Die Wanderprediger sind wiedermal unterwegs...
...und wandern von Thema zu Thema.
Wenn Du nach einer feucht-fröhlichen Feier mit Deinem Partner zu Hause eintriffst und eben nicht die Klamotten schon im Flur vom Körper gezerrt bekommst, das Schlüpferchen zwar schon nass ist, bevor es achtlos auf dem Lampenschirm landen sollte, Du stattdessen aber gefragt wirst, ob die Zähne schon geputzt sind, weißt Du: "heute no sex".
Wenn Du von der Arbeit kommst und sie dich nicht mit den fein säuberlich auf dem nackten Körper drapierten Sushi-Röllchen in lustvolles Wasabi-Schlecken versetzt, stattdessen der gierige Blick gleich an der Wohnungstür eiskalt abgeschmettert wird, weißt Du: "heute no sex".
Ich rede nicht von Kälte oder fehlender Zärtlichkeit. Eher Vertrautheit und Nähe. Vielleicht zu viel Nähe. Nähe, die verhindert! Wenn man sich gut kennt, ist man eben nicht mehr neu. Huch, gleich wieder ein Aufschrei? Anscheinend gibt es Paare, die völlig kompatible Sexgewohnheiten haben. Sehr schön. Es gibt aber ebensoviele frustierte Paare, wenn nicht sogar mehr. Die, die es nicht schaffen, den Sex lebendig zu halten. Die es nicht schaffen, eine für beide Seiten gleichermaßen kompatible Frequenz zu schaffen.
Es wird immer wieder Zeiten geben, wo die Libido aus dem Keller geholt werden muss. Sei es beruflicher Stress, Krankheit, Depression, nervige Kinder, Organisationsstress, Familienverpflichtungen. Wir alle kennen das. Nur nehmen das die Paar-Teile mitunter anders auf, verarbeiten diesen Stress anders. Was hilft hier Reden? Empathie ja, aber reden? Wirkt es nicht eher als unemphatisch, in dieser Situation zu sagen "Du, ich kann verstehen, dass Du seit ein paar Wochen Stress hast, aber ich habe keinen. Ich habe Bedürfnisse."? Das Gegenteil ist der Fall. Es verursacht noch mehr Stress beim Partner. Auch er macht sich Gedanken, wie lange das noch gut geht. Ändern kann er es nicht. Ist er überhaupt dazu verpflichtet? Eher nicht! Leid schafft Leid!
Auch wenn die Kommunikationsfetischisten auf die Barrikaden gehen. Ich sage: "Bloß nicht mehr darüber reden!" Es ist demütigend und macht einen selbst verzweifelt und abhängig. Ansonsten wird Sex zu Überzeugungsarbeit. Er wird praktiziert, weil es sich gehört. Auch das will niemand.
Ich bin der Meinung, dass Sex Nähe schafft und Beziehung festigt. Fehlt sie, geht es einem von beiden schlecht. Vielleicht führt sie sogar zu emotionaler Entfremdung. Cowgirl2_0 hat ja geschrieben, dass bei der Suche nach Sex auch ein Partner gefunden wurde, der in anderen Belangen mehr Kompetenzen hatte.
Ja, es ist ein gefährliches Spiel, Sex außerhalb zu suchen. Niemand kann Dir diese Entscheidung abnehmen. Ich kann ziemlich genau spüren, wie Du fühlst. Letztlich musst Du die Entscheidung treffen, aber auch die Konsequenzen übernehmen. Das Forum ist widersprüchlich. Es ist wie Teufelchen und Engelchen auf Deiner Schulter, die Dir abwechselnd ins Ohr flüstern...
Noch ein Wort zu Trennung. Nicht jeder kann und möchte eine Trennung. Ob das inkonsequent oder unmoralisch ist, mag ich nicht bewerten. Es gibt auch für mich immer wieder plausible Gründe, es nicht zu tun und Sex woanders zu holen. Wie wollen wir hier die genaue persönliche Situation einschätzen?
Ein Grund wäre, dass der Partner Freund, Gefährte, Seelenpartner und noch viel mehr ist. Die Frage, die hier immer wieder die Gemüter hochkochen lääst, ist "Warum tut man ihnen das an?". Aber warum verweigern sie den Sex im Wissen, dass dem Partner etwas fehlt (Kommunikation vorausgesetzt)?
So einfach ist es natürlich nicht. Mir ist bewusst, dass es egoistisch klingt, aber provokativ ist es allemal...