Du weißt durch Deinen Psychologen vielleicht, dass Depressionen gerade bei den Menschen entstehen, die stets versuchen, es allen Leuten Recht zu machen. Und irgendwann merken sie dann, dass sie sich selbst dabei vergessen haben.
Weiß Deine Freundin von diesen homoerotischen Gedanken?
(Ich sage jetzt bewußt erst mal nicht "Wünsche".)
Mußt Du es vor ihr verstecken?
Hast du vielleicht Angst, dass es andere Menschen erfahren?
Z. B. Deine Freunde, Deine Familie? Gerade durch eine Verheimlichung kann sich ein Wunsch nur noch mehr verstärken und so nur noch mehr "negative" Potenz entwickeln.
Manche Menschen sind in einem Korsett gefangen, den "berühmten" gesellschaftlichen Konventionen, bzw. Zwängen und Rollenbildern.
Wenn dem so ist, kann es sein, dass man innerste Wünsche nicht vor sich selbst zulassen kann.
Dann können sie sogar zu einem Problem werden, weil sie ständig bohren und ihr Recht fordern. Kein unüblicher Grund für viele Depressionen.
Wenn Du mit Deiner Freundin über Deine bisexuelle Neigung reden kannst und sie eine offene Person ist, die Dich so liebt wie Du bist, dann wird sie auch diese Facette von Dir akzeptieren können, vielleicht sogar richtig gut finden.
(So war es bei mir)
Ich gebe nur zu bedenken: die meisten Männer finden umgekehrt auch Sex zwischen zwei Frauen gut...
Wenn sie es jedoch schlimm findet und nicht damit umgehen kann, tja, so hart das klingt, aber wenn Du dich vor ihr verstecken und verbiegen mußt, dann ist sie wohl nicht wirklich die Person, die gut zu Dir paßt. Dieser Erkenntnis muß man ins Auge sehen können...
Ich persönlich kann Dich gut verstehen, denn mir ging es ähnlich: Mit Männern kann ich "normalerweise" nicht viel anfangen.
Ich könnte mir nie vorstellen mit einem Mann zusammen zu sein. Ich schaue normalerweise auch lieber Frauen hinterher, denn Frauen finde ich erst mal attraktiv, usw... eben so, wie Du es beschreibst.
Aber was richtigen Sex mit Männern betrifft, da merkte ich irgendwann, dass ich unter gewisse Umständen nicht abgeneigt bin: das männliche Geschlecht finde ich eben auch sehr anziehend.
Auch wenn es für mich nicht leicht war, das vor mir selbst zu akzeptieren. Das war ein längerer Prozeß.
Es ist letztendlich eine Kopfsache, was man zulassen kann oder nicht. Wie weit man zu gehen bereit ist oder auch nicht. Aber vor allem dabei eine Dualität zuzulassen.
Du findest Frauen toll? Super! Du findest auch Gefallen an der männlichen Komponente? Auch gut - es ist schließlich DEINE Sache und BEIDES ist möglich und akzeptabel!
Die Allgemeinheit neigt dazu, die Welt in Schubladen einzuteilen, z. B. in Schwarz und Weiß oder in Schwul und Hetereo.
So kann ich nur sagen: neige für Dich nicht zum Absoluten, kette Dich selbst nicht in eine Ecke!
Alles ist möglich und das Leben ist nicht zwangsläufig eine Weggabelung mit nur zwei vorgegebene Entscheidungsmöglichkeiten, die man stur bis zum Ende gehen muß.
Wenn das natürliche, positive Gefühl für eine Sache von selbst da ist, ist eine "künstliche" Verdrängung nur kontraproduktiv.
Wichtig ist erst einmal, dass Du Dich akzeptierst, so wie du bist. Selbst wenn das eine bisexuelle Komponente beinhaltet, die Du - so habe ich zumindest den Eindruck - noch nicht gut zulassen kannst. Doch das kannst nur Du selbst wissen.
Du solltest Dir aber in jedem Fall die Möglichkeit geben, es für Dich ehrlich herauszufinden.
Wenn Du ehrlich zu Dir bist und dadurch weißt, was Du willst, dann ist das ein Schritt hin zu Deinem "echten" Ich und gleichzeitig ein Schritt weg von der Depression.