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Ich entscheide mich für mich, aber nicht gegen Dich

@*******ine
Ich verstehe nicht, was Du sagen möchtest.

Es kommt ja offenbar nicht ganz so selten vor, dass in einer monogamen Beziehung ein Partner irgendwann mal keine (oder nur noch sehr selten) Lust auf Sex hat, der andere aber schon.

Wie soll sich denn der Verlangensstärkere Deiner Meinung nach denn verhalten?

A) in Abstinenz leben
B) Fremd gehen
C) sich dem Dilemma (wie beschrieben) entziehen
...
...

Auf was möchtest Du hinaus? Welche Meinung hast Du?
*********r_by Mann
546 Beiträge
********ne10:
Das gemeinsame wohl wird vom abstinent-monogamen beziehungsteil in exakt dieser Konstellation gesehen. Der will nicht anders, sondern genau so. Der findet das okay.

Nur aus der Nummer kommst du dann halt nicht mehr raus, außer mit Trennung,

Der Abstinente hat sich in dem Fall bereits aus der Beziehung getrennt. Eine Trennung ist dann nur noch eine Formalität. Er kann ja dann Monogam mit einem Kleiderständer zum Beispiel weiter leben. Irgendwo hörts dann auf.
******_me Frau
360 Beiträge
Man kann die Problematik übrigens durchaus auch auf andere Themen als monogam/nicht monogam *gaehn* übertragen.

Beispiel 1: A bekommt einen attraktiven Job auf einem anderen Kontinent angeboten, den er/sie annehmen möchte, B will am aktuellen Wohnort bleiben.

Beispiel 2: B möchte ein Kind, A nicht.

Wenn man von eher sonderbaren Konzepten (Wir führen eine Beziehung via Skype./B führt eine parallele Zweitbeziehung mit einem Partner, der den Kinderwunsch teilt.) absieht, läuft es auch hier darauf hinaus, dass entweder einer von beiden seine Position aufgibt oder man sich trennt.

Im Falle einer Trennung kann man das dann entweder als Entscheidung gegen den Ex-Partner auffassen oder betonen, dass es eine Entscheidung für sich selbst und nicht gegen den Partner war.
(Je nach Geschmack noch garniert mit einem "Tja,ich wollte die Beziehung ja nicht beenden, aber...")
Rhetorisch funktioniert das immer. Im auf den letzten Seiten diskutierten Beispiel kann der eine sich den Sex außerhalb der Beziehung suchen und sagen "Ich habe mich nicht gegen dich, sondern für Sex entschieden." und der andere beendet die Beziehung daraufhin und sagt "Ich habe mich für mein Beziehungsideal entschieden, nicht gegen dich."
Faktisch haben sich dann beide gegen das Fortbestehen ihrer Beziehung entschieden.
Es ist im Endeffekt nichts weiter als eine Frage der Betonung.

Die meisten Entscheidungen für das eine sind eine Entscheidung gegen etwas anderes.
Es geht lediglich um den Fokus.

Ich entscheide mich fürs Singeldasein und gegen eine Beziehung, für diese Beziehungsform und damit gegen jene, fürs Auto und gegen den ÖPNV, für Erdbeer- und gegen Vanilleeis, für beides und gegen die Bikinifigur...

Die Formulierung "Nicht gegen..., sondern für..." zeigt doch lediglich, wo bei der Entscheidung meine Aufmerksamkeit ist: Bei dem, worauf ich nicht verzichten möchte.

Manchmal mag sich dahinter eine Haltung verbergen, manchmal schlichte Höflichkeit ("...,dass wir uns für einen anderen Bewerber entschieden haben.")

Catuaba schreibt direkt auf Seite eins:
Geht es mir aufgrund eines Verhaltens/einer Bemerkung/einer Lebenseinstellung des Anderen nicht gut, denke ich nach und überlege, wie ich die Situation entschärfen oder sogar lösen kann.
Damit mache ich es mir nicht leicht und ich versuche, auch die andere Seite zu verstehen. Gelingt mir das nicht und merke ich immer mehr, wie sehr mich diese Situation/das Verhalten hinunter zieht, muss ich für mich die "Reissleine" ziehen und mich von dieser Situation/diesem Thema distanzieren.
Dabei ist mir bewusst, dass der Andere sich durchaus verletzt oder gekränkt fühlen wird, obwohl ich ihn ja gar nicht verletzen möchte. Ich möchte bei mir bleiben und dafür sorgen, dass es mir gut geht.

