Sadismus im Alltag
Guten Sex zu haben, ist heutzutage wirklich nicht leicht.Aus den früher so übersichtlichen zwei Geschlechtern und zehn Geboten sind mittlerweile etwa 76 Gender-Schattierungen und 146.328 Einzelnormen der political correctness hervorgegangen, und täglich kommen durch die in den Foren nicht enden wollenden Kopulations-Verhandlungen zu strittigen Themen wie Intimrasur, Polyamorie, Innen-Tatoos oder „hat ein verheirateter Mann noch Anspruch auf Sex?“ Dutzende neue hinzu.
Da blickt inzwischen niemand mehr dran lang.
Hinzu kommen die massiv erhöhten Anforderungen aus der Arbeitswelt, die schon immer der natürliche Feind entspannter Intimitäten waren:
Wie soll jemand, der der ganzen Tag über mit so einem Agent-Smith-Dingens im Ohr friedlich auf seiner Elektroameise durch ein Hochregallager schnurrt, dabei brav die Anweisungen vom sprechenden Duschkopf befolgend bei jedem Fehlgriff von der EDV mit einem Elektroschock gemaßregelt wird, wie soll so jemand – so frage ich – abends mirnichtsdirchts auf dominant switchen?
Vice versa sind unsere modernen Bureaux' nachgerade überflutet von Heerscharen von Quotenfrauen, die tagtäglich unter Androhung massiver Gehaltserhöhungen dazu genötigt werden, in ebenso chiquen wie engen Kostümen gigantische Vermögenswerte am PC zu verschieben, obwohl Mathe früher in der Schule eigentlich nie so ihr Ding war, und sich ihr striemenübersätes Arschgeweih nach nichts mehr sehnt, als einer kuscheligen Jogginghose.
Das ist doch irgendwie so wie wenn in den Anfängen der sexuellen Revolution der Kumpel nach zehn Stunden unter Tage, voll mit „Rücken“, wie man im Pott sagt, erschöpft auf dem Fahrrad nach Hause eiert, und dort ohne irgendwelche intermediären Dehnübungen schnurstracks zu den hinteren Kapiteln von Kolle oder Karmasutra vordringen soll, die seiner Frau hinterrücks und subversiv beim Kaffeeklatsch heimlich zugesteckt worden waren.
Da ist die Bandscheibe doch vorprogrammiert.
Bzw. in der Wissensgesellschaft die Schizophrenie.
Während sich aber unsere Fitness-Studios inzwischen leidlich auf die anachronistischen Anforderungen der Industriegesellschaft eingestellt haben, ist das Angebot an zeitgemäßen Kursen noch immer ausgesprochen mager, insbesondere was die etwas ausgefeilteren Varianten der post-vanilla Epoche betrifft.
Meine Frage deshalb an die erlauchte Community der hier versammelten Zicken und Grantler:
• Was tut ihr zwischen Beruf und Bett, um euch an der sm-Front geschmeidig, wettbewerbsfähig und in Form zu halten?
• unangefahrenen Schulkindern ein Bein stellen?
• nach dem Duschen die Hand kurz in den Wasserkocher?
• den Lack des gegnerischen Fahrers auf dem Parkplatz einem Belastungstest unterziehen?
• an der Supermarktkasse das Portmonee in der Hand behalten, um mit der verdreifachten Einpackzeit Personal und Warteschlange zur Weißglut zu treiben?
• auf das Wochenende mit den Kindern verzichten, damit der oder die Ex nicht auf die Party kann?
• die Community mit überlangen Posts und Thread-Einleitungen quälen?
Eure echten Erfolgsgeheimnisse dürft ihr gerne für euch behalten, aber für den einen oder anderen Anfänger-Tipp wäre hier sicher jeder recht dankbar. Es wäre ein Zeichen wahrer Größe, damit nicht hinter dem Berg zu halten. Je blöder das Klischee, desto schöner der Aufruhr.
Zur Einstimmung und weiteren Inspiration ein schon etwas älteres Lied eines österreichischen Schlagersängers, der seiner Zeit weit voraus war. Auf dass euch dessen beschwingte Melodei schon heute in den hoffentlich bald einsetzenden Frühling geleiten möge.