Gute Frage. Ich mache einfach mal drei Elemente aus, die unsere Vorlieben prägen.
1. natürliche Prägung
2. kulturelle Prägung
3. persönlicher Geschmack
Die natürlich Prägung ist wohl die dominanteste: Es dürfte nicht sooo viele Leute geben, die behaupten würden, dass Barbra Streisand hübscher ist als Emma Stone, dass Melissa McCarthy (oder Kate Moss zu ihren schlimmsten Zeiten) eine attraktivere Figur hat als Ashley Graham, dass das Erscheinungsbild von Danny DeVito ansprechender ist als das von Chris Hemsworth. Das sind harte Kriterien, die allgemein und persönlichkeits- und kulturübergreifend gelten dürften: hübsch ist besser als hässlich, kurvig ist besser als stark über- oder untergewichtig (bei Frauen), groß und muskulös ist besser als klein und nicht-fit (bei Männern). Ausnahmen bestätigen die Regel (wenn zB jemand ein Riesenfan von Barbra Streisand ist, aber Emma Stone hasst; oder jemand einen Fetisch für extremes Über- bzw. Untergewicht hat etc.), aber allgemein dürfte man sich drauf verlassen können, dass es zutrifft - und da fragt auch niemand, der normal ist, warum man solche Vorlieben hat und keine anderen.
Kulturelle Prägung sind Präferenzen, die durch das Umfeld bestimmt werden - was wirkt vertraut, was ist akzeptabel, was ist normal. Das wären ethnische Präferenzen (eine Japanerin dürfte einen Japaner einem Europäer mit vergleichbarer Größe und Figur vorziehen), kulturell bedingte Bodymods, die anderswo eher grotesk als sonstwas wirken dürften, bis zu einem gewissen Grad auch solche Konzepte wie die Idealfigur (wobei ich hier allerdings beim besten Willen nicht glaube, dass Frauen mit einem BMI von 35 mal als Schönheitsideal galten, nur weil Rubens die entsprechend gemalt hat) etc.
Und schließlich persönliche Präferenzen - die gehen teilweise mit einer (sub-)kulturellen Prägung Hand in Hand, können aber auch davon losgelöst sein. Ich persönlich bin beispielsweise nur bedingt ein Fan von der klassischen blonden Cheerleader-Tussi, die zumindest im US-Mainstream als DAS Ideal schlechthin gilt, sondern gehe mehr so in die Richtung dunkelhaariger Goth oder Motorradbraut. Das ist allerdings auch dem Umstand geschuldet, dass ich ersterer mehr oder weniger unbewusst unterstelle, dass wir keine Gemeinsamkeiten haben, und bei letzterer das Gegenteil der Fall ist - und es heißt auch nicht, dass diese Präferenz grundsätzliche Attraktivitätserwägungen aushebelt: Diese Vorlieben in Sachen Stil gelten für Frauen, die grob auf einem Level sind (und was das Level ist, wird von (1) bestimmt).
Letztlich glaube ich allerdings nicht, dass wir unsere Vorlieben selbst bestimmen. Wenn das der Fall wäre, dann könnte man es sich wesentlich einfacher machen, indem man nur auf diejenigen steht, die man auch tatsächlich haben kann und nicht auf unerreichbare Ideale.