Vino y Frambuesa
Frambuesa:
Wirklich auf der Suche war ich nicht zu jener Zeit, als wir uns kennen lernten. Ich hatte mich gerade frisch auf Joy angemeldet und war ganz gut versorgt mit einer Handvoll sympathischer, fähiger Lover. Eigentlich suchte ich nur den einen oder anderen Gespielen für eine allfällige gelegentliche MMF-Ergänzung. Mehr war gar nicht vorgesehen.
Ich war noch nicht lange bei Joy, da schickte mir Vino schon die ersten netten Zeilen, die mich dazu veranlassten, sein Profil zu besuchen. Und beim Lesen des Textes musste ich einige Male breit grinsen. Diesen Mann wollte ich kennenlernen. Da ich zur Zeit unseres ersten schriftlichen Kontaktes weder geprüftes noch Premium-Mitglied war, konnte ich seine Fotos im Profil nicht ansehen und musste mir aus dem Material, das er mir per Mail schickte, ein Bild machen.
Meine Reaktion auf seine Fotos war - Enttäuschung. Irgendwie passten die Pics nicht zum Profiltext und zu der Art, wie er sich dort darstellte, aber seine Mails an mich waren so charmant und hoben sich erfrischend vom Durchschnitt ab, dass ich beschloss, ihm eine Chance zu geben.
Als wir uns dann zum ersten Mal trafen, musste ich zweimal hinschauen. Ist er das? Nein. Oder doch? Ja, das ist er! Diese Augen. Dieses Lächeln. Hilfe!
Wir hatten für den Anfang eine Stunde vereinbart und sassen dann im Aussenbereich eines der Innenstadtlokale. Die Zeit ging rum wie nichts mit Plaudern, Lachen, Flirten.
Zum Abschied begleitete ich ihn in die Tiefgarage. So etwas mache ich sonst nicht. Nie! Ich wollte aber unbedingt seine Gesellschaft so lange wie möglich auskosten, noch ein paar Zusatzminuten rausschinden, bevor sich unsere Wege trennen und vielleