Julias Sommer - ein Verskurzroman

Besonders unbekümmert war Julia in jenem Sommer
Grundlos glücklich
Mit roter Seidenschleife verknotet im blonden Zopf
Sie summte, sie blühte, sie tänzelte
Umgeben von der Aufmerksamkeit vieler Verehrer
Doch nur Sascha gefiel ihr
Aber sie fürchtete sich vor ihm
Seine schweigsame Liebe, tief, unergründlich, erschreckte sie
Genauso das kaum gezügelte Feuer in seinen Augen
Sie errötete, wenn sich ihre Augen mit seinen trafen
Und eines Juliabends willigte Julia in die Ehe
Mit dem Notar Zimon Zimonowitsch ein
Mehr um Sascha und dem beunruhigend Fremden zu entgehen.

Jetzt überpudert sie nach Jahren ihr verschwollenes Gesicht
Beißt sich auf die Lippen
Weil sie die Tränen von neuem aufsteigen fühlt
Und obwohl Zimon weiß
Dass die Tränen ihrer verlorenen Jugend gelten
Verzeiht er ihr diese Tränen nicht
Ja, eine große Liebe ist in ihrem Leben gewesen
Begraben jetzt in ihrem Herzen
So fühlt sie sich übergangen vom Schicksal
Gezwungen vom Schicksal einem Ungeliebten gehorsam zu sein
Trost nur noch in Demut suchend
Denn insgeheim weiß sie
Dass sie auch Sascha nie geliebt hat
Nur die kurze Sorglosigkeit eines schon lang vergangenen Sommers ...