Klar kann man in so einem Fall sagen "Ich habe mich für meinen Seelenfrieden entschieden."
M.E. spricht aber auch nichts dagegen, einfach zu formulieren "Ich habe mich gegen diese für mich anstrengende Situation entschieden."

Für mich liegt der Schlüssel darin, sich nicht für oder gegen Personen, sondern für oder gegen Situationen zu entscheiden und das auch entsprechend zu kommunizieren.
**********r_NRW Mann
322 Beiträge
Im Beraterdeutsch...
... nennt sich das "positive Auslobung", bestes Beispiel: Das berühmte, hier gerne zitierte, "halbvolle" Glas hat objektiv den gleichen Inhalt wie das "halbleere". Oder nur was tatsächlich richtig Scheisse ist, birgt "Optimierungspotentiale".

Der Grad zwischen Höflichkeit, Überheblichkeit, Schleimerei und Verarschen ist m.E. da hauchdünn, Menschen, die im privaten so reden, genießen nur selten hohe Glaubwürdigkeit und müssen schon langfristig ein hohes Maß an Achtsamkeit vorgelebt haben, um ihnen solche Sprüche tatsächlich abzukaufen.
********ne10 Frau
2.040 Beiträge
@****ed me: großes Danke für den Schritt zurück und Blick auf das Gedankenmodel. Die Leistungsfähigkeit des Models besteht in der Interpretation von Ereignissen, nicht in der strukturierung von zwischenmenschlichen Interaktion (im Sinne grösstmöglicher gemeinsamer Nenner)

@****opo: es ging eben nicht um (m)eine Meinung dazu, wie sich der verlangensstärkere (oder auch der verlangensärmere) zu Verhalten haben, sondern um den (scheinbaren) dialektischen Wiederspruch in der Aussage, dass eine Entscheidung für mich, keine "gegen Dich" darstellt. Wicked Me hat mir da aber den Knoten im Kopf deutlich gelockert. Manche Sachen sind einfach Entscheidungen gegen einen Menschen. Jetzt könnte man wieder sagen, nicht gegen den Menschen, sondern gegen sein Verhalten (Blabla).
Es ist richtig, dass die Betrachtung eines halbvollen Glases andere emotionalitäten weckt als der Blick zum halbleeren. Der nächste sagt aber, was kümmert mich die gebindegröse, eine halbes Schnapsglas voll Goldstaub ist ne gute Sache! Ich muss mich nicht auf halbvoll oder halbleer konzentrieren. Ich kann auch einfach gut/schlecht finden was tatsächlich da ist.

In dem Sinne kann es durchaus eine innere Erleichterung sein, wenn man Entscheidungen als für sich positiv einstuft, ohne einen negativen Bezug zu anderen Gruppen aufzubauen (ich kann mit Genuss Klassik hören (->für mich), ohne dass ich alle Heavy Metaler für blöd halte(muss?), (->gegen dich)). Aber man kommt nicht immer um Konsequenzen herum. Und wenn man noch so schöne mentale schleifchen dran knüpft.
(Wenn man Pech hat, ist man ja ganz eng im Herzen weil man unbegründet denkt, wer nicht für mich ist, ist gegen mich.)
wicked_me
Klar kann man in so einem Fall sagen "Ich habe mich für meinen Seelenfrieden entschieden."
M.E. spricht aber auch nichts dagegen, einfach zu formulieren "Ich habe mich gegen diese für mich anstrengende Situation entschieden."

Für mich liegt der Schlüssel darin, sich nicht für oder gegen Personen, sondern für oder gegen Situationen zu entscheiden und das auch entsprechend zu kommunizieren.

Genau DAS habe ich doch geschrieben? *nachdenk* ....gegen die Situation, aber nicht gegen die Person

Damit mache ich es mir nicht leicht und ich versuche, auch die andere Seite zu verstehen. Gelingt mir das nicht und merke ich immer mehr, wie sehr mich diese Situation/das Verhalten hinunter zieht, muss ich für mich die "Reissleine" ziehen und mich von dieser Situation/diesem Thema distanzieren.

Oder habe ich mal wieder falsch verstanden?*rotwerd*
********lack Frau
19.017 Beiträge
@****aba

Es bleibt aber eine Entscheidung gegen die Person, weil sie mit der eben unauflösbar zusammen hängt.
Man schiebt eben die Entscheidung auf einen bestimmten Teil, den der/die andere nicht eingehen mag oder kann.
Anders wäre es, wenn es noch eine Alternative gäbe.
Z.B. Frau wohnt in A, Mann in B, Frau will nicht nach B, Mann nicht nach A, aber es gäbe ein neues C,
auf die sich dann beide einigen könnten.
Dann hat man sich gegen eine bestimmte Wohnsituation entschieden, aber es gibt immer noch eine Lösung die ein wir ergibt.

WiB
wib
Gegenargument, mal angenommen:

ein zeitlich begrenztes, berufliches Angebot für meinen Partner im Ausland stellt mich vor die Frage, gehe ich mit oder bleibe ich hier, weil ich eben hier auch meinen Beruf, meine Familie, mein Umfeld habe.
Ich lasse ihn gehen, weil ich seiner Karriere nicht im Weg stehen möchte, umgekehrt kann ich aber auch mein Leben nicht einfach so über Kopf werfen.

Ich liebe diesen Menschen, möchte eigentlich überhaupt nicht von ihm getrennt sein, weil er der Mensch ist, mit dem ich mein Leben und meine Zukunft teilen möchte (umgekehrt natürlich auch).
So...und dann kommt dieses berufliche Angebot für ihn. Natürlich freue ich mich für und mit ihm und unterstütze ihn, wo immer ich kann. Dennoch muss ich auch für mich entscheiden: gehe ich mit in eine für mich (vielleicht) vorerst ungewisse Zukunft? Lasse ich meine Familie zurück? Meinen Beruf? Muss und will ich kämpfen, am neuen Ort überhaupt wieder heimisch zu werden? Nein! Denn ich bin auch nur Mensch und habe meine Gründe, warum ich hier nicht weg möchte genauso wie der Andere den Wunsch hat, die Veränderung, die sich ihm bietet, anzunehmen. Er zwingt mich nicht, mitzugehen, ich zwinge ihn nicht, hierzubleiben.

Wo entscheide ich mich / wir uns in diesem Moment gegen den jeweils anderen Partner? Nirgendwo, unsere Entscheidungen (in diesem Fall) liegen einzig und allein in der Situation begründet.

Mit der Entscheidung gegen den Partner entscheide ich mich gegen unsere Liebe....aber genau das tue ich nicht. Ich lasse ihn, möchte aber nicht mitgehen. Liebe ihn aber trotzdem immer noch!

-----------------------

Fazit, nochmals*g*

Es gibt keine ultimative Lösung. Wir drehen uns im Kreis. Jedes hier genannte Beispiel bietet jedem von uns einen anderen Interpretationsspielraum und das ist gut so, weil wir unterschiedliche Menschen mit unterschiedlichen Ansichten sind.
Fazit, nochmals*g*

Es gibt keine ultimative Lösung. Wir drehen uns im Kreis. Jedes hier genannte Beispiel bietet jedem von uns einen anderen Interpretationsspielraum und das ist gut so, weil wir unterschiedliche Menschen mit unterschiedlichen Ansichten sind.


*blumenschenk* ...
@verspertine10
Ich finde das von dir angebrachte Bsp ziemlich gut, um zu zeigen wie unterschiedlich der Satz im Kontext zu sehen ist.

Es liegt ein Beziehungs-Patt vor, jeder hat eine unterschiedliche Stellung bezogen und sieht nur noch seins oder deins, das unser ist verschwunden.
Beide wollen zwar die Beziehung fortführen ("nicht gegen dich"), aber ihre eigene Position, die unvereinbar mit der des anderen ist, nicht aufgeben ("für mich").


