Wenn Er "nur Sex" haben will und Sie vielleicht auch "nur Sex" haben will, ist das nicht mehr und nicht weniger, als das sogar von der UN geschützte Recht auf sexuelle Selbstbestimmung. D.h. es geht das ausschließlich darum, ob die Beiden "einvernehmlich" Sex haben wollen oder nicht. Ich finde es ziemlich anmaßend, individuelle Moralvorstellungen - noch dazu ohne jede Kenntnis der individuellen Umstände - gerade hier auf dieser Plattform - zu Abwertung von Lebensentwürfen zu nutzen, die sich vom eigenen unterscheiden.
Mal abgesehen davon, dass es m.E. jede Menge freiwillige und schicksalhafte Umstände geben kann, die sogar ein Einvernehmen mit dem Ehemann begründen könnten, womit dem Moralelement wohl jeder Boden entzogen sein dürfte. Teilnehmern dieser Plattform sollte man die Vertrautheit mit Begriffen wie "Swinger", "Wifesharer" oder "Coockold" ja unterstellen können. Auch dass der Mann krankheitsbedingt asexuell sein könnte und seiner Frau es - gerade
in einer Liebesbeziehung - gönnt, sich das von ausserhalb zu holen, was er ihr nicht geben kann, scheint das geistige Vorstellungsvermögen mancher schon zu überfordern.
Oder sollen wir zurück zu der bigotten Moralapostelei aus dem Mittelalter, mit der Steinigung - natürlich ausschließlich weiblicher - Ehebrecher(innen), die in manchen archaischen Gesellschaften selbst heute noch gelebt wird? Wo bleibt der Humanismus? Wo zieht man die Grenze?
Jeder muss für sich selbst entscheiden, ob man Treue vom Partner fordert oder nicht. Die Konsequenz kann aber nicht sein, einem Partner, der nicht mehr treu sein will, diese Treue aufzuoktroyieren und so Gewalt über ihn auszuüben. Die Konsequenz kann nur sein, wenn der Partner dieser "conditio sine qua non" nicht mehr genügen will, die Beziehung zu beenden. Dabei sind auch die Kinder eher eine Verpflichtung diese Trennung mit Anstand und rechtzeitig zu vollziehen, bevor die enttäuschten Erwartungen zum Krieg führen, und ihnen eine Statistenrolle in einem Desaster zugemutet wird.
"Fragen darf man" gilt also auch in solchen Fällen! Ebenso, wie man natürlich die Antwort "Nein", selbst wenn sie nur subtil angedeutet wird, sofort akzeptieren und ggf. mit den Konsequenzen leben muss! Deshalb würde ich es mir, wie schon gesagt, bei Nachbarn und in der Company verkneifen. Aber moralisch verwerflich? Definitiv nicht! Und schon gar kein Tummelplatz für selbsternannte Religionspolizisten, welcher Konfession auch immer.