Ich fühle mich nicht betrogen. Selbst damals war mir der Gedanke eines Seitensprungs nicht besonders schlimm vorgekommen. Bei einem Seitensprung stört mich nicht der Sex mit anderen Leuten - es hätte mich gestört, wenn er gesagt hätte, er geht mit Kumpels einen netten Abend verbringen und kommt vielleicht erst am nächsten Tag nach Hause, aber in Wirklichkeit trifft er sich mit einer Frau.
Das hat er aber nicht gemacht. Ich habe gewusst, dass er sich mit ihr trifft und ich habe gewusst, dass er bei ihr übernachtet.
Als wir gestern miteinander geredet haben, habe ich ihm auch gesagt, dass mich einzig und allein stört, dass er davon nichts erzählt hat, als ich ihn danach gefragt habe. Und dafür hat er sich auch entschuldigt. Ich habe nur ehrlich gesagt keine Lust, da jetzt ein Drama draus zu machen. Er hat mich "betrogen" und für manche Leute ist das schlimm und ein absoluter Vertrauensbruch. Für mich nicht, denn auf die Gegenwart hatte das überhaupt keine Auswirkungen. Warum sollte ich mich darüber aufregen? Sexuelle Exklusivität in einer Beziehung ist mir einfach nicht so wichtig.
Er hatte Angst, es mir zu erzählen. Es ist zu einer Zeit passiert, als wir über eine offene Beziehung gesprochen haben, unsere Beziehung aber noch nicht offen war. Mein Freund gehört zu jener Sorte, dem es manchmal unangenehm ist, über seine Ängste zu sprechen. Er hat mir erzählt, dass er Angst davor hatte, ich könnte ihm "zuvorkommen" und es entstünde ein Ungleichgewicht - dass ich am Ende mehr Sexpartner hätte, als er (als ob, ich bin der schüchternste Mensch der Welt). Also hat er eine Gelegenheit genutzt, weil er glaubte, er könnte besser damit umgehen, wenn er der Erste von uns ist.
Wenn man mal darüber nachdenkt ist das total lächerlich und ich hätte fast darüber gelacht. Es ist über ein halbes Jahr her und seine Gefühle und seine Einstellung haben sich mittlerweile auch geändert. Aber damals, als die Gespräche über eine offene Beziehung im Raum standen, hat er sich unnötig viel Druck gemacht. Er hat gedacht, mir sei das superwichtig, mit anderen Menschen Sex zu haben und ich würde es einfach tun, egal wie es ihm damit geht. Er kennt mich jetzt schon so lange, er sollte wissen, welche Dinge mir im Leben wirklich wichtig sind und welche nicht. Wir haben so viel geredet und reden auch immer noch so viel darüber, dass alles nun viel entspannter ist. Aber verschwiegen hat er mir seine Affäre bis zuletzt, weil er glaubte, ich wäre eine von jenen Frauen, die behaupten, sie hätten keine Probleme damit, aber dann, wenn es passiert, doch eifersüchtig reagieren und ihm den Fremdgeh-Stempel aufdrücken.
Ist nicht passiert und da ist dann auch gestern bei ihm der letzte Damm gebrochen und er konnte mir alles erzählen und war am Ende richtig erleichtert (wir hatten tollen Sex diese Nacht
).
In einer Beziehung passiert manchmal Mist. Ich bin nicht bereit, diese langjährige Beziehung zu einem Menschen, mit dem ich mein Leben verbringen möchte, wegen einem dummen Fehler aufzugeben, der mir nichtmal was ausmacht. Es gibt durchaus Fehler, die ich nicht verzeihen würde, aber ich habe keine Lust, auf irgendwelchen Prinzipien herumzureiten, nur weil wir damals noch keine offene Beziehung hatten.
Ich hätte ihn nicht für jemanden gehalten, der in einer festen Beziehung mit anderen Frauen herumknutscht. Aber er hat es getan.
Ich hätte ihn nicht für jemanden gehalten, der in einer festen Beziehung anderen Frauen in die Hose fasst. Aber er hat es getan.
Es überrascht mich kein bisschen, dass er nun doch schon Sex mit jemand anderem hatte.
Aber ich will ihn dafür nicht fertigmachen. Vielleicht erscheint das dem ein oder anderen naiv - das ist mir egal. Mir erscheint es lächerlich, mich deswegen ein halbes Jahr später noch aufzuregen, wenn ich gar keine Wut verspüre.
Was den Schutz betrifft, bleibt mir ja erstmal nichts anderes übrig, als ihm zu glauben. Sollte sich das irgendwann als unwahr herausstellen, würde ich ihm selbst Jahre später noch eine Standpauke halten, denn kompromissloser Safer Sex ist wirklich die einzige Regel, über die ich nicht hinwegzusehen bereit bin. Da gäbe es wirklich Krach.