Weihnachten in Höhfröschen
Bevor wir bei passender Gelegenheit auf Oma Otti zurückkommen:
In den vergangenen Jahren ist eigentlich kein Weihnachten ohne neue Erlebnisse aus der Bickelmannwelt vorübergegangen. In den letzten Monaten stand mir – aus sehr persönlichen Gründen – nicht der Sinn, nach lustigen Geschichten aus Höhfröschen. Aber ganz und gar nichts? Das kann ich den treuen Fans und Lesern nicht antun.
Die folgenden Szenen wird der eine oder andere aus seinem eigenen Erleben vielleicht kennen. Möglicherweise aber auch nicht. Ich lade Sie ein, mit mir unsere beliebte Rats- und Alibifrau, die stimmgewaltige Wortführerin des Landfrauenvereins, am Heiligen Abend zu besuchen: Kleinschmidde Gretel und ihren Adonis, der heuer etwas ganz besonderes plant. Viel Spaß damit
Gretel saß, eingedenk ihrer 124 Kilo Lebendgewicht, mit erstaunlicher Grazie und übereinander geschlagenen Beinen auf der Chaiselongue ihres altdeutschen Eichenwohnzimmers. Sie gestattete dergestalt Einblicke in die tiefsten Tiefen ihrer Dessous. Der Tannenbaum trug dieses Jahr ausschließlich Silber. Kugeln, Lametta, Kerzenhalter und sogar die echten Stearinkerzen waren silberfarben. Gretel trug, sozusagen als Kontrastprogramm, ein sündiges, rotes, enganliegendes Kleid aus weich fließendem Jersey, das gar nicht erst den Eindruck erweckte, auch nur ein Gramm ihrer erotischen Nutzfläche verbergen zu wollen und mit dem sie niemals, niemals in der Öffentlichkeit aufgetreten wäre.
Vor ihr kniete in demütiger Haltung der Vorsitzende des katholischen Junggesellenvereins mit Fahne, Sektion Höhfröschen. Wie wir aus anderen Geschichten wissen, handelt es sich dabei um ein dürres Männlein, dem es nicht nur um die adrette Witwe Gretel, sondern auch um deren beträchtliche Sachwerte geht. Dafür war er stets bereit, mancherlei Ungemach in Kauf zu nehmen. In der Hand hielt er eine kleine, bereits geöffnete Schachtel, die er seiner Angebeteten mit ausgestreckten Armen darbot.
„Un?“, meinte Gretel ungnädig. „Jäz saa schun doi Sprichelche uff, dass mer endlich bescheren kennen!“
"Alla. Eijoh. Gutt dann." -
„Wiwiwillst Du, Greredel Kleinschmimidt, meine Ehefrau werden und mich immerdar lieben und mimir in allen Didingen gehohorsam sein?“, stotterte er hervor.
„Zeiche emol her, was de do hoschd“, herrschte Gretel ihn an und grabschte nach der Schachtel. Sie entnahm die Pretiose, warf einen kurzen Blick darauf und versuchte sich das Ding über den Ringfinger zu würgen.
„Vadammt! Basst ned! Das do hädd ich mir jo denge kinne. Bleedmonn, bleeder!“
„Awwa, awwa, awwa“, murmelte der so Gescholtene „ich honne doch vorhär genau ausgemess.“
„Wo hasch Du denne ausgemess? An mir ned. Das wäs ich genau.“
„Nä, an dem Ring wo in dem Schisselche uff deim Nachtkäschdel leidt, wääschde? Der kläne goldene dort!“
"Was haschdn Du an moim Nachdkäschdel valor, Du Dollbohrer? Dänne Ring dort in dem Käschdel hon ich vun moiner Oma zur Kommunion kriet, do hadda noch gebasst."
Das Männlein knickte zusammen. Immer machte er alles falsch. Ständig meckerte sie an ihm herum. Der kleine Wutkloß in seinem Bauch, den er schon seit Jahr und Tag mühsam im Zaum hielt, begann zu wachsen.
„E bissl miggerich isser jo schun, doi Valobungsring do. Was hadn der koschd?“, goss die dralle Landfrau Öl ins Feuer.
„Beibei Gegeschenke frocht ma ned was die koschd hon“, versuchte er lahm zu widersprechen. „Emem gegeschenkte Gaul…“
„Was? Du kummsch mer do mideme Valobungsring aussem Kaugummiautomat un vazehlsch mir was vumme geschenkte Gaul? Willschde die Tracht Prieschel glei odda waade mer bis noda Bescherung?“, brüllte Gretel in einem Ton, der jeden Wehrmachtsfeldwebel vor Neid hätte erblassen lassen.
„Riehr mimich jo ned aan“, ermannte sich der künftige Bräutigam giftig. „Ich kinnt schunscht e Wutaanfall krien un do kekenn ich mich nimmi!“
„Du? E Wutaanfall? Ei bass emol uff dass ich ned glei e Lachaanfall krien. Wääschdu iwwahaupt wievill Kampfgewicht ich uff die Wooch bringe? Hasch Du mol in de Spichel geguggt, Du Spargeltarzan? Un iwwahaupt, bevor ich mich zu Doim Aantrach äußere, will ich erschd emol siehn uff was ich mich do inlosse. Hopp! Die Hosse erunna und stramm gestann!“
Gretel beugte sich vor, grapschte ohne scheu den Hosengürtel ihres Opfers, zog das Leichtgewicht zu sich heran und öffnete mit geschickten Fingern den Gürtel samt Knopf. In einer erstaunlich graziösen Bewegung riss sie die Hose samt Boxershorts nach unten.
Was sie sah, verschlug ihr den Atem. Sie schnappte nach Luft.
„Legg mich am Aasch! Das do sieht jo vielvasprechend aus.“
Gretel schluckte heftig. Sie leckte sich die Lippen und hatte zum ersten Mal seit Jahren wieder plötzlich aufkommende Hitzewallungen. Auf der Stelle nahm sie Fühlung auf und konnte ihre Erregung kaum noch verbergen als die Schlange unter der Hand erwachte.
„Un jäz zeich mir SOFOAT, wie das isch, wonn Du e Wutaanfall kriecht“, keuchte sie, während sie ihren Kontrahenten mit kräftigem Landfrauenarm ergriff und an ihren stattlichen Busen pappte. Das Paar fiel eng umschlungen auf die Couch und begann ein – im wahrsten Sinne des Wortes - feuriges Handgemenge.
Der unschuldige Tannenbaum musste weichen. Seine brennenden Kerzen rückten so unversehens in Reichweite der Kleinschmidtchen Gardinen und begannen dort langsam und vorsichtig ihr zerstörerisches Werk.