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Sadismus im Alltag

*******enza Mann
3.454 Beiträge
Themenersteller 
Sadismus im Alltag
Guten Sex zu haben, ist heutzutage wirklich nicht leicht.

Aus den früher so übersichtlichen zwei Geschlechtern und zehn Geboten sind mittlerweile etwa 76 Gender-Schattierungen und 146.328 Einzelnormen der political correctness hervorgegangen, und täglich kommen durch die in den Foren nicht enden wollenden Kopulations-Verhandlungen zu strittigen Themen wie Intimrasur, Polyamorie, Innen-Tatoos oder „hat ein verheirateter Mann noch Anspruch auf Sex?“ Dutzende neue hinzu.

Da blickt inzwischen niemand mehr dran lang.

Hinzu kommen die massiv erhöhten Anforderungen aus der Arbeitswelt, die schon immer der natürliche Feind entspannter Intimitäten waren:

Wie soll jemand, der der ganzen Tag über mit so einem Agent-Smith-Dingens im Ohr friedlich auf seiner Elektroameise durch ein Hochregallager schnurrt, dabei brav die Anweisungen vom sprechenden Duschkopf befolgend bei jedem Fehlgriff von der EDV mit einem Elektroschock gemaßregelt wird, wie soll so jemand – so frage ich – abends mirnichtsdirchts auf dominant switchen?

Vice versa sind unsere modernen Bureaux' nachgerade überflutet von Heerscharen von Quotenfrauen, die tagtäglich unter Androhung massiver Gehaltserhöhungen dazu genötigt werden, in ebenso chiquen wie engen Kostümen gigantische Vermögenswerte am PC zu verschieben, obwohl Mathe früher in der Schule eigentlich nie so ihr Ding war, und sich ihr striemenübersätes Arschgeweih nach nichts mehr sehnt, als einer kuscheligen Jogginghose.

Das ist doch irgendwie so wie wenn in den Anfängen der sexuellen Revolution der Kumpel nach zehn Stunden unter Tage, voll mit „Rücken“, wie man im Pott sagt, erschöpft auf dem Fahrrad nach Hause eiert, und dort ohne irgendwelche intermediären Dehnübungen schnurstracks zu den hinteren Kapiteln von Kolle oder Karmasutra vordringen soll, die seiner Frau hinterrücks und subversiv beim Kaffeeklatsch heimlich zugesteckt worden waren.

Da ist die Bandscheibe doch vorprogrammiert.
Bzw. in der Wissensgesellschaft die Schizophrenie.

Während sich aber unsere Fitness-Studios inzwischen leidlich auf die anachronistischen Anforderungen der Industriegesellschaft eingestellt haben, ist das Angebot an zeitgemäßen Kursen noch immer ausgesprochen mager, insbesondere was die etwas ausgefeilteren Varianten der post-vanilla Epoche betrifft.

Meine Frage deshalb an die erlauchte Community der hier versammelten Zicken und Grantler:

• Was tut ihr zwischen Beruf und Bett, um euch an der sm-Front geschmeidig, wettbewerbsfähig und in Form zu halten?

• unangefahrenen Schulkindern ein Bein stellen?
• nach dem Duschen die Hand kurz in den Wasserkocher?
• den Lack des gegnerischen Fahrers auf dem Parkplatz einem Belastungstest unterziehen?
• an der Supermarktkasse das Portmonee in der Hand behalten, um mit der verdreifachten Einpackzeit Personal und Warteschlange zur Weißglut zu treiben?
• auf das Wochenende mit den Kindern verzichten, damit der oder die Ex nicht auf die Party kann?
• die Community mit überlangen Posts und Thread-Einleitungen quälen?

Eure echten Erfolgsgeheimnisse dürft ihr gerne für euch behalten, aber für den einen oder anderen Anfänger-Tipp wäre hier sicher jeder recht dankbar. Es wäre ein Zeichen wahrer Größe, damit nicht hinter dem Berg zu halten. Je blöder das Klischee, desto schöner der Aufruhr.

Zur Einstimmung und weiteren Inspiration ein schon etwas älteres Lied eines österreichischen Schlagersängers, der seiner Zeit weit voraus war. Auf dass euch dessen beschwingte Melodei schon heute in den hoffentlich bald einsetzenden Frühling geleiten möge.