In deiner Erstvorstellung der Problematik wird derjenige, der keinen Sex mehr möchte, als Verweigerer und Maurer beschrieben - unwillig sich zu erklären und Lösungsmöglichkeiten gegenüber verschlossen.
Diese Sicht teile ich nicht, da finde ich das von Mutabor eingebrachte Argument sehr gut: Wenn einer nur überreden will, dann will der andere eben nicht mehr reden.

Die Situation gleicht einem Schnellkochtopf unter Druck. Um ihn zu öffnen, kann man zum Ausgangspunkt zurück (abkühlen lassen) oder Gewalt anwenden und den Schaden dafür in Kauf nehmen.
Die Sichtweise der Machtausübung finde ich direkt fehl am Platze, sofern es sich um eine emotionale Beziehung handelt und nicht nur (noch) eine Zwecklebensgemeinschaft.


Das gemeinsame Sexleben schläft ja auch nicht über Nacht ein (es sei denn durch plötzliche Ereignisse), es ist ein längerer Weg bei dem beide es unterlassen haben, auf den anderen zuzugehen.

Es hat also über längeren Zeitraum einem weniger gefallen, als dem anderen. Sei es nun der Sex an sich, oder das zwischenmenschliche Drumherum. (zB Wenn man sich um den anderen bemüht, bis man Sex bekommt und es dann schlagartig nachlässt; wenn man sich nur nett verhält, wenn es Sex gab)

Über diese Zusammenhänge kann man auch alleine nachdenken, während man das Thema mal ruhen lässt und sich auf den Rest des Beziehungslebens konzentriert (=Druck rausnehmen).

Wenn man dann das Gespräch aufnimmt, sollte es ergebnisoffen bleiben, erstmal ausschließlich darum gehen, den anderen zu verstehen.
ZB: "Hat es sich für dich so angefühlt, als ob ich nur dann aufmerksam bin, wenn ich Sex will?"
"Wie hast du meine Reaktion empfunden, wenn du keinen Sex wolltest, obwohl ich wollte?"

Wenn man dem anderen Raum gibt um Kritik äußern zu können ohne Repressalien befürchten zu müssen, dann steigen die Chancen auch für konstruktive Gespräche.

Der Satz könnte dann folgende Interpretationen bekommen:

Ich entscheide mich für mich (=Sex gibt mir nichts und ich möchte keinen mehr), aber nicht gegen dich (=die Beziehung mit dir will ich weiterführen und kann deinen Wunsch nach Sex zwar nicht verstehen, aber akzeptieren und bin gewillt andere Möglichkeiten in Betracht zu ziehen)

oder:
Ich entscheide mich für mich (=ich will nicht auf Sex in meinem Leben verzichten), aber nicht gegen dich (=ich kann akzeptieren, dass du keinen Sex mit mir möchtest und bin bereit andere Möglichkeiten in Betracht zu ziehen)



Für mein Empfinden ändert sich die Bedeutung des Satzes beträchtlich, je nachdem ob man eine Kompromissmöglichkeit offenhält oder nicht.
Lässt man diese nicht, dann stellt man seine Wünsche klar über die des anderen und fällt somit auch eine Entscheidung gegen denjenigen.
Das ist nicht verwerflich und oftmals sicher auch für beide richtig, aber dann ist der Satz nur ein Schöngerede. Nett gemeint, aber das Ergebnis bleibt das Gleiche.
******_me Frau
360 Beiträge
Catuaba
Genau DAS habe ich doch geschrieben? *nachdenk* ....gegen die Situation, aber nicht gegen die Person

Eben. *g*
Vielleicht habe ich das unglücklich formuliert.
Du schreibst, dass Du eine Situation, nicht eine Person, verlässt, formulierst das aber in einem Satz, der explizit Personen einander gegenüberstellt.
Wer sich durch so eine Entscheidung tendenziell als Mensch abgelehnt fühlt (negatives Selbstkonzept/Unsicherheit/geringe Selbstachtung...), der wird das "nicht" in dem Satz quasi automatisch ausblenden -nicht aus Boshaftigkeit, sondern weil er/sie nicht anders kann.

