Das devote Dating

Das devote Dating beschäftigt sich diesmal nicht mit der schnöden äußeren Gestaltung eines Dates wie z.B. welche Blumen überreiche ich ihr an diesem Abend. Solche Dinge sind auch mehr zufälliger Natur, welche Zierpflanzen gerade in Nachbars Garten blühen, und damit zweitrangig.

Nein, es darf uns heute die innere Haltung beschäftigen für ein angemessenes Auftreten zu diesem denkwürdigen Ereignis eines Dates, das ja von Erfolg gekrönt sein soll, wenn Herzen dahinschmelzen und Amor endlich nüchtern erscheint nach der letzten komatösen Sause unter Palmwedel.

Es gibt eigentlich nur eine Haltung, eine psychische Disposition, die diesem Ereignis angemessen scheint, die der Devotion und der Demut, etwa in der Erwartung: „Oh - ein Date! Dass ich das noch erleben darf!“ Egal, ob es sich bei der Datepartnerin um die ehemalige Weinkönigin von Oberammergau, die zugleich die Dauerbesetzung der Maria bei den Passionsfestspielen handelt oder beim Datingpartner um den ehemaligen Boxweltmeister im Fliegengewicht, der gerade wieder sein Diätprogramm bei Youtube promotet und daher noch nur Schattenboxen betreibt.

Um eine solche devote Haltung verinnerlichen zu können, stellen Sie sich vor, dass dies das erste Date seit 30 Jahren ist oder aber das letzte, bevor Sie die Unterschrift leisten für den Service des Beerdigungsinstituts Ihres Vertrauens. Die Vorstellung allein schon sollte für die nötige Demut sorgen, sich fokussiert auf das kommende Date einzustellen.

Noch einige Tipps für das devote Dating.
Es ist völlig unnötig, zum Abendessen ein Paddel, eine Peitsche, Penisring, Handschellen oder sonstige Werkzeuge aufzubieten und ihm oder ihr vor dem 2. Menügang „die Instrumente“ zu zeigen. Diese Methoden der mittelalterlichen Inquisition sind aus der Mode gekommen und dürfte das freie Gespräch während des Essens in unappetitliche Richtungen lenken.

Seien Sie als Mann freigiebig. Natürlich kommen Sie für alle Kosten, einschließlich der Hotelrechnung und der Anreise aus Alaska auf. Sollten Sie als Dame ein begehrtes Date mit einem Ölscheich aus dem Nahen Osten ergattert haben über JC, dann seien Sie auch dort nicht geizig. Es ist nun mal der kulturelle Hintergrund, dass Ihr Dating-Partner mit der gesamten Sippe samt Harem anreist. Schließlich erhalten die meisten Frauen nur einmal diese Chance im Leben. Seien Sie also nicht kleinlich bei der Übernahme der Rechnung für Ihren Ölprinzen! Wenn Sie Glück haben, trägt nach dem gelungenen Date das Lieblingskamel Ihren Namen.

Widersprechen Sie nicht dauernd Ihrem potentiellen DOM, auch wenn er zum 20 zigsten Mal wiederholt, dass die Erde doch eine Scheibe sei und Timbuktu auf den Philippinen liegt, wo das Bier besonders günstig abgegeben werde. Widerspruch stört die Harmonie des Abends. Und es ist auch kein Zeichen der Devotion darauf zu bestehen, dass nun mal die Mona Lisa von Leonardo und nicht von Picasso gemalt wurde. Lassen Sie ihn in dem guten Glauben; es kostet ja nichts und kulturelle Defizite erscheinen ja nicht auf der Rechnung des Restaurants.

Das devote Dating erfordert eine gewisse Selbstdisziplin. Vielleicht brauchen Sie ein Coaching. Ein guter Freund, eine gute Freundin ist sicherlich bereit, das angemessene Verhalten mit Ihnen einzuüben. Leider ist es ein Mangel unserer Volkshochschulen und der Fördermaßnahmen der Arbeitsagenturen keine passenden Kurse dazu anzubieten, wo doch sicherlich eine reichliche Nachfrage vorhanden wäre. Aber mit ein bisschen Mut und Eifer bekommen Sie das auch selbst hin. Viel Erfolg!

©Dreamy2017