**nt Mann
1.739 Beiträge
Hanne Haller ohne Wind in den Segeln.
Der Trick liegt nicht im "Switchen", sondern im steten Anfluten der Dominanz durch aktiv gestaltete und lösungsorientierte Prozesse (zwischen Beruf und Bett) unter Verwendung scheinbar ungeeigneter Kanäle. Set und Setting sind dabei ausschlaggebend für den testosterongeschwängerten Endzustand:


Ich putze die Wohnung und koche etwas Schönes zu essen.
*******enza Mann
3.454 Beiträge
Themenersteller 
...
Erstmal danke für die Dankes, die ich evtl noch als CM beantworte.

Jetzt hat doch der Antaghar mein "Gedicht" in eine Kategorie verschoben, in der es garantiert keinen Schaden anrichten kann, und nur schwer eine Diskussion entfachen wird.

Womit wir gleich ein erstes Beispiel für eine äußerst subtile Form von Alltags-Sadismus hätten.

Gleichwohl weiß ich seine liebevoll-väterliche Züchtigung durchaus zu schätzen: Befreit uns doch diese Etikettierung als Hirninstallation von jedweder Verfolgung nach §111 StgB.
****e_H Mann
8.282 Beiträge
Ich putze die Wohnung und koche etwas Schönes zu essen.

Alternativ empfehle ich Nostalgisches:
Rückkehr zur Sexpuppe und Lieferando Service.
****ta Frau
2.135 Beiträge
Tauben vergiften
Der Sex hat doch seine Subversivität verloren.
Wo alles offensichtlich ist, ist nichts mehr spannend. Was verfügbar ist, im Regelmaß genossen ist es irgendwann uninteressiert.
Da hilft zwar kurzzeitig noch der ein- oder andere Cocktail aus neuer Tüv-geprüfter SM-Peische, stossendem Multvibrator oder ferngesteuertem Vibrationsei mit orgasmusgarantierten Impulsvarianten, aber wie war das noch ... damals?... als man sich heimlich um's Eck stahl, um dort die Dinge zu tun, die es angeblich nicht gab.
Was blieb zurück? Ein Album schönster Phantasien, derer man sich nach Belieben bedienen konnte.


Die Übermüdung kommt nicht durch ein Zuviel an Arbeit, sondern an ein Zuwenig an Überraschung. Wenn der nach Hause eiernde Bergmann von vornherein weiss, was ihn nach der Arbeit erwartet (Erbsensuppe, schon wieder Erbsensuppe...). dann wirkt das nicht beschleunigend auf seinen Tritt.
Auch hier bewahrheitet sich wieder: Weniger ist oft mehr. Etwas Askese, ohne das Gefühl zu haben, etwas zu verpassen, kann Wunder wirken, und eine Nacht kann dann besser sein als 100 immer gleicher, wenn überraschender weise die Gelegenheit zum Sex unvermutet den Weg kreuzt.

Versteht mich nicht miss: Ein ONS kann spannend sein, 100 aber wieder the same as ever.
Letztendlich ist aber Wärme + Vertrautheit + Intimität + Sex DAS Erfolgsrezept. Dann kann ruhig eine Zeitlang ein Pfeiler wegbrechen, die Gesamtarchitektur wird das überstehen. Fehlen mehrere, gibt es kein stabiles Haus, mit oder ohne Sex. Das weiss jeder, der eine Zeit lang wild durch die Gegend gevögelt hat und dann vor seiner Leere kapituliert.

Verzeiht das beliebige Beispiel.
*******enza Mann
3.454 Beiträge
Themenersteller 
...
Hanne Haller

Sorry, bin manchmal etwas schwer von Begriff.
Ja, das Lied kenne ich auch.

Ihr Mann hatte recht.

Ich kann das beurteilen, hab schließlich lange genug mehr oder weniger alleine einen sechs-Personen Haushalt schmeißen müssen.

Die Kinder haben zwar bisweilen genölt, weil das Rezept für "Stulli-das-Pausenbrot" aus der Titanic stammte, und nicht aus der Gala

Der Sex hat doch seine Subversivität verloren.

Das glaube ich nicht.

Aufgrund der o.g. umfangreichen Regelwerke müssen wir davon ausgehen, dass er de facto gar nicht mehr stattfindet. Dass sich nur keiner traut, das zuzugeben.