Was ich meine, ist, dass man sich genau deswegen auch von der Formulierung "Für eine Person/(nicht)gegen eine Person" verabschieden kann, da die einfach hohe emotionale Brisanz hat.

Mein ganz persönliches und naturgemäß subjektives Empfinden ist außerdem, dass die klare Kante der Aussage "Ich habe mich gegen... ( z.B. den Verbleib in dieser Situation) entschieden." einer "für...aber nicht gegen..."-Formulierung etwas voraus hat, da sie weniger zur Diskussion einlädt.
Mein ganz persönliches und naturgemäß subjektives Empfinden ist außerdem, dass die klare Kante der Aussage "Ich habe mich gegen... ( z.B. den Verbleib in dieser Situation) entschieden." einer "für...aber nicht gegen..."-Formulierung etwas voraus hat, da sie weniger zur Diskussion einlädt.
*top*

So empfinde ich das auch! "... nicht gegen..." deutet eher darauf hin, dass noch Verhandlungsspielraum besteht.
Gibt es diesen nicht, dann hat der Satz den Beigeschmack, dass man die Entscheidung anders verkaufen will.
Es klingt halt netter.
Ich finde den Satz "Ich entscheide mich für mich, aber nicht gegen Dich" nicht zwingend egoistisch. Vielleicht kann man ihn so auslegen, aber das ist ja dann doch irgendwo auch eine Einstellungssache. Letztlich kann man es immer so hindrehen, dass es für einen selbst passt oder eben nicht.

******_me:
Wenn jemand so eine Aussage trifft...
...,tut man sehr gut daran, nachzufragen, was damit gemeint ist.

Das würde ich auch so sehen. Ich gehe sogar noch einen Schritt weiter und sage, dass das beim Entscheidungsdilemma „Ich will Sex haben, aber ich lebe in einer Beziehung mit einem Partner, der keinen Sex will" sogar der eigentliche Zweck der Übung sein kann.

Aktuell kontrolliert der verlangensschwächere Partner den Sex und sichert sich damit zugleich einen großen Einfluss auf die Beziehung. Im Regelfall wird es wohl so sein, dass der verlangensstärkere Partner schon mehrfach versuchte, mit dem Verlangensschwächeren darüber zu sprechen, aber abgeblockt wurde, weil dieser sich unter „Druck gesetzt“ fühlte. Somit besteht für den Verlangensstärkeren ein zweite Dilemma: „Ich möchte mit Dir reden, aber ich möchte Deine Gefühle nicht verletzten.“

Egoistisch wäre es vielleicht, die Beziehung zu beenden oder sich heimlich eine Affäre zu suchen. Hier würde ich gegen die Person entscheiden. Dann hätte der Partner nämlich keine Möglichkeit mehr Einfluss zu nehmen. Auf Sex zu verzichten hieße, sich dem Partner unterzuordnen und würde an Selbstaufgabe grenzen. Der Verlangensstärekere würde sich gegen sich selbst entscheiden. Wenn der er hingegen sagt:

„Ich möchte mir Dir eine Beziehung führen, die auf sexueller Exklusivität beruht. Ich bin aber nicht bereit, eine Beziehung mit Dir zu führen, die auf sexueller Abstinenz beruht.“


lässt er dem Partner eine Einflussmöglichkeit. Der Ball liegt nun beim Verlangensschwächeren. Und es liegt nun an ihm, ob er sich dem Entscheidungsdilemma entzieht oder sich der Herausforderung stellt. Wird er darüber sprechen, warum er keinen Sex mag oder entscheidet er sich für eine Trennung? Nur so kann Bewegung in die eingefahrene Situation kommen. Er akzeptiert die Situation nicht mehr, aber entscheidet nicht gegen die Person (den Partner). Was ist daran egoistisch?
******_me Frau
360 Beiträge
Diese entpersonifizierung erscheint mir ein bisschen zuviel political corecctness.

Ich kann mich natürlich voll auf die Situation konzentrieren. aber manchmal möchte ich auch klar formulieren können, du hast doch voll einen an der Waffel und machst die Situation erst unerträglich. Ändere dich oder hinfort mit dir, dann hört auch die Situation auf.

