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Herr ihrer Zeit

***mo Mann
8 Beiträge
Themenersteller 
Herr ihrer Zeit
Ich hatte E. auf dem Heimweg kennengelernt, in einem jener nur halbvollen Donnerstagsnachmittagszüge, die klappernd in die Stadt hineinfahren, um dann zwei Stunden später die Berufspendler in ihre Vorstadtwohnorte zu verteilen.
Ich sah abwechselnd aus dem Fenster und in mein Buch und freute mich wie fast täglich, meinem Angestelltendasein entkommen zu sein. Seit ich mich selbstständig gemacht hatte, arbeitete ich viel mehr. Aber ich war auch immer Herr meiner Zeit.
Während der Zug klapperte und hielt, klapperte und hielt, dachte ich über die vielen Lebensstunden nach, die mir in meinem starren Alltag früher einfach zwischen den Fingern zerrieselt waren wie Sand, und freute mich über das Glück der Freiheit. Ich hatte zwar eine anstrengende Besprechung hinter mir, aber es war noch früh, etwa 15 Uhr. Ich hatte keine Pläne, aber wusste, dass der Tag noch vieles bereithalten konnte.
Das Buch, ein dunkler Thriller, war gut, und nach einer Weile nahm ich selbst die blechernen Bahnansagen nicht mehr richtig wahr. Zum Glück hatte ich noch eine kleine Strecke vor mir, so dass ich vorerst nicht auf die Haltestellen achten musste. Eine Gruppe Jugendlicher stieg ein und machte sich auf einem Vierersitz breit, die Handy gezückt und nur damit beschäftigt, sich gegenseitig zu fotografieren. Ihnen verdanke ich alles, denn ohne sie hätte E sich an diesem Nachmittag nicht zu mir gesetzt, und ich hätte nicht von meinem Buch aufgeschaut.
So hörte ich ein „Ist hier noch frei?“, das ich, ohne aufzublicken, nickend bejahte.
Erst als sie schon da saß, und ich das nächste Mal umblätterte, sah ich auf.
Sie saß einfach da, die Hände auf den Schoß gelegt, und blickte aus dem Fenster. Sie strahlte genau die selbstbewusste Ruhe aus, die mich an Frauen anzieht.
Nicht nur, dass sie so ruhig und aufrecht dasaß, auch ihre elegante, schwarze Bluse und die glatten braunen Haare gaben ihr etwas Zeitloses, Anmutiges. Aber – war es, weil sie meine Blicke bemerkte, war es, weil sie an etwas anderes dachte? – mit einem Mal huschte ein spöttisches Lächeln über ihr Gesicht und korrigierte den Eindruck, einer Statue gegenüber zu sitzen. Sie war eine zeitlose Schönheit, die ausgesprochen lebendig war. Und ich hätte in diesem Moment gerne ihre Gedanken gelesen.
Ihr Alter war schwer einzuschätzen, auch darin war sie einer Statue ähnlich. Ich tippte auf Ende 20 und korrigierte meine Schätzung erst nach oben, dann nach unten. Meine Blicke glitten an ihr entlang, ihre ausgeprägten Schlüsselbeine fielen mir auf, ihr schlanker Hals, eine dünne, goldene Kette über dem Ansatz ihres Dekolletees.
Sie atmete gleichmäßig, aber ihre Bluse war dünn und leicht, so dass ich sehen konnte, wie ihre Brust sich leicht hob und senkte. Mein Buch hatte ich längst vergessen, der wahre Thriller war nun sie.

[Fortsetzung folgt…]
***mo Mann
8 Beiträge
Themenersteller 
II.
Sind die Menschen glücklicher, seit es Smartphones gibt? Haben sie mehr Zeit, mehr Freunde? Mehr Sex? Jedenfalls sind sie im wahren Leben weniger neugierig aufeinander. In dieser Hinsicht war E. eine einer echte Ausnahmeerscheinung: Sie blickte nicht einnmal auf den Bildschirm ihres Telefons und lebte offensichtlich in der Gegenwart. Deshalb hatte sie bemerkt, dass ich sie bemerkt hatte. Und deshalb ließ sie sich auf das Spiel der Blicke ein.
Während wir mal aus dem Fenster, halb knapp aneinander vorbeisahen, führte ich in meinem Kopf schon ein Gespräch mit ihr.

- Entschuldigen Sie, Sie halten mich vom Lesen ab.
- Soll ich mich wegsetzen?
- So war das nicht gemeint. Merken Sie nicht, wie ich sie ansehe?
- Als wollten Sie mich ausziehen.
- Sie wollen garnicht wissen, was ich alles mit Ihnen machen will.
Ihr leicht schelmisches Lächeln.
- Oh doch, das will ich ganz genau wissen.

