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Seid ihr neigungsoffen oder klar festgelegt im BDSM?

*********eeker Mann
1.505 Beiträge
Es war zu befürchten, dass es in diese Richtung läuft.
Ich bin als Switcher festgelegt. Ich bin ebenfalls festgelegt drauf, dass ich TPE und sogar EPE für mich ablehne. Lebe ich BDSM? Ja, seit 14 Jahren. Und wer das nicht akzeptiert, bekommt den Arsch versohlt! *paddle* Ich kann aber verstehen, dass mich jemand dadurch, dass ich Switcher bin, ablehnt. Dass derjenige oder diejenige Sorge hat, eben nicht erfüllen zu können und zu wollen, was ich mir wünsche oder fordere. Genauso werde ich sicher von jemandem abgelehnt, der gerne TPE leben möchte. Das ist nicht meins, das ist nicht verhandelbar. Bin ich deshalb ein Amateur? Nein. Ist es deshalb nicht echt? *nein* Habe ich deshalb etwas verpasst? Ganz sicher nicht, denn es ist ja nicht meins. Verpasst jemand, der nicht zu mir passt, etwas bei mir. Aber ganz sicher.

Ich bin aber noch viel mehr festgelegt. Ich stehe auf Tease and Denial, auf Zeigen und Zusehen, auf Kampf und Herausforderung, auf Wut und Scham, auf Public Disgrace, auf eigentlich alle emotionalen Reaktionen, auf Tunnelspiele, auf Lustqualen vom Kitzeln über Schmerzen bis zu Edging ins Nirvana. Genauso festgelegt bin ich auf alles, was ich nicht mag. Ich kann Schmerz um des Schmerzens willen nichts abgewinnen, ich stehe nicht darauf bedient zu werden, meine Begeisterung schwindet, wenn jemand still leidet und aushält. Ich will sie oder ihn schreien, schimpfen und weinen und vor Lust vergehen sehen. Genauo will ich mich, wenn ich unten bin mich gehen lassen. Meine Gefühle herausschreien dürfen, will so weit gereizt werden, dass ich nicht mehr weiß wo oben und unten ist. Will bezwungen werden. Ob es nun meine Trigger sind, die sie dafür nutzt oder ob ich körperlich bezwungen werde, ob mich kleine fiese Regeln zwingen bestimmte Dinge zu tun, ob mich Brennnesseln quälen oder der Ingwer brennt, das ist offen. Ich übernehme nicht die Verantwortung für das Leben eines Erwachsenen, mündigen Menschen, egal wie devot er oder sie auch sei und das obwohl ich die Rolle als Mentor genieße. Ich liebe es zu führen, zu formen und zu gestalten. Auch abseits von Sex und Spiel aus einem Menschen das beste herauszukitzeln. Aber ich lasse jedem seinen freien Willen. All das weiß ich über mich. Und nur ein Gegenüber, dass auf meine Trigger steht und damit leben kann, dass bei mir bestimmte Trigger nicht funktionieren, passt zu mir.

Gleichzeitig bin ich offen dafür, mit einem neuen Gegenüber neue Trigger zu finden. Und auch nach 14 Jahren gibt es noch so viel, was ich gerne ausprobieren möchte. Trotzdem macht mich die Erfahrung bei bestimmten Dingen eben unflexbler. Ich verbiege mich aber auch nicht, nur weil der potentielle Spielpartner ansonsten ganz attraktiv ist. Das erwarte ich aber auch umgekehrt. Ich will nicht, dass sich jemand bei mir anbiedert. Denn das bringt keinem etwas.
****yo Frau
75 Beiträge
*********eeker:

*paddle* Ich kann aber verstehen, dass mich jemand dadurch, dass ich Switcher bin, ablehnt. Dass derjenige oder diejenige Sorge hat, eben nicht erfüllen zu können und zu wollen, was ich mir wünsche oder fordere. Genauso werde ich sicher von jemandem abgelehnt, der gerne TPE leben möchte.

ich finde dass das ein immenser vorteil ist! du kennst beide seiten, kannst dich mit beiden zu einem gewissen grad identifizieren und einfühlen.

