Ich bin als Mann auch nur eine Frau
Neulich sagte ein mehr als ein bisschen schwuler Freund zu mir nach mehr als ein bisschen Wein in der Straußwirtschaft: „Du bist zwar hetero, aber das ist auch schon der einzige Nachteil an Dir. Lass uns doch heiraten ...“Ich fragte zurück: „Und was ist mit dem Sex?“
„Ach“, sagte er, „Sex wird so was von überbewertet; lass uns den Steuervorteil nutzen!“
Jetzt haben wir den Salat. Schwule Männer sind soweit, auf Sex zu verzichten, wegen des Ehegattensplittings. Da haben wir jahrzehntelang für die sexuelle Befreiung gekämpft, Heteros und Homos nebeneinander und miteinander und nun will mein schwuler Freund eine „Josefsehe“ eingehen, also ein quasi zölibatäres Leben führen, nur um ein paar Euros den gierigen Händen des Finanzamtes zu entwinden in Zeiten, wo sowohl Heteros als auch Homos kaum Zinsen bekommen.
„Du wärst die Frau in unserer Beziehung“, sagte mein Freund.
„Oh ha!“
Ich bin erstaunt. Ganz neue Perspektiven tun sich auf. Also die alten Rollenbilder funktionieren wenigstens doch noch.
„Du bist natürlich voll emanzipiert als Frau“, sagte mein Freund.
„Das heißt also, ich darf den ganzen Haushalt machen: putzen, waschen, kochen, bügeln, Garten, Küche, Kirche ohne Kinder? Und Shopping Queen?“
„Ja doch!“, sagte er „und mit mir ins Kino gehen. Schließlich warst Du früher in der Deiner Ehe auch eine zeitlang Hausmann, dann kannst Du jetzt auch die Hausfrau geben. Endlich kannst Du Deine wahre Bestimmung leben - und wir sparen noch Steuern“.
„Und Sex mit einem weiblichen Teil der Menschheit? Ich mein ja nur, so als Spaß an der Freude ...?“, fragte ich.
„Nun, wenn es unbedingt sein muss ... Du bekommst dann ein Wochenende frei und kannst Dich austoben.“
„Meinst Du nicht, dass Du jetzt ein bisschen mehr als der dominante Macho bist, mein Lieber?“, sagte ich.
„Kann schon sein ...“, grinste er.
Ich denke, wir alle werden uns sehr schnell an „die Ehe für alle“ als eine Normalität gewöhnen. Mit oder ohne Sex.
©Dreamy2017