Absolut. Mir geht es auch mitnichten um political correctness.
Wie erwähnt bin ich durchaus eine Freundin des klaren "gegen" und wenn es eine "gegen dich"-Entscheidung ist, werde ich das auch exakt so ausdrücken.

Lediglich in der von der TE geschilderten Situation, in der es darum geht, klarzustellen, dass es nicht um eine Entscheidung gegen die Person als Mensch geht, halte ich es für klüger, die Wortwahl einfach dem Fokus entsprechend anzupassen.

Mit dem situationsbezug verwischt man für mich die klare Zuordnung von Verantwortlichkeiten.
So wie ich die TE verstanden habe, geht es ihr ja in den beschriebenen Situationen eben nicht darum, die Verantwortung beim Anderen zu verorten, sondern ausschließlich darum, zu konstatieren "Deine Haltung/Sichtweise/Lebensplanung ist mit meiner unvereinbar."

Ich habe nicht die geringsten Hemmungen, ggf. auch zu sagen "Ich entscheide mich gegen dich, weil dein Verhalten mir gegenüber inakzeptabel ist/mich nervt/frustriert/aufregt/kränkt."

Das geschieht dann aber in dem vollen Bewusstsein und akzeptierend, dass ich dem Anderen damit vielleicht ziemlich auf die Füße trete.
Erstens weil, da hast Du absolut recht, es für den Aderen durchaus sinnvoll sein kann, mal die Rückmeldung "Das war scheiße!" zu bekommen, zweitens aus dem wenig edlen Grund, dass ich keine Notwendigkeit sehe, Rücksicht auf jemanden zu nehmen, der sich mir gegenüber nicht entsprechend verhält.
********ne10 Frau
2.040 Beiträge
Für mich noch zuviel Ohm in essentiellen beziehungsdingen. Da stehe ich nicht weit genug über den dingen.

Aber ein klasse ansatz nicht davon aus zu gehen, dass man wegen verhalten xy von anderen nicht als person abgelehnt wird.

Als bedingte denkhilfe mag ich den ansatz.
wicked_me
Mein ganz persönliches und naturgemäß subjektives Empfinden ist außerdem, dass die klare Kante der Aussage "Ich habe mich gegen... ( z.B. den Verbleib in dieser Situation) entschieden." einer "für...aber nicht gegen..."-Formulierung etwas voraus hat, da sie weniger zur Diskussion einlädt.

So langsam komme ich an den Punkt des Verstehens *idee*

Interessanter Ansatz, gar nicht mal so unklug...ich denke drüber nach *blume*
*******sima Frau
2.437 Beiträge
Ich sehe das ganz genau so wie El_Topo_1970 und wicked_me in ihren letzten beiden Beiträgen. Wichtig ist die Unterscheidung zwischen dem Menschen und dem Verhalten eines Menschen. Ein Pauschal-Urteil über einen Menschen ("Du bist blöd/toll/gemein/unaufrichtig....") halte ich für vollkommen unangemessen, eine Beurteilung seines Verhaltens dagegen schon ("Das was Du da grade getan hast / wie Du Dich in dieser Situation verhalten hast finde ich blöd / toll / gemein / unaufrichtig").

Wenn ich feststelle, dass die Verhaltensweisen oder Charaktereigenschaften, mit denen ich mich nicht abfinden möchte in einem gemeinsamen Leben mit einem anderen Menschen diejenigen, die ich mag und die mir gut tun, übersteigen, muss ich eine Entscheidung treffen, ob ich die Situation so akzeptiere (resignativ) oder mein Unbehagen anspreche und mit dem anderen zusammen abkläre, ob es für dir einzelnen Bereiche, die ich gerne anders hätte, für uns Lösungsmöglichkeiten gibt, die wir beide tragen und akzeptieren können. Wenn das der Fall ist , wird die Beziehung weiter bestehen bleiben, wenn einer auf Dauer das Gefühl hat, er kommt damit nicht klar, wird er/sie selbst eine Entscheidung treffen müssen. Die kann dann schließlich lauten, dass man sich vom anderen trennt, aber es ist dennoch keine Entscheidung gegen diesen Menschen, sondern gegen ein Zusammenleben mit diesem Menschen, dem man auch nach einer Trennung nach wie vor noch herzlich zugetan sein kann.