wenn du zB in ner session der dom bist, ordnest etwas an und du siehst etwas in den augen der sub dass ein "reiner" dom nicht näher definieren kann kannst vl du es gerade deswegen benennen weil du einmal in der genau gleichen situation (als sub) warst und es dir ähnlich ging.
jetzt, natürlich, es könnt andersrum genauso sein. aber die chancen steigen doch dass du es erkennen kannst da du mehr einsicht und verschiedene blickwinkel hast.

würd nie auf die idee kommen einen switcher abzulehnen weil er switcher ist wenn der rest passt. gut, es sind wahrscheinlich extra gespräche nötig, vl fühl ich mich bei dir (jetzt nicht du als person, sondern der switcher allgemein) wohl genug um mal dominant, vl auch nicht, das muss abgesprochen werden.

aber sonst...?
****yo Frau
75 Beiträge
*******eele:
och nö, jetzt bitte nicht die nummer "switcher sind die besseren doms" *umfall* und "jeder dom muss "es" selber mal an sich ausprobiert haben.".

ich hab weder gesagt dass "switcher die besseren doms sind" noch dass "jeder dom "es" selber mal ausprobiert haben muss".

ich habe gesagt es KÖNNTE sein. wenn man eine situation oder ein problem aus mehreren blinkwinkeln beleuchten KANN fällt es einem üblicherweise leichter zu einer lösung zu gelangen als jemand der einfach nicht von seinem standpunkt runtergehen will. tendenziell. es muss nicht immer so sein, aber für gewöhnlich ist es das.

*******eele:

ich komme aus der altenbetreuung und hab den job immer gut gemacht ohne selber jemals alt gewesen zu sein.

du (altenbetreuerin) und die menschen die du betreust haben aber noch nie die rollen gewechselt, oder? du betreust IMMER und die zu betreuenden werden IMMER betreut.
hier ging es aber um ebenjenen rollentausch.
*******r93 Mann
184 Beiträge
Meine komische Sichtweise von Dingen
Im allgemeinen habe ich komische/ungewöhnliche/nicht normative Ansichten zu Dingen. So auch beim BDSM im Allgemeinen. Für mich ist BDSM einfach eine Art Hobby, wie beispielsweise Cosplay oder Basteln. Da die Fraktion des tiefen Lebensinhalts schon in die Tasten haut, sei auch erwähnt, dass ein Hobby durchaus ein Lebensinhalt sein kann, z.b. fällt Drag für mich in diese Kategorie, da es eigentlich nur eine Kunstform ist, die sich meistens in große Bereiche des Lebens auswirkt.
Hobbies sind übrigens auch immer Teil der Identität einer Person.
Nun von diesem Blickwinkel aus, hinkt meiner Meinung nach Devoteseele's Beispiel drastisch, da wir hier von einer Person sprechen die ein Hobby nur aus Spaß (Hobbyfußballer) ausführt und einer Person die damit ihren Lebensunterhalt verdient.
Im Endeffekt kommt es bei einem Hobby immer auf den grad der Motivation und der, in Ermangelung eines besseren Wortes, "Selbstaufopferung" an.
Als einfaches Beispiel ist mathe ein Hobby von mir. Ich kann mich Stundenlang mit Formeln und ähnlichem beschäftigen und habe meistens Spaß daran. Ich betreibe Mathe aber nicht aktiv, wenn es mir " über den Weg läuft" beschäftige ich mich damit, aber ich versuche nicht aktiv meinen Horizont zu erweitern.
Im Gegensatz dazu versuche ich immer meinen Horizont im Gothic zu erweitern, bin dabei also aktiv auf der suche nach neuem und beschäftige mich regelmäßig damit. Andere aktive Hobbies von mir sind z.b. Informatik und "Basteln" aber auch BDSM.
Die Motivation, sich mit BDSM auseinander zu setzen hat allerdings überhaupt nichts mit der eigenen Neigung oder der eigenen Neigungsoffenheit zu tun. Die eigene Neigung ist meines Erachtens nach mehr Akin zu Dingen wie präferierte ich Randomtrees zu Neuronalennetzen in der Informatik, oder mag ich Archlinux lieber als Linux Mit oder mag ich Windows lieber als Linux oder trage ich lieber Nike oder Addidas beim Fußball. Diese Dinge sind inherent egal, da sie für verschiedene Menschen und Probleme verschieden gut funktionieren. Manche würden nun wohl behaupten, dass dann Switcher ja besser wären, weil sie ja für jedes Problem das beste Werkzeug nutzen. Das ist natürlich genauso Bullshit wie die Aussage, das switcher weniger wert sind. Denn was man nicht sieht ist, dass jeder im BDSM versucht sich wohl zu fühlen, und dazu braucht jeder das für sich richtige Tool, für manche ist das Sadismus(z.b. für mich) für manche ist es Masochismus, für manche ist es Dominanz, für andere Unterwerfung yadiyadiyadi und für manche ist es eine Kombination dieser Dinge in welcher Form auch immer.
Worüber hier diskutiert wird ist für mich einfach aus einem Unverständnis für die Probleme anderer geboren und das ist etwas, das ich als wirklich schlechten BDSM ansehe.
Liebe Grüße
Tinker
PS.: Fehler dürft ihr behalten ich schreibe auf dem Tablet, da achte ich nicht so drauf
****yo Frau
75 Beiträge
*******r93:

