@TE
Ich finde nicht, dass hier im Thread ein BDSMler versucht hat zu missionieren.
Es wurde von einigen erklärt, dass für sie BDSM ein wichtiger Teil ihrer Sexualität, ihres Lebens ist, und dass sie sich Beziehungen ohne BDSM nicht vorstellen können.
Darin sehe ich keine Missionierung. Auch keine Selbstdarstellung im Sinne von „BDSMler sind besser“ lässt sich erkennen. Es wird gesagt, dass Sexualität für den Betreffenden/die Betreffende langweilig ist ohne BDSM. Das ist eine persönliche, vollkommen legitime, Bewertung, keine allgemeine.
Wie Du selbst im EP schreibst, bist Du hier um sexuelle Abwechlung zu finden.
Mit diesem Wunsch bist Du grundsätzlich hier nicht alleine, aber jeder/jede versteht nun mal was anderes darunter.
Aber zurück zu Deiner Ausgangsfrage:
*P:
Irgendwie bekomme ich das Gefühl nicht los, dass sich die meisten hier in einer "50 Shades of Grey"-Welt befinden.
Kaum noch ein Profil ohne den Wunsch BDSM "auszuprobieren", den Wunsch nach "hartem" Sex zu äußern. Und auch in meinen Gesprächen kommt irgendwann - fast unweigerlich - die Frage: Bist Du auch richtig dominant?
Obwohl ich mit einem gesunden Selbstbewusstsein ausgestattet bin, ertappe ich mich dann immer wieder, dass ich mich fast rechtfertige, nicht ein "Herr" sein zu wollen und meine Partnerin nicht nur als Lustobjekt betrachten zu wollen.
Klar: Irgendwie suchen wir hier ja (fast) alle nach sexueller Abwechslung. Sonst würden wir ja bei Hund&Haus chatten und tratschen .
Aber lässt sich diese Abwechslung wirklich nur noch durch Dominanz herstellen? Indem ich nicht auf die Wünsche meiner Partnerin eingehe und sie "nur" als Lustobjekt betrachte? Ihr - im Extremfall (der gar nicht so oft gefordert wird) - auch Schmerz zufüge oder sie erniedrige?
Wobei sich die Frage gleich anstellt: Wenn ich meiner Parnterin zu Liebe dominant bin, bin ich da eigentlich dominant (Ne, ist schon klar. Sollte nur ein Witz sein)?
Kaum noch ein Profil ohne den Wunsch BDSM "auszuprobieren", den Wunsch nach "hartem" Sex zu äußern.
Dass momentan viele Frauen Mr Grey suchen bzw. mal das was im Film und Buch beschrieben wurde ausprobieren wollen ist irgendwie verständlich und auch nicht zu ändern.
Dies hat aber erst mal weniger mit einer Neigung zum BDSM zu tun, sonder vielmals einfach nur mit Neugier.
Ob die betreffenden Personen wirklich dann dauerhaft BDSM betreiben kann nur die Zeit zeigen.
Klar: Irgendwie suchen wir hier ja (fast) alle nach sexueller Abwechslung. Sonst würden wir ja bei Hund&Haus chatten und tratschen
. Aber lässt sich diese Abwechslung wirklich nur noch durch Dominanz herstellen?
Nur noch ist sicher nicht richtig. Wenn ich mir die Suchergebnisse im meinen Umkreis ansehe, gibt die überweltigende Mehrheit der Frauen „Weder noch“ bei Dominat/Devot an.
Nur wenn jemand hier ist, um genau diese Neugier nach BDSM und D/s zu befriedigen, dann gilt genau Deine Frage als Feststellung: Diese Neugierde lässt sich nur durch Dominanz bzw. Devotion befriedigen.
Ich gehe jetzt mal von mir aus:
Für mich macht eine Beziehung mit einer Frau keinen Sinn, die nicht meine Neigungen im BDSM teilt. Das ist keine Vermutung, sondern eine Festellung, die ich aus meiner Lebenserfahrung heraus getroffen habe. Auf Dauer würde das Unterdrücken meiner Neigungen und Bedürfnisse unweigerlich zu schweren Konflikten und zum Scheitern der Beziehung führen.
Du meinst zwar die Frage,
Wobei sich die Frage gleich anstellt: Wenn ich meiner Parnterin zu Liebe dominant bin, bin ich da eigentlich dominant
(Ne, ist schon klar. Sollte nur ein Witz sein)?
sei ein Witz, aber dem ist mit Nichten so, sie ist ein Schlüssel zum Verständnis der Problematik.