Ein verantwortlicher und sorgsamer Umgang mit sich selbst, dafür ist jeder erwachsene Mensch, der sich im Vollbesitz seiner geistigen und körperlichen Kräfte befindet, in allererster Linie selbst zuständig und nicht andere , egal ob Partner, Kinder, Eltern, Freunde, Liebhaber. Ich kann andere um Hilfe bitten oder um ihre Meinung oder um einen Ratschlag, aber die Verantwortung, wie ich dies so in mein Leben integriere, dass es "passt" ohne dadurch die Freiheit eines anderen einzuschränken, liegt bei mir. Auch wenn ich mit einer Lösung dann selbst scheitern sollte.

Eine alte Dame in meinem Umfeld hat kürzlich, im siebzigsten Jahr ihrer Ehe, ihren dementen Mann, den sie bisher aufopfernd selbst gepflegt hatte, in ein Pflegeheim gegeben, weil sie selbst die Pflege nicht mehr leisten konnte und am Rand ihrer Kräfte stand.
Sie hat sich diese Entscheidung wahrlich nicht leicht gemacht und mir gegenüber genau die Worte gebraucht: " Es war eine Entscheidung für mich, nicht gegen ihn". Sie besucht ihn täglich im Heim und nimmt mindestens eine Mahlzeit gemeinsam mit ihm ein, sie sorgt dafür, dass er viel persönliche Zuwendung bekommt und jeden Tag angekleidet ist und aktiviert wird, aber sie ist nicht mehr 24 Stunden 7 Tage die Woche alleine "zuständig" und hat wieder Luft, einige Stunden am Tag Dinge zu tun, die ihr gut tun und ihre Kraftreserven wieder aufbauen.

Ich kann das nicht als egoistisch sehen, sondern als sehr verantwortungsvollen Umgang mit einer Situation, der sie nicht mehr gewachsen war. Und nach ihren eigenen Worten liebt sie ihren Mann immer noch, obwohl eine verbale Kommunikation im Sinn eines Austauschs oder einer Unterhaltung mit ihm schon seit mehreren Jahren nicht mehr möglich war.
.
*******icht Mann
3.453 Beiträge
Die Aussage "Ich entscheide mich für mich, aber nicht gegen Dich" verstehe ich als innere (Geistes-)Haltung. Ein Glaubenssatz, der die eigene Handlungsfähigkeit ermöglicht bzw. unterstützt, um nicht in einem Zustand zu verharren, der einem auf Dauer nicht gut tut und das eigene Leid verursacht.

Diese Aussage gilt für mich nicht als verbale Erklärung oder Rechtfertigung. Nicht dem anderen und nicht der Welt gegenüber.
**********r_NRW Mann
322 Beiträge
Das Beispiel von Tantrissima finde ich gut! Jemandem, der jahrelang richtig viel investiert hat, kann man so eine Aussage als authentisch abkaufen. Bei den meisten Anderen dagegen, würde ich es als salbungsvolles Gesülze wahrnehmen, um harten Wahrheiten aus dem Weg zu gehen.
********ne10 Frau
2.040 Beiträge
Jupp. Da bin ich jetzt auch dabei. Geisteshaltung. Nicht dogmatisch. Keine "handlungsempfehlung" für win-win Ergebnisse.

Aber auf die abstraktion verhalten/person komme ich trotzdem nicht vollstäbdig klar.

Für mich ist Verhalten irgendwie eine zu bewusste Aktion, als dass ich sagen könnte, mensch, dein verhalten ist bockmist, aber du bist okay.

P.S. selten so eine ruhige diskussion erlebt *g*
.
*******icht Mann
3.453 Beiträge
Für mich ist Verhalten irgendwie eine zu bewusste Aktion, als dass ich sagen könnte, mensch, dein verhalten ist bockmist, aber du bist okay.

Das Verhalten ist meist unbewusst. Verhaltensmuster. Es gibt zwischen Haltung und Verhalten einen Unterschied. Das Verhalten wird über Belohnung und Bestrafung beeinflusst.