Subversiver geht nicht. Wenn man genau hinschaut, sieht man bei Franziskus immer so ein hämisches Zucken in den Mundwinkeln...
****ta Frau
2.135 Beiträge


Und äähm... Nur für die, die es noch nicht wissen.
****66 Mann
222 Beiträge
Sollte man in sich den Drang verspüren, seine sadistische Ader zu befriedigen, eignet sich der Straßenverkehr vorzüglich - vornehmlich in Staus oder auf der Autobahn.

Allerdings werden solche Kleingeister dem wahren Wesen von Sadismus nicht gerecht.
****e_H Mann
8.282 Beiträge
Der Sex hat doch seine Subversivität verloren.

Nun ja, dem Phantasiebegabten stünden da schon einige Rückgewinnungsmöglichkeiten zu Gedanken.
Die Abwendung von den 'safer-sex' Kampagnen und der Verzicht auf jegliche Verhütungsmittel ließen das bekannte Va-banque Spiel wieder auferstehen.
Wer mathematisch nicht so begabt die Tage zwischen den weiblichen Perioden richtig zu zählen vermag, oder wer aus physischen Defiziten beim Coitus interruptus nicht rechtzeitig herauszuziehen vermag, sollte nicht verzagt bei 6 Kindern schon deckeln, sondern wie weiland meine Oma Anfang des 20. Jhds. min. 15 Kinder zeugen.
Das hätte doch gesamtgesellschaftlich wirklich subversiven Charakter.
****66 Mann
222 Beiträge
Ist der Verlust an Subversivität denn zu bedauern? Oder steckt dahinter nur die Sehnsucht nach Exposition.
**nt Mann
1.739 Beiträge
Ihr Mann hatte recht.

Das hat sie sicherlich gewusst. Dann derart in die Klischeekerbe zu hauen ist mindestens semi-sadistisch. Mein Leiden hinsichtlich der plump-trotteligen Melodei ist auch nicht zu unterschätzen. Die Weiber werden schon sehen, was sie davon haben.
Ich werd' mal beginnen, die
Sexpuppe
mit Nadeln zu bearbeiten.


Und äähm... Nur für die, die es noch nicht wissen.

Danke! Endlich habe ich das mal verstanden.
****ta Frau
2.135 Beiträge
@**ng
Sicher auch. Ex-Position begeutet ja, aus dem Gewohnten herauszutreten.

@**nt
Ja wirklich? Dann kann es mir ja endlich jemand erklären.
Wie kann ich zu 100& bei mir sein? Passt jetzt nicht wirklich zum Thema, aber ich finde es ziemlich sadistisch, diesem Anspruch an jeder (Psycho)Ecke ausgeliefert zu sein.
**nt Mann
1.739 Beiträge
@****ta
Ja wirklich? Dann kann es mir ja endlich jemand erklären.

Nein, liebe Mazita, "Endlich habe ich das mal verstanden." hätte ich als Ironie kennzeichnen sollen.
*schaem*
*******enza Mann
3.454 Beiträge
Themenersteller 
...
Sollte man in sich den Drang verspüren, seine sadistische Ader zu befriedigen, eignet sich der Straßenverkehr vorzüglich - vornehmlich in Staus oder auf der Autobahn.

OK. Dass die ersten bundesdeutschen Autobahnen von einem bekennenden Sadisten in Auftrag gegeben wurden, kann ich aus dem Geschichtsunterricht nachvollziehen.

Wie Du immer die Staus herstellst, würde uns im Detail brennend interessieren.

Ich darf mal als TE die bisher vorgestellten übrigen Übungen zusammenfassen:

• Fremdschämvideos nach youtube hochladen
• Verzicht auf jegliche Verhütungsmittel
• die Tage zwischen den weiblichen Perioden zählen
• eine plump-trottelige Melodei komponieren
• die Sexpuppe mit Nadeln bearbeiten.
• zu 100% bei mir sein

In den Bereich Hypertrophie-Training würde ich bisher einzig Yangs Vorschlag mit den Staus einordnen, aber vielleicht ist es für eine Systematik auch noch zu früh.
*******enza Mann
3.454 Beiträge
Themenersteller 
...
Eine Übung für Fortgeschrittene wurde mit Richard Gere verfilmt:


****ta Frau
2.135 Beiträge
@bunt
Das habe ich schon richtig verstanden.
vielleicht haette ich meine antwort aber auch ebenso kennzeichnen sollen *zwinker*
**nt Mann
1.739 Beiträge
*kopfklatsch*
Ein tolles Gedicht vom Kollegen Jincandenza!
Ich würde es an eine "angesagte" trendsättige Illustrierte schicken, da springen vielleicht drei Cent pro Zeile bei raus.
Seine Texte vermarkten zu wollen ist übrigens eher maso.