Unser eingebildeter Flirt wurde von einem Schaffner unterbrochen und im folgenden, banaleren Dialog – Die Fahrkarten bitte. Bitte. Danke. Gerne. Gute Fahrt. Danke. – trafen Alltag und Perfektion aufeinander. Ihre Stimme war dunkel, aber sie sprach in einem leichten, vergnügten Singsang.
Als sie sich vorbeugte, um die Fahrkarte wieder in ihre Tasche zu stecken, musste ich mich beherrschen, nicht zu lange in den Ausschnitt ihrer Bluse zu schauen. Aber ihr schwarzer Spitzen-BH, auf den sie mir eine ziemlich privilegierte Aussicht bot, machte es mir nicht leicht. Sie kramte länger in ihrer Tasche herum als nötig schien, und doch nicht so lange, wie mir recht gewesen wäre. Verdammt – sie hatte mich. Ich spürte es in der Brust und zwischen den Beinen. Und wollte mehr von ihr. Ich brauchte Ablenkung und sah hinaus. Sah von der Eisenbahnbrücke aus den Fluss, den wir gerade überquerten. Es hatte zu viel geregnet in den letzten Wochen, er war über seine Ufer getreten wie lange nicht. Sah dann die Stadt vor uns liegen, und hörte schon die Ansage des ersten Vorstadtbahnhofs. Der Zug verlangsamte sich und hielt. Und ich war überrascht, als sie sich erhob. Das Spiel konnte doch hier nicht zu Ende sein, es hatte noch nichtmal richtig begonnen! Dann ging es schnell: Ich sah ihre Augen, roch, als sie sich nochmals zu ihrer Tasche vorbeugte, einen Hauch von Parfum. Sah sie auf dem Weg zur Tür, sah ihren festen Hintern in der engen Hose, sah ihre Füße in Sandalen, ein goldenes Kettchen um ihren Knöchel. Sah die Tür zugehen und sah, wie sie die Rolltreppen herunterstieg. Sah eine Visitenkarte auf dem Platz gegenüber liegen.

[Fortsetzung folgt]
****Ffm Frau
4.891 Beiträge
Zugfahrten...
... können sehr anregend sein. *anmach*
*******amme Paar
86 Beiträge
Das fängt gut an
schauen wir mal, wie es weitergeht. Könnte eine spannende Geschichte werden.
Erster Einblick...
****auf Frau
115 Beiträge
eine Frau wie ein Krimi
Die Geschichte beginnt mit einer ganz anderen Thematik, wie auch schon der eigentliche Titel andeutet. "Herr der Zeit" klang für mich wie eine Geschichte aus dem Fantasy Genre.
Dann aber wird daraus eine Liebesgeschichte mit Krimielementen. Und das ist genau meine Leidenschaft.
Ich liebe Krimis und ich mag Liebesgeschichten. Ich warte also schon auf die Fortsetzung....
***mo Mann
8 Beiträge
Themenersteller 
III
Die nächsten Tage waren gefüllt mit Arbeit. Ich hatte ein größeres Projekt an Land gezogen, das für mich sehr lukrativ war. Immer wieder schlug meine Freude darüber in Ärger um, weil ich bis spät in der Nacht am Schreibtisch saß, und ein anderes, auch großes Projekt dadurch vernachlässigte: Mich mit ihrer Visitenkarte auseinanderzusetzen, die auf meinem Schreibtisch lag, gut sichtbar zwar, aber doch immer mehr von einer Gewissheit zu einer Erinnerung wurde. Und doch gab es diese die Karte mit ihrer Telefonnummer, und die reale Möglichkeit, diese fremde, faszinierende Frau anzurufen, versetzte mir jedes Mal einen kleinen Aufregungsschub, wenn mein Blick zwischen zwei langweiligen E-Mails („Sehr geehrter …. Mit herzlichen Grüßen“) darauf fiel. Eine Fantasie. Eine Fantasie, die man anrufen konnte… Etwas sagte mir, dass diese Geschichte noch nicht zu Ende war.
An einem Mittwochabend, es war etwa zwei Wochen nach dem Nachmittag im Zug, war es das erste Mal nach wochenlangem Regen richtig warm geworden. Trotz des offenen Fensters ging kaum ein Luftzug durch meine Wohnung, und ich merkte, dass ich mich heute nicht mehr würde konzentrieren können. Der passende Moment, etwas Fantasie in die Realität zurückzuholen.
Ich war weniger aufgeregt als gespannt, als ich, der Abend war schon fortgeschritten, schließlich zum Telefon griff und ihre Nummer wählte. Ich hatte mir nicht überlegt, was ich ihr sagen wollte – damit hatte ich bisher immer gute Erfahrungen gemacht.
Es klingelte, einmal, zweimal, mehrmals. Ich sah auf die Uhr. Halb elf – zu spät für einen Anruf bei einer Möglichkeit? Ich legte auf. Das Telefon klingelte.

• Wer ist da, fragte sie.
• Ich bins, sagte ich, und merkte, wie bescheuert das klingen musste. Doch sie hatte begriffen.
• Der Mann aus dem Zug.
• Genau, woher weißt Du das?
• So oft gebe ich Wildfremden nicht meine Nummer.
• Warum dieses Mal?
• Weil Du mich so angesehen hast, als wären wir keine Wildfremden für einander.

Ich hörte ein Klackern. „Rotwein“, sagte sie. „Ich entspanne gerade“.

Genau betrachtet waren wir natürlich immer noch Wildfremde für einander: Ich hatte nur ihre Karte mit ihrem Namen, ihrer Telefonnummer und sonst nichts. Natürlich hatte ich im Internet nach ihr gesucht, aber ohne Erfolg.
Und sie wusste nichts über mich, weder, wo ich wohnte, noch wie ich hieß. Aber wir konnten uns nun beide anrufen. Eine seltsame, seltene Situation, die ich sehr reizvoll fand, was ich ihr auch sagte. Ihr ging es genauso.
Damit war die Smalltalk-Klippe schneller umschifft als ich erwartet hatte.

[Fortsetzung folgt]
****Ffm Frau
4.891 Beiträge
Der nächste...
... Schritt ist getan... *anmach*
Erster Einblick...
****auf Frau
115 Beiträge
Endlich eine Fortsetzung...
Teil 1 und Teil 2 waren spannend. Teil 3 geht einen Schritt weiter, mehr aber leider nicht. *snief*
Wie schade, denn ich möchte zu gern wissen wie es nun weitergeht.
Spann mich doch nicht so auf die Folter....
Das mach ich nicht... oder vielleicht doch... mal sehen
Mein Interesse ist auch jedenfall immer noch vorhanden. ...
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