Ein Beispiel dafür ist; ich stimme der Treue zu, weil sie von mir erwartet wird und sonst Konsequenzen drohen, dann ist das Verhalten. Ich ver-halte mich treu, obwohl ich es nicht bin. Bin ich aus innerer Überzeugung treu, ohne Erwartung oder Forderung von außen, dann ich das Haltung.

Oder ...

Mitarbeiter, die nur fleissig arbeiten, wenn der Chef zur Gegend ist, verhalten sich. Mitarbeiter die aus einer Haltung heraus fleissig sind, arbeiten auch dann fleissig, wenn der Chef sich nie blicken lässt.

Einen verhaltenen Menschen müsste man ständig kontrollieren, weil er unter Umständen situativ anders handelt (sich verhält) , als er dem zugestimmt hat, in einer Situation in der er sich unbeobachtet fühlt und damit keine unmittelbaren Konsequenzen drohen.

Das Verhalten hat für mich je nach Kontext eine andere Bedeutung.
*********r_8_6 Mann
131 Beiträge
Vielleicht ganz passenden, hatte ich im Forum mal bei einem anderen Thema verwendet:

Rede von Charlie Chaplin (16.04.1959)

Als ich mich selbst zu lieben begann,
habe ich verstanden, dass ich immer und bei jeder Gelegenheit,
zur richtigen Zeit am richtigen Ort bin
und dass alles, was geschieht, richtig ist –
von da an konnte ich ruhig sein.
Heute weiß ich: Das nennt man VERTRAUEN.

Als ich mich selbst zu lieben begann,
konnte ich erkennen, dass emotionaler Schmerz und Leid
nur Warnungen für mich sind, gegen meine eigene Wahrheit zu leben.
Heute weiß ich: Das nennt man AUTHENTISCH SEIN.

Als ich mich selbst zu lieben begann,
habe ich aufgehört, mich nach einem anderen Leben zu sehnen
und konnte sehen, dass alles um mich herum eine Aufforderung zum Wachsen war.
Heute weiß ich, das nennt man „REIFE“.

Als ich mich selbst zu lieben begann,
habe ich aufgehört, mich meiner freien Zeit zu berauben,
und ich habe aufgehört, weiter grandiose Projekte für die Zukunft zu entwerfen.
Heute mache ich nur das, was mir Spaß und Freude macht,
was ich liebe und was mein Herz zum Lachen bringt,
auf meine eigene Art und Weise und in meinem Tempo.
Heute weiß ich, das nennt man EHRLICHKEIT.

Als ich mich selbst zu lieben begann,
habe ich mich von allem befreit, was nicht gesund für mich war,
von Speisen, Menschen, Dingen, Situationen
und von Allem, das mich immer wieder hinunterzog, weg von mir selbst.
Anfangs nannte ich das „Gesunden Egoismus“,
aber heute weiß ich, das ist „SELBSTLIEBE“.

Als ich mich selbst zu lieben begann,
habe ich aufgehört, immer recht haben zu wollen,
so habe ich mich weniger geirrt.
Heute habe ich erkannt: das nennt man DEMUT.

Als ich mich selbst zu lieben begann,
habe ich mich geweigert, weiter in der Vergangenheit zu leben
und mich um meine Zukunft zu sorgen.
Jetzt lebe ich nur noch in diesem Augenblick, wo ALLES stattfindet,
so lebe ich heute jeden Tag und nenne es „BEWUSSTHEIT“.

Als ich mich zu lieben begann,
da erkannte ich, dass mich mein Denken
armselig und krank machen kann.
Als ich jedoch meine Herzenskräfte anforderte,
bekam der Verstand einen wichtigen Partner.
Diese Verbindung nenne ich heute „HERZENSWEISHEIT“.

Wir brauchen uns nicht weiter vor Auseinandersetzungen,
Konflikten und Problemen mit uns selbst und anderen fürchten,
denn sogar Sterne knallen manchmal aufeinander
und es entstehen neue Welten.
Heute weiß ich: DAS IST DAS LEBEN !

Charlie Chaplin an seinem 70. Geburtstag am 16. April 1959

Sind für mich sehr wertvolle Worte.

Grüße
Daniel
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