Wie mir scheint, gab es bis jetzt von den beteiligten Mitschreibern noch keine sauberen Reime, eher zusätzliche Strophen. Ich halte mich nicht für in-formiert genug, um der Passform der Fragestellung zu genügen, werde aber den Faden bis zum endlabyrinthischen Ende verfolgen. Obwohl ich denke, hier kommt man nur mit Flügelbasteln raus.
• Was tut ihr zwischen Beruf und Bett, um euch an der sm-Front geschmeidig, wettbewerbsfähig und in Form zu halten?

Ich logge im Joy ein. Ohne Joy wüsste ich nicht, dass es die sm-Front gibt.

Wir hier mögen es nicht mehr nachvollziehen, aber da draußen laufen immer noch Menschen herum, die nicht wissen, was es hier drinnen alles gibt, oder geben kann.
Wohl diese Vanilla-Fraktion, die bald diskriminatorisch in die beschämendsten Sozialrubriken abwärtsgepostet wird.

Würde es für mich existenziell nötig werden mich an besagter Front einzufinden, würde ich die Pressestelle besetzen. Oder artistische Häkelutensilien herstellen, die für die DIY -sm-ler und Nachhaltigkeitsadepten nach Abebben des Fronthungers noch als Blumenampel oder Einkaufsnetz mit Rollatorbefestigung zu gebrauchen sind.

Ansonsten lese ich hier weiter ...
*******enza Mann
3.454 Beiträge
Themenersteller 
...
hier kommt man nur mit Flügelbasteln raus.

Fliegen Flügel auszureißen, hätte ich jetzt eher unter warmup rubriziert, aber vielleicht hast Du recht:

Die zivilisatorischen Sadismus-Bremsen sind bei den üblichen über-intellektualisierten Kanditaten, Gedichtelesern und sonstigen TAT-TVAM-ASI-lanten so stark, dass wir nochmal ganz von vorne anfangen müssen:

Erinnert sich denn niemand mehr an die Zeit als es allseits der höchste Joy-Gipfel war, in der Badeanstalt sogenannte Mädchen ins Wasser zu schubsen?

Sich an den dabei lustvoll ertönenenden Geräuschen des Jauchzens und Quietschens zu ergötzen? Diejenigen, die später eine Karriere als Schlagersängerin anpeilten, hatten es sogar drauf, die Geräusche am Ende der Flugbahn in so ein orgastisch-schauriges Gurgeln hinübergleiten zu lassen.

Mädchen, das waren die, die man zu Zeiten des Haar-Erlasses an den eher rötliche Badekappen erkennen konnte, und die sich im nächsten Jahr unverständlicherweise ein zweite Badohose über die Schulter zogen, wobei sie für den Kopf extra noch ein Loch eingesteppt hatten.

Geil war auch Kaulquappen vertrocknen lassen.

Richtig cool wurde es dann am Ende der Saison: Da kamen dann die ganz Großen aus der Junggesellschaft am Teich vorbeigeknattert. Die konnten sogar Frösche aufblasen, und haben mit ihren Mopeds schonmal Stau geübt.


>>Erinnert sich denn niemand mehr an die Zeit als es allseits der höchste Joy-Gipfel war, in der Badeanstalt sogenannte Mädchen ins Wasser zu schubsen? <<

Doch, ich schon. Wurde es zu laut, habe ich schon mal von den Buchseiten hoch gesehen. Man musste mich allerdings nicht zum Lesen zwingen, und später hätte ich gerne Tatwamasil beantragt, hätten sich unter den Friedfertigen nicht so viele gebremste Mädchenschubser eingefunden.

