Amor und Nemesis
In allem soll sie ihre Freiheit habenIch kenne ihre geheimsten Gedanken
Denn ich habe sie ihr gegeben
Sie sammelt ihre Leidenschaft und gehört mir
Gerade weil ich mich von ihr zurückziehe
Und sie alles aufbietet, um mich an sich zu binden
Ein anderes Mittel als ihre Liebe hat sie dazu aber nicht
So ist diese Liebe ihre Waffe, die sie gleichsam gegen mich führt
Ihre Position in der Leidenschaft wird instinktiv
Sie kämpft für sich
Denn ich bin der Herr ihrer Liebe, über die sie bestimmen will
Was sie spürt und verneint
Mich will sie überwinden
Mich will sie für sich überwinden
Um eine höhere Ebene der Existenz zu erklimmen
Die sie ahnt
Seit wir uns lieben
Eine Ebene, die durch meine jetzige abweisende Kühle zu klarem Bewusstsein reift
Mit der sie mich gefangen nehmen will
Noch sind wir Gegenspieler, noch lange nicht eins, in diesem Spiel
Das ihre Leidenschaft erst formt
Bestimmt, fest, energisch, dialektisch
Herr und Dienerin
Herrin und Diener
Mit umfassenden, fesselnden Küssen
In sozusagen hiatischen Umarmungen
Finden wir unsere Freiheit
Je enger wir uns ineinander einschließen
Gerade weil wir uns jederzeit wieder verlieren könnten ...