestellt habe, sogenannte "Fachidioten", die dir zwar Begrifflichkeiten und ein 200-seitiges Regelwerk um die Ohren knallen können, aber im praktischen Bereich wenig Empathie besitzen und eigentlich keine Ahnung haben von dem, was sie tun. Schon im Schriftverkehr stellt sich dann mangelndes Fingerspitzengefühl heraus, bei dem man mit einem Ton wie auf dem Kasernenhof bombardiert wird, was wenig mit verführen zu tun hat.
Dann habe ich hier schon Beiträge von Menschen Mitte 20 gelesen, bei denen man Erfahrung aufgrund ihres Alters nicht unbedingt vermuten würde, bei denen man aber mit zunehmender Zeit merkt, dass sie durchaus solides Wissen zu haben scheinen. Ich habe zwar auch im Großen und Ganzen den Eindruck, dass ältere Menschen erfahrener und einfühlsamer sind, aber auch meist nur, wenn sie das schon seit Jahren machen und nicht allzu festgefahren sind. Aber an sich ist ein älterer Mann nicht zwangsläufig ein erfahrener Dom, nur weil er eben älter ist. Es ist ja möglich, dass er ebenfalls erst vor Kurzem zu dieser Spielart gefunden hat, oder dass er trotz jahrelanger Praxis ein schlechter Menschenleser ist.
******ian:
Das Doms gut verführen können und fast erraten und analysieren, was man will, ist fast magisch. ich schätze das einfach so sehr..
Ich glaube nicht, dass das eine typische "Dom-Eigenschaft" ist, sondern eine Eigenschaft von Menschen, die aufmerksam und empathisch sind. Solche Menschen findet man in allen Neigungsspektren und für mich ist das auch etwas, was ich gegenüber meinem Spielpartner sein will: Aufmerksam, fürsorglich, empathisch. Und ich bin im Bett alles andere als dominant.
Und wenn ich jetzt mal Revue passieren lasse, wie viele "Doms" mich angeschrieben haben und wie wenige davon mich auch nur ansatzweise interessiert haben, denke ich, besteht ein großer Unterschied zwischen "herumdommen" und tatsächlich dominant und souverän und gleichzeitig wirklich charmant sein. Vielleicht bin ich auch einfach zu wählerisch, aber ehrlich gesagt werde ich mich dafür sicher niemals rechtfertigen.
******ian:
Ich möchte ihn unbedingt sehen und so viel ausprobieren, ich bin so neugierig!
Diese brennende Neugierde kann ich absolut nachvollziehen, mir geht es da genauso.
Ich für meinen Teil habe das Glück, hier jemanden kennengelernt zu haben, dem ich mich bezüglich meiner Fantasien und Wünsche wirklich anvertrauen kann, ohne befürchten zu müssen, als Freak abgestempelt zu werden. Mir tut es gut, mich mit jemandem auszutauschen, der recht ähnliche Vorstellungen hat, aber bereits ein paar Schritte weiter ist als ich und mir seine eigenen Eindrücke schildern kann. Das alles erstmal auf neutraler Ebene, einfach nur Gespräche.
Ich meine, ich will nicht verhehlen, dass ich mich hin und wieder bei dem Wunsch erwische, mich da Hals über Kopf in ein Abenteuer mit ihm zu stürzen, aber ich denke, es ist vernünftiger für mich als Person, die Hormone zu zügeln und den Kopf einzuschalten. Aber träumen darf man. ^^
Auch hier in den Foren und Gruppen lese ich fleißig mit und sammle Informationen und Eindrücke der unterschiedlichsten Leute. DAS einzig wahre BDSM gibt es wohl nicht, jeder spielt und lebt und fühlt anders. Das finde ich auch insofern beruhigend, als dass es mir das Selbstbewusstsein gibt, mir zu sagen, dass meine Wünsche absolut in Ordnung sind, genauso wie meine Tabus. Ich muss mich nicht an ein von anderen aufgestelltes Regelwerk halten, sondern kann und darf und SOLL es ausleben, so wie ich mich dabei am besten fühle, ohne dass mich jemand runterputzt und einschüchtert und sagt, das wäre nicht richtig und wenn ich "wirklich" devot wäre, würde ich mich ganz anders benehmen.
Würde ich mich jetzt mit einem fremden Mann treffen, bei dem das Thema Spielbeziehung durchaus im Raum steht, würde ich auf jeden Fall den Weg des Covern wählen, so wie es hier bereits empfohlen wurde (also jemand Drittes mit einbinden, der entweder direkt mit dabei ist, oder bei dem man sich zum Beispiel um eine bestimmte Zeit meldet und der einem auch Rückendeckung geben kann, falls etwas schief läuft).
Wie weit ich gehe, hängt sehr stark von der Situation ab, aber mir wäre wichtig, dass ich mit einem potenziellen Spielpartner wirklich sehr, sehr viel reden kann, dass Grenzen abgesteckt und respektiert werden und dass man langsam anfängt. Und ich glaube, dass ich mich mit so jemandem auch erst ein paar Mal getroffen haben muss (zum Beispiel zum Essen, zum Kino, etc; normale Aktivitäten ohne Sex), und dann ein paar Mal ganz normal Sex haben, bevor ich Macht über meinen Körper an ihn abgebe.