Kiste nach dem ersten Date? Nö!
Das Geheimnis des Slow-DatingIn letzter Zeit mache ich mir häufig Gedanken über adäquate Formen des modernen Datings.
Ich gestehe! Ich bin eher der langsame Typ. Erstes Date, Kaffee und Beinerotik und dann ab in die Kiste? Eher nicht. Es sei denn Amor, die fette Putte mit den Pfeil trifft mich durch die Brust ins Hühnerauge und sie ist blond mit blauen Augen und sie kommt mit vier Schimmel und Kutsche vorgefahren. Dann ist es sofort - romantisch gesehen - um mich geschehen im Himmelbett des atmosphärischen Klimawandels voller Geigen und die Raumtemperatur erhöht sich schlagartig um 3 Grad. Kommt aber selten vor und meist lässt sich Amor, das faule Stück, einfach nicht blicken. Alles muss man selber machen. Kein Verlass mehr auf das amoröse Personal und die erotischen Helferlein früherer Generationen.
Also erstmal langsam. Dann kann es schon sein, dass meine Date-Partnerin beim ersten Date nach 3 Sekunden feststellt: „Nö, bis der in die Pötte kommt, bin ich Großmutter und 3 mal geschieden und 5 mal mit Dackel und Kaninchen umgezogen.“
Okay, dann war es das. Die Dame hatte weder Geduld, noch Ausdauer und der Blick in die Augen unter dem Restauranttisch versprach jetzt auch nicht so sehr das Abenteuer, dass wir zu einem nächsten Date zu zweit erleben dürfen - wenn wir uns beim Bungeespringen von der Brücke ins Glück stürzen. Glück ist ja relativ zur Festigkeit des Gummis, nicht nur beim Bungee.
„Bis Du was merkst, vergeht Weihnachten, Ostern, Pfingsten und die sind inzwischen abgeschafft worden“, bemerkte eine Ex-Freundin „und ich habe das halbe Seminar: osteoporosetische Erscheinungsformen in der Langzeitforschung bei ostafrikanische Langnasenmarkies durch ...“
„Wie - auch den Sauerbruch-Sebastian mit der Tolle und den X-Beinen?“, fragte ich nach.
„Klar, den auch!“
Danach dämmerte es mir, dass ich meine Physikums - Bachelorette retten musste vor den künftigen Chefärzten dieser bösen Welt. Hielt ganze drei Jahre. Danach brannte sie mit einem Archäologen durch.
Bei mir dauert es eben. So durchschnittlich 8 bis 10 Dates unter verschiedenen Testfragen. Das Äußere ist ja schnell abgeklärt - vorausgesetzt bei guten Wetter und nicht in der winterlichen Vollverschleierung nach dem Sommerschlussverkauf. Auch die inneren Werte wie: Überprüfung des Bankkontos, ausgedehntes Googeln, Recherche bei der NSA und Bundesnachrichtendienst, Unbedenklichkeitsbescheinigung des Amtsarztes, die letzten Schul- und Anstellungszeugnisse, Vorlage des Stammbaums über 10 Generationen, intensive Recherchearbeit der gegenwärtigen Verwandtschaftsverhältnisse und Expartner, Sportprüfung wie erwähnt z.B. Bungeespringen, Überprüfen der Schussfestigkeit bei einem kleinen Jagdausflug ... und ... und ... und. Ja, das dauert halt ein wenig bis zum 3. und 4. Date. Ab dem 5. Date wird es dann schon ernst. Der Kleiderschrank und das Schuhregal, die Flensburger Kartei und die allseits sehr beliebte Dschungelprüfung, der Test, ob sie besser mit Kindern oder mit Hunden oder Vogelspinnen kann, und dann der ultimative Abschluss - ob sie bei Joy ein Profil ohne Textgenerator über 500 Zeilen (ich bin ein Vielleser!) und eine ordentliche Übersetzung ins Chinesische oder meinetwegen ins Ostfriesische hinkriegt. Dann folgt ein letztes Gespräch und das 10. Date, wo wir uns langsam an die erotisch-sexuelle Seite unserer Zweisamkeit herantasten - aber nicht so schnell bitte! Slowdating ist mein Ding. Und dann reden wir über Kiste und Sex, gemütlich bei einem Gläschen Wein und über die gesellschaftliche Entwicklung von Gott und die Welt in den nächsten 30 Jahren und über Vorlieben und Neigungen. Ob sie es auch mit mir macht, wenn mein pensionierter Steuerberater dabei zuguckt.
Also, nicht so schnell bitte!
Ach, habe ich erwähnt, dass ich Single bin. Ich verstehe das zwar nicht, bei meinen Qualitäten. Aber darüber denke ich dann die nächsten 5 Jahre nach.
Dauert halt bei mir nur ein bisschen ...
©Dreamy2017