Erotik als Lebenskunst
Das gute Leben ist Ziel aller Philosophie, die es mit dem Eros des Lebens hält - für möglichst viele und wenn möglich für alle. Zum guten Leben gehört dann auch am Ende eines erfüllten, satt gewordenen Lebens ein guter Tod, der sich in Liebe und Würde vollzieht und sich von dem bloßen Vegetieren zu Lebenzeiten und dem Verenden am Ende unterscheidet.
Lebenskunst ist die Liebe zum Leben, die den anderen als Selbstzweck begehrt, ob nun zufällig im Suchen und Finden oder im Glauben an einer Bestimmung. Die Liebe und der Eros des Anderen macht mich schön. Nicht das Urteil der Anderen. Schönheit geht nicht ohne Idealisierung - wie in Platons Symposium dargestellt, nicht ohne Wiederverzauberung in einer weithin entzauberten Realität, nicht ohne Poesie oder deren Wiederbelebung in der Romantik. Idealisierung, Wiederverzauberung, Poesie und Romantik bilden Kräfte gegen die bloße Verdinglichung und Konsumierung des Eros und der Erotik und deren Verrohrung in einer Welt der Gleichgültigkeit. Es geht nicht nur um Spaß als Zentrum des Habens, sondern um Freude am Anderen, der zur Seele meines Eros wird. Die alten Traditionen der Weisheit, der Philosophien und Religionen, sprechen vom Eins-Werden der Liebenden. Was für Lebewesen wir sind, was für Menschen wir sein werden, entscheidet sich an der Fähigkeit, lieben zu können.
(Der Ausschnitt ist Teil meines Essays über eine Philosophie der Erotik, an der ich derzeit arbeite. Für Anregungen bin ich dankbar.)
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