Im Endeffekt kommt es bei einem Hobby immer auf den grad der Motivation und der, in Ermangelung eines besseren Wortes, "Selbstaufopferung" an.
Als einfaches Beispiel ist mathe ein Hobby von mir. Ich kann mich Stundenlang mit Formeln und ähnlichem beschäftigen und habe meistens Spaß daran. Ich betreibe Mathe aber nicht aktiv, wenn es mir " über den Weg läuft" beschäftige ich mich damit, aber ich versuche nicht aktiv meinen Horizont zu erweitern.

omg! ich habe in der HTL mathe lieben gelernt. die eleganz der formeln, wie man eine riesige formel mit diesem und jenen zu der schlankeren und effizienteren essenz der formel formen kann....aaah, mathe. <3

mir gehts da übrigens genauso. wenn ich den rappel krieg sitz ich den ganzen tag über mathebüchern, aber ich mach das nicht regelmäßig, versuche mich nicht weiterzubilden etc pp. wenns mich überkommt überkommts mich, das isses auch schon.

*******r93:

Worüber hier diskutiert wird ist für mich einfach aus einem Unverständnis für die Probleme anderer geboren und das ist etwas, das ich als wirklich schlechten BDSM ansehe.

allerdings. ich war nach meiner registrierung in einem chatroom mit kA 40-50 leuten. das thema dauerhafte BDSM-beziehung kam auf, ich hab zum ausdruck gebracht dass das für mich im moment nichts ist da ich aus nem jahrelangen sexuellen winterschlaf erwacht bin und fürs erste auf gut deutsch rumhurn will.
wurde von zwei leuten sofort verteufelt, a la "so findest du nie einen ders ernst mit dir meint" und "wenn du so drauf bist hab ich kein interesse an dir".
ähm, also erstens, wer sagt dass es nicht nen guten dom geben kann dems in seinem leben grad genauso geht? und zweitens, danke für die info, ich hatte ebenfalls kein interesse an dir und habs jetzt, wenn überhaupt, noch weniger.

dieses sofortige verteufeln von etwas, dass der eigenen auffassung von "wie man das leben sollte" widerspricht hat mich stark an den stammtisch in nem beisl erinnert. nur mit BDSM halt. und wo man das nicht erwarten würd.

hab dann mal klargestellt dass das mein leben ist und ich das so zu leben gedenke wie ich es für richtig halte, da haben wir dann ein paar zugestimmt. war unterm strich also ausgewogen, aber trotzdem, sein hätt des ned messn.