Ich habe nicht "recht", ich musste nur nicht zivilisiert werden. Im Gegenteil, mich stachelten alle zu mehr Kampfgeist und Durchsetzung an, und es blieb fruchtlos.
Leute wie ich bevölkern soziologische Nischen, Reservate, sofern sie Restschläue genug haben, sich so etwas einzurichten.
Allem zu Grunde liegt eine Art Genügsamkeit. Ein Sinn für das Maß, für die Verhältnismäßigkeit. Das führt in die Normalität, weil Normen sich an Durchschnittswerte orientieren, und heutzutage braucht es fast Mut sich zur Normalität und Durchschnittlichkeit zu bekennen (je nach Portal).
Denn schießt man nicht übers Ziel hinaus, hat man schon das Ziel verfehlt. In fast allen Bereichen quillt es auf, bläht sich und birst es, und sprengt Nähte. Unser Dogma ist der Exzess, anders lässt sich Wachstum ja nicht herstellen. Man muss über den Hunger hinaus fressen.
Am besten über die Grenzen hinaus und die Ozeane auch. Deshalb sind Avocados auch so nährstoffreich-empfehlenswert, weil sie mit tiefrotem Ökosaldo importiert werden. Deshalb reicht es nicht zu ruhen und gute Luft zu atmen, sondern man muss erst zwölf Stunden Jetflug hinter sich lassen, eh man sich an Goldstränden und Azurufern den selben Stern auf den Bauch scheinen lässt, den man sonst auch überall findet.
Das angeblich kaputtzivilisierte natursadistische Tier darf nicht merken, dass es in eine hypertrophe evolutionäre Sprechblase hineingeredet wird. Von einer eigendynamisch sich aufwindenen Hydra gedrosselt, und zum Sadismus, wenn denn, dann durch die Macht der Machtschimäre hin erzogen wird.

Ich will den polemischen und sehr unterhaltsamen Duktus der Eröffnung nicht sabottieren. Hier soll ja gespielt werden. Nur diese Idee, dass wir von Natur aus in einem akuten Spannungsfeld zwischen Macht und Ohnmacht steckten, die behagt mir nicht. Wir werden dazu erzogen. Zivilisation ist Krieg, unsere Geschichte ist nichts als Krieg, und dazu haben wir uns selbst erzogen.

Ich weiß, betrachtet man sagenwirmal drei kleinkindliche Geschwister, offenbart sich sehr wohl die natürliche Aggression oder der Wille zur Macht. Wir sind überlebenswillig und teils auch - fähig ausgestattet.
Das Fiese, subtil Wirkende, Diabolische an unseren bremsenden, definitorischen, skulpturalen, ziselierenden Erziehungsmaßnahmen ist nicht das Dogma der Hemmung angeborenen Willens. Es ist die strukturelle Informiertheit über das gigantoide Ego-Gebäude. Ego ist die Hauptstadt im Land der Maßlosigkeit, weil Ego unbegrenzbar vermittelt, zentral exponiert, im Hochsicherheitstrakt verwahrt wird.
Außerhalb engerer Heimstätten spezieller philosophischer Einrichtungen wird Ego niemals negiert werden. Wir werden zu Machttieren gemacht.

Darauf eine Auster und ein Gläschen Schampus. Aberbittenurecht. Sechs Cent pro Liter gehen an Opfer von Gewalt.
****e_H Mann
8.282 Beiträge
Wo bitte finde ich jetzt Jincandenzas Gedicht ?
*******enza Mann
3.454 Beiträge
Themenersteller 
...
Wurde es zu laut, habe ich schon mal von den Buchseiten hoch gesehen. Man musste mich allerdings nicht zum Lesen zwingen

Ja, das kann ich absolut nachvollziehen.

Erstens mal sind wir beide ja rassisch-physiognomisch eher vom Typus Hobbit. Wenn so jemand wie ich versucht hat, ein normales Mädchen ins Wasser zu schubsen, hat er ihr bestenfalls die Kniescheibe verschoben. Und Du wärst vermutlich engelsgleich bis ans gegenüberliegende Ufer gesegelt.

Da ist es also ganz normal, dass wir uns in die Bücher verkrochen haben, zumal uns unsere Erzieher gesagt haben, wir müssten nur ordentlich fleißig lesen und lernen, dann könnten wir später unseren sadistischen Neigungen a.a.O. viel umfangreicher Raum geben. Non scholae sed vitae und so.

Womit sie ja Recht hatten.

Jetzt, wo wir in dieser ungewohnt surrealen Nische doch wieder weitgehend unter uns sind, kann ich es ja sagen: Ich habe ja ganz in den Anfängen eine Zeit lang an der software mitgewerkelt, die den Kommissionierern bei Amazon diese Elektroschocks verpasst.

Aufgrund des enormen Kosten- und Erfolgsdrucks waren wir damals gezwungen, massenhaft Leute einzustellen, die nicht einmal richtig lesen konnten. Für Außenstehende mag das zunächst etwas seltsam anmuten, dass solche Menschen ausgerechnet bei einem Buchversandhandel Arbeit und Brot finden, aber das ist alles eine Frage der Statistik und der usability: Am Regal selber wird mit Piktogrammen gearbeitet, die Anweisungen erfolgen wie gesagt akustisch, und wenn die Fehlerquote aus dem Sechs-Sigma-Korridor läuft, wird halt nachgepatched und feddich is die Luzie.

Ein Problem, auf dessen Lösung ich heute noch stolz bin, war: Immer wenn die das Wort „Pandora“ gehört haben, sind die sofort in die damals noch im Aufbau befindliche Schmuckabteilung gebürstet, und wir hatten ständig Reklamationen von Altphilologen, Historikern, Politologen und anderen Klerikern.

Ich meine, kann ich ja verstehen: die Schnalle, die sich dort in die finale quality-assurance geblowjobbed hatte, sah aber auch wirklich rattenscharf aus. Erstmal diese Monstertitten und der eigentliche Hammer waren ihre Zwölf-Finger-Darm-Tattoos, aber die waren natürlich nur was für insider.

Anfangs hat mir der job großen Spaß gemacht:

Wir hatten sehr umfassende künstlerische Freiheiten und ich habe versucht, ganz subversiv etwas sozialistische Marschmusik auf die Amplitude des Elektroschock-Geräts zu modulieren. Der Erfolg war beachtlich. Wenn der Refrain mit „Arbeit “ einsetzte, sind die losgebraust wie Michael Schumacher, bei „Bauern“ waren sie bereits am Stellplatz, und bei „nehmt die Gewehre zur Hand“ lag der Silberling bereits fertig etikettiert im Karton im Versand. Wir waren ja prozentual am Erfolg beteiligt und in der Zeit konnte ich mich vor Kohle kaum retten.

Irgendwann wurde das aber etwas öde.

Meinen Vorgesetzten waren die Details meiner Arbeit egal, solange die Zahlen stimmten, und der Effekt meiner politischen Tätigkeit verharrte doch etwas zu sehr im Unbestimmten, wie wir Philosophen immer so neckisch sagen.

Heute frage ich mich, ob es da nicht irgendeinen gesellschaftlichen Mittelbau gibt.
Diese alltägliche Angepasstheit im Sinne der StVO hatte ja Yang schon thematisiert. Wenn da nicht alle mitmachen, kommen wir in der volldurchorganisierten Gesellschaft von heute nicht einmal heile bis zum Supermarkt und wieder zurück.

Alle sadistischen Neigungen hingegen sollen im Rahmen der totalen Mobilmachung zur Stärkung der internationalen Wettbewerbsfähigkeit unserer völkischen Wirtschaft kanalisiert werden. Das wäre ja im Prinzip OK, allerdings bleibt das aufgrund des hohen Abstraktionsniveaus tiefenpsychologisch immer so ein wenig – wie soll ich sagen - „unbefriedigend.“ Blödes Wort dafür.

Man ist die ganze Zeit von so einem unbestimmten Bedürfnis beseelt, irgendjemandem, der sich nicht wehren kann, mal so richtig eins auf die Fresse zu hauen oder in die Eier zu treten.

Geht euch das etwa nicht so?

Vor zwanzig Jahren hätte ich ja diesem Bedürfnis noch in einer gepflegten BDSM-Session Raum geben können, wenn ich damals schon gewusst hätte, dass es sowas gibt. Bei all den Vorschriften, die man heute als Dom so zu beachten hat, kann ich mich aber auch gleich auf einen Minibagger setzen, und im Berufsverkehr mal so richtig für Ordnung sorgen.
**nt Mann
1.739 Beiträge
Diese alltägliche Angepasstheit im Sinne der StVO hatte ja Yang schon thematisiert. Wenn da nicht alle mitmachen, kommen wir in der volldurchorganisierten Gesellschaft von heute nicht einmal heile bis zum Supermarkt und wieder zurück.

Bei gutem Timing kann man in der närrischen Zeit auch mal ordentlich die Sau rauslassen. Die Herrschaft gibt uns doch diese Freiräume und mit etwas Glück liegt sogar ein Supermarkt auf dem Weg.

Bei all den Vorschriften, die man heute als Dom so zu beachten hat ...

Als Kölner Dom kann man sogar einen auf Subunternehmer mit Pferdekarren machen.
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