*********1988:
Wie seht ihr das mit der treue, wenn man sich Versuchungen hingibt, um in speziellen Ausmaßen Dinge erleben und kennen lernen zu wollen, aber die Beziehung nicht verlieren will?
Ich bin an sich niemand, der gesteigerten Wert auf sexuelle Exklusivität als moralischen Wegweiser legt - ich kenne den ein oder anderen Menschen, der seinem Partner untreu geworden ist (mein eigener gehört dazu) und habe nie jemanden dafür verurteilt.
Allerdings finde ich es schon wichtig, sich in Beziehungen an Abmachungen zu halten. Gegen diese zu verstoßen kann ein böses Erwachen geben, man setzt so einiges aufs Spiel und wirklich gelöst werden Probleme dabei meist auch nicht, sondern eher verdrängt und verlagert. Man tut sich damit eigentlich selbst keinen Gefallen.
Ich kann verstehen, wenn man starke, sexuelle Wünsche bis hin zu ausgewachsenen Fetischen hat, dabei in der Beziehung aber auf taube Ohren stößt und dann versucht, das eben außerhalb der Beziehung auszuleben. Ich würde dennoch immer erst versuchen, mit meinem Partner darüber zu reden, anstatt einfach pauschal anzunehmen, auf Unverständnis zu treffen.
Es ist auch wichtig, sich selbst zu fragen, wie groß der Drang nach Umsetzung ist. Nicht jede Fantasie muss ausgelebt werden, wenn die Basis eigentlich nur ein wenig Neugierde ist. Dafür muss man ja seine Beziehung nicht aufs Spiel setzen.
Allerdings gibt es halt schon Wünsche und Fetische, die einfach Teil der eigenen Sexualität sind und wo man kreuzunglücklich wird, wenn man diese nicht ausleben kann. Und hier finde ich zum Beispiel nicht, dass man sich ein Leben lang kasteien sollte, nur um eine Beziehung aufrecht zu erhalten, die einen aber unglücklich macht. Da hilft dann wirklich nur mit offenen Karten spielen und im schlimmsten aller Fälle eine Trennung. Seitensprünge mögen einem für eine Weile Befriedigung verschaffen, aber man halst sich ja durch die Heimlichtuerei nur noch mehr Probleme auf. Ob es das wert ist? Muss jeder selbst entscheiden. Ich halte es nicht für den besten Weg, drehe aber auch niemandem einen Strick deswegen.
Für mich ist es so, dass es durchaus zwei Dinge gibt, die ich außerhalb der Beziehung ausleben möchte. Einerseits, weil mein Partner selbst einfach nicht darauf steht und nicht der Typ dafür ist (ausprobiert, gescheitert), aber andererseits, weil ich es tatsächlich auch nicht mit ihm ausleben
möchte. Ich kann einfach nicht, es fühlt sich seltsam an, weil ich ihn liebe und meinen Alltag mit ihm verbringe, ich diese zwei Dinge aber von meinem Alltag strikt trennen möchte und, nach meinem Gefühl, auch nicht mit jemandem ausleben könnte, in den ich verliebt bin.
Noch habe ich nichts davon ausgelebt, auch weil ich bei der Suche recht wählerisch bin. Aber auch, weil ich die Beziehung zu meinem Freund nicht weiter strapazieren möchte. Er weiß davon, wir haben aktuell eine offene Beziehung, und trotzdem fällt der Gedanke ihm unheimlich schwer. Da warte ich lieber, bis ich Gewissheit habe (er kommt damit klar, oder er will die Trennung), bevor ich etwas Unüberlegtes tue.
Wir gehen zur Paartherapie.