Gespielte Dominanz, dem/der PartnerIn zu lieb, befriedig keinen von beiden und macht somit auch keinen Sinn. Hier passen einfach die Phantasien und Wünsche nicht zusammen. Genau so spricht einen/eine Dom/FemDom gespielte Devotion nicht an. Das was Du beschreibst fällt unter Topping from the Bottom.
Wie schon gesagt geht es hier um die Andersartigkeit des erotischen Reizes, der den BDSM Bereich definiert. Das ist weder besser noch überlegen, sonder einfach anders.
Jemand der nicht die Veranlagung hat aus dem Erleiden von Schmeerz direkt oder indirekt Lust zu ziehen und damit in Extase zu kommen wird das vielleicht mal ausprobieren, es aber sicher nicht wieder tun.
Dies gilt für Sadisten, Dominante und Submissive ebenso auf ähnliche Weise.
Das macht es auch für Außenstehende so schwierig den Kick an SM und D/s zu verstehen. Wenn ich aus der artigen Praktiken keine Lust ziehen kann, dann ist es nur Schmerz, Demütigung,...., also etwas was für Menschen ohne die entsprechenden Veranlagungen nichts erstrebenswertes ist, nein es ist sogar etwas was man ablehnt und fürchtet.
Für dich mag es deshalb vielleicht unbegreiflich sein, dass Masochistinnen SM als essentiell für eine Beziehung ansehen, oder sexuell devote Frauen es als essentiell ansehen, dass die Bezihung im D/s Machtgefälle gelebt wird.
Das hat nichts mit Überlegenheitsdenken oder Extravaganz zu tun, es ist für sie eine grundlegendes Bedürfniss, ohne dass sie nicht befriedigt werden.
Hier spielt dann noch, in unserem Alter, der Altersaspekt eine Rolle. Viel Subs, ab Mitte 30, hier im Joy geben an, dass sie nach mehreren bzw. langen Vanilla-Beziehungen relativ spät zum BDSM gefunden haben. Ließt man die Threads zu diesen Themen, so findet man oft, dass diese Menschen immer entsprechende Phantasien hatten, sich aber nicht trauten sie auszuleben. Erst durch Trennung, Scheidung, Auszug der Kinder, öffnen der Beziehung haben sie dann ihre Neigungen ausleben und kennenlernen können.
Dass diese Menschen dann natürlich sehr überzeugt von ihrem neuen Weg sind, gerade wenn der innere Kampf mit Scham und Selbstzweifeln erfolgreich geschlagen ist, ist, so glaube ich zu mindest, durchaus verständlich.
Das hat dann auch nicht wirklich was mit Missionieren zu tun, sondern viel mehr mit Euphorie und Freude, dass sie endlich das gefunden haben, was immer fehlte, was sie aber nie suchten, weil sie garnicht wussten, dass es fehlte.
*P:
Ich finde einfühlsamen und sinnlichen Sex toll! Und für mich ist dabei Blümchensex nur der eine Pol davon. Daneben (oder darüber hinaus) fallen mir auch noch viele andere Dinge ein, die nichts mit Dominanz oder Gewalt zu tun haben, aber trotzdem sehr intensiv und "schmutzig" sind. Und dabei begegnen sich beide dann trotzdem auf Augenhöhe.
Du machst hier selbst die „Höher, Schneller, Weiter“-Nummer auf.
Es freut mich wirklich aufrichtig für Dich, dass Du die für Dich erfüllenden Formen und Praktiken von Sexualität gefunden hast.
Aber niemand muss genau diese Erfüllung, mit genau der gleichen Kombination von Formen und Praktiken, teilen.
Das nicht mit Wertigkeit oder Qualität zu tun.
Letztlich geht es bei Sexualität nur um Extase, Erregung und körperlich wie emotionale Befriedigung. Und jeder muss für sich ganz alleine rausfinden was im diese verschafft.
Ich beschäftige mich seit über 10Jahren mit Tantra es ist, genau wie das BDSM, ein zentraler Teil meiner Lebensphilosophie.
Ich kenne viele Menschen, die nichts mit Tantra anfangen können, weil es ihnen einfach nichts gibt, es für sie einfach nicht funktioniert. Auch mein polyamorer Lebensweg ist für viele unverständlich, da sie einfach nicht polyamor sind.
All das macht mich aber nicht besser als sie, oder sie besser als mich, wir sind einfach nur anders und wir sind bezüglich einer Partnerschaft einfach inkompatibel.