I feel you
Wem geht es ähnlich? Kann man sich so sehr an das Alleinsein gewöhnen???
Es war für mich nicht das Alleinsein per se, sondern eher die vielen Gewohnheiten, die das Alleinsein mit sich bringt. Nicht-Alleinsein musste ich genauso lernen, wie ich einst das Alleinsein lernte.
Ich habe mich lange in einer ähnlichen Situation befunden. Das Alleinsein war nicht nur ein Umstand, sondern ein gesamter Lifestyle. Vielleicht hilft es dir, wenn ich meinen Wandel etwas beschreibe.
Das hat sich bei mir mit einer Beziehung geändert, die wir beide nicht geplant hatten. Sie kam einfach zustande. Plötzlich und unverhofft. Deshalb fiel es mir leichter zu wechseln, da ich einen Grund hatte, eine Motivation mein Sein zu überdenken. -> Trotzdem, suche lieber nicht auf Zwang irgendjemanden.
Aus der Erfahrung gleich mal die zwei, für mich, wichtigsten Erkenntnisse, wenn du das Alleinsein beenden möchtest:
1.) Es ist eine radikale Umstellung deiner Sichtweisen, nicht deines Lebens.
2.) Es ist besser als vorher - das Leben.
Vorgeschichte:
Ich war Jahre lang Single, und ich habe es sehr genossen. Es sind ja nicht nur die wechselnden Sexpartner, sondern vor allem die damit verbundene Freiheit. Die Freiheit zu machen, was ich will. Die Freiheit es zu machen, wann ich es will. Die Freiheit über jeden einzelnen Aspekt selbst zu entscheiden. Schnell wechselnde Partner kommen mit den Hochgefühlen von neuer Haut, neuen Ideen, neuen Charakteren, neuen Gefühlen.
Und das Beste von allem: Alles hatte ein Ablaufdatum.
Der Sex war nicht gut? - Egal. Am nächsten Morgen mag man sich doch nicht? - Egal. Sie hat ihre ganz Probleme? - Egal.
Warum egal? - Das spielt eben bei ONS alles keine Rolle. Die einzigen Probleme die für mich von Interesse waren, waren meine eigenen. Daraus folgt, dass ich auch nur für mich selbst Verantwortung übernehmen muss.
Und dort lag für mich der Knackpunkt, der den Wechsel so unglaublich schwer machte. In der Beziehung änderte sich das:
Ich musste Vorausdenken. Ich musste andere Meinungen in mein Handeln mit einbeziehen. Ich musste Rechenschaft für Handlungen abgeben. Und am Schlimmsten: Ich musste mich erklären.
An diesem Punkt wurde mir erst bewusst, wie verletzlich das macht. Denn ab jetzt konnte ich nicht in die Rolle schlüpfen, die der Situation gerade am angemessensten war (denn dann müsste ich diese ja in der Beziehung durchgehend einnehmen). Stattdessn musste ich ehrlich über meine Motive und innersten Gedanken sein - vor allem zu mir selbst. Dadurch fühlte ich mich nicht nur verletzlich, sondern vor allem habe ich mich selbst kennen gelernt - auch Aspekte, die ich nicht mochte, mit denen ich mich von nun an aber abfinden musste.
Wie seid ihr aus diesem Teufelskreis heraus gekommen?
Du triffst erst die Entscheidung, dass sich deine Einstellung ändern muss. Und dann bleibst du dabei! Aber bleib offen, für das was kommt. Du musst fast ein bisschen die Kontrolle abgeben. Deine Abläufe haben sich an deinen Lebensstil gewöhnt und sich daran angepasst. Du musst dir erst einmal bewusst werden, welche das überhaupt sind. Und wenn du einen bemerkst, dann erinnere dich, was du ändern wolltest.
Beispiel: Ich gehe in einen Club mit der Einstellung "Mal sehen, ob ich heute mit jemandem nach Hause gehe." Frag dich selbst, ob das noch dazu passt wer du werden möchtest. Für mich war es das nicht. Da ich es nicht abstellen konnte, habe ich Clubs gemieden. Die Lücke habe ich mit Freunden, Bars, guten Essensverabredungen und Arbeit gefüllt. Das muss für dich nicht klappen, war mir aber sehr hilfreich.
Du musst dich nicht ändern - du wirst dich ändern! Von allein.
Beobachte dich, verstehe dich, freu dich darüber, mach mit!
Dieser Prozess bedeutete intensive Begleitarbeit, aber ich kam mit mir sehr ins Reine.
Und damit kamen auch Einsichten und Ratschläge an mich selbst:
• Es braucht Zeit.
• Du gibst dich nicht auf, also versuch das Neue nicht als Gefahr sondern nächsten Schritt zu sehen
• Du stellst dich Dingen an dir, über die du noch nicht nachgedacht hast. Sei offen dafür.
• Finde einen Weg für dich, deine Freiheit nicht zu vermissen. Deine Freiheit ist nicht weg, auch in einer Beziehung nicht. Du musst sie nur Kommunizieren lernen. ("Ich mache heute Abend etwas mit den Jungs, ohne dich." <- Ist schwerer als man als Solo denkt, das so zu sagen.)
• Du kannst immernoch selbst entscheiden, je nachdem, um welches Thema es geht.
• Die Dinge die du in Beziehungen nicht mehr selbst entscheidest, sind Dinge, über die du als Single meist sowieso nicht gestolpert bist. Es ist also kein Um- sondern ein Dazulernen.
uvvm.
Ich werde wahnsinnig. Mir fehlt mein altes ich. Aber ich kann mir keine ONS oder so mehr vorstellen.
Das ist fast ein bisschen wie Liebeskummer. Du kennst dich und dein Leben nur so und möchtest es nicht missen. Wenn eine Trennung das Beste ist, und du Schluss gemacht hast, dann lauf nicht zurück zum Ex, egal wie weh es tut. Gib dir Zeit darüber hinweg zu kommen.
Was könnte ich ändern?
Again, lerne dich kennen. Horch in dich hinein. Finde heraus was dir von früher so sehr fehlt.
Versuch es dabei spezifisch zu benennen. Also nicht "mir fehlt das Feiern" sondern "mir fehlt es beim Feiern meine Attraktivität herauszukehren und die Freude, dass ich umworben werde, sowie mich nicht bremsen zu müssen, wenn mich die Lust überkommt." Wenn du es genau weisst, dann geh die Sache an. Jedes Problem hat mehr als eine Lösung. Bspws.: Feiere anders. Feiere mit anderen. Feiere nicht. Feiere wie früher, aber lass die Verehrer links liegen. Feiere mit Verehrern, aber nimm sie nicht mit. - Wichtig ist nur: Such nach Optionen, nicht nach Gründen, warum du es doch lieber wie früher machen solltest.
Ändere deine Sichtweise. Dann erlaubst du Menschen auch näher an dich heran. Dann kommt dir vielleicht auch jemand noch näher. Es ist eine lange Reise, kein Umbruch, und sie beginnt mit der Entscheidung.