Das Künstlerinnen - Date
Das Date mit einer Künstlerin ist ein Spezialfall des Datings. Denn jedes Date mit einer Künstlerin ist anders. Sogar mit ein- und derselben Person. Das meint, wer eine Künstlerin zu einem 2. Date trifft, muss damit rechnen, dass er einer ganz anderen Frau begegnet als beim ersten Mal und dreimal hingucken. Langweilig wird das nie. Denn jedes Date, jede Begegnung ist eine Performance und ein offenes Kunstwerk. Künstler sind in der Regel multiple Persönlichkeiten, die Auftritte inszenieren und das gilt auch für’s Bett, dass an einem ganz anderen Ort fließender Energien stehen kann als beim letzten Sex oder in einer völlig anderen Rauminszenierung. Wenn sie zudem einen Fotografen-Freund dazu engagiert hat, beginnt es ernst zu werden. Wer will schon als männliche Mona Lisa in irgendeinem Provinzmuseum in Kasachstan enden? Oder als Modell in einer alternativen Günther-von-Hagen-Ausstellung, sorgsam plastinieret und noch immer mit Dreitagebart und Zigarette im Mundwinkel mit einen ebenfalls konservierten Pinscher an der Leine. Titel: Die deutsche Nachtwache. Wo waren wir ...? Ach ja, - jedes Date ein Ereignis, ein kreatives Urgeschehen, eine spektakuläres und nicht mehr wieder gut zu machendes Erlebnis, ein ästhetisches Feuerwerk, bei der durchaus Deine Bude niedergebrannt werden kann, wenn es nicht gleich Dein Herz ist.
Wer also eine Künstlerin datet, sollte wissen, worauf er sich einlässt. Wenn er es nicht weiß - keine Versicherung auf diesem Planeten kommt für die Schäden auf und auch die Mitgliedschaft beim ADAC, in der Katholischen Kirche oder bei Bayern München nützt gar nichts, wenn Dir eine Künstlerin über den Weg läuft. Entweder trittst Du die Flucht an und bringst Distanz zwischen Euch - oder Du bist verloren - und zwar für immer. Das kann keine Traumatherapie in der Volkshochschule oder in einer femininen Männergruppe hinbiegen.
Nach dem ersten Date - und egal wie dieses ausgeht - wirst Du immer ein Teil Ihres Lebens bleiben, eines von tausenden Projekten in ihrem Kopf, ein offenes Kunstwerk ihrer Weltsicht und ihres Männerbildes auch auf Instergram.
Der Anfang vom Ende besteht meist in der musealen Anerkennung - wenn Du Glück hast, nur Deines Körpers und wenn Du Pech hast, Deines ganzen armseligen Existenz.
Denn Nachts im Museum auf einer altrömischen Säule völlig nackt auf einem Bein zu stehen ist anstrengend. In der rechten Hand eine Kerze, in der linken ein Glas Champagner (als Polarität von Erkenntnis und moderner Dekadenz), unter Dir ein Meer an Plastiktüten als Anspielung auf die globale Umweltverschmutzung - das Ganze betitelt mit „Der Säulenheilige des 21. Jahrhunderts“. Kunstfreunde aus aller Welt machen derweil ein Selfie mit der lächelnden Künstlerin. Aber die Muse verspricht Dir nach 5 Stunden Performance, Dich zu küssen. Diesen Preis musst Du bereit sein als Mann zu zahlen - oder Dich gleich Günther von Hagens Körperwelten andienen. Das Harte spürst Du dann nicht mehr. Und: nur die Harten kommen in den Künstlerinnen-Garten!
© Dreamy2017