*******r93:

PS.: Fehler dürft ihr behalten ich schreibe auf dem Tablet, da achte ich nicht so drauf

ich hätt keinen gefunden, war aber auch nicht im lektor-modus *zwinker* was tust dir das auch auf nem tablet an, für sowas hat man laptops erfunden *ggg* *baeh* *zwinker*
*******iac Mann
21 Beiträge
You're kink is not my kink, but you're kink is okay.
Exakt, suriyo. Wenn man sich nicht vorstellen kann, außerhalb einer Beziehung "BDSM zu praktizieren" ist das genauso okay, wie die Entscheidung als freie sub mit verschiedenen Dom Erfahrungen zu sammeln. Im BDSM ist Platz für tausenderlei Sexpraktiken und vermutlich ebenso viele Lebens- und Beziehungskonstrukte. Wer sich was davon herauspickt oder auch etwas für sich ganz persönlich entwickelt, geht niemanden etwas an. (Lassen wir selbst- oder fremdschädigende Extreme mal außen vor, das ist ein anderes Thema.)

Wenn also jemand sein Leben und sein BDSM anders gestalten möchte, als ich das für mich entscheiden würde, gilt: You're kink is not my kink, but you're kink is okay.
****yo Frau
75 Beiträge
*******iac:
You're kink is not my kink, but you're kink is okay.

wunderschön gesagt und trifft den nagel auf den kopf.
ich werds mir versuchen zu merken *g*
aktuell hab ich da "whatever tickles your pickle", das kommt auch so ungefähr hin.
******nee Frau
3.511 Beiträge
*********eeker:
Ich bin aber noch viel mehr festgelegt. Ich stehe auf Tease and Denial, auf Zeigen und Zusehen, auf Kampf und Herausforderung, auf Wut und Scham, auf Public Disgrace, auf eigentlich alle emotionalen Reaktionen, auf Tunnelspiele, auf Lustqualen vom Kitzeln über Schmerzen bis zu Edging ins Nirvana. Genauso festgelegt bin ich auf alles, was ich nicht mag. Ich kann Schmerz um des Schmerzens willen nichts abgewinnen, ich stehe nicht darauf bedient zu werden, meine Begeisterung schwindet, wenn jemand still leidet und aushält. Ich will sie oder ihn schreien, schimpfen und weinen und vor Lust vergehen sehen.

Und

*********eeker:
Gleichzeitig bin ich offen dafür, mit einem neuen Gegenüber neue Trigger zu finden.

finde ich sind zwei sehr wichtige Aspekte.
Die Frage ob man in seiner Neigung festgelegt ist oder nicht, bezieht sich schliesslich nicht nur auf die Oberbegriffe dominant, devot, masochistisch und sadistisch. Oder ob man es lieber in einer Session auslebt, oder im ganzen Altag auslebt.

Die eigene Neigung hat ganz viele Abspaltungen. Wenn man dominant veranlagt ist gibt es ganz viele Möglichkeiten inwiefern sich die vielen verschiedenen Aspekte miteinbringen. curious_seeker hat ganz schön beschrieben, wie sich die eigene Neigung in den vielen Aspekten ausprägen kann.
Man kann ganz enge Vorstellungen haben, wie genau man es haben möchte und nach denen man dementsprechend auch sein Gegenüber aussucht. Wenn man aber weiterhin bereit ist neue Trigger zu entdecken, dann ist man meiner Meinung nach Neigungsoffen. Wenn man sich festgelegt hat auf seine Trigger und findet es gibt für mich nichts anderes ist man meiner Meinung nicht Neigungsoffen.

Ich würde also die Überlegungen ob man Neigungsoffen oder nicht ist, auf die eigene Möglichkeit neue Trigger und Aspekte von BDSM erweitern, als sich auf die Frage ob man schon immer dominant, devot, switcher oder was auch immer beschränken. Denn die Neigung bezieht sich doch nicht nur auf diese Oberbegriffe, oder?

Ich bezeichne mich als Neigungsoffen, denn obwohl ich mittlerweile meinen Berreich auf der dominanten und sadistischen Seite, wie auch auf der masochistischen Seite festgelegt habe, bin ich immer bereit neues, bzw. neue Aspekte zu entdecken. Desweiteren bin ich immer bereit dazu erste Vermutungen die ich zu meiner Neigung erstellt habe durch die neu entdeckten Trigger zu verwerfen und neu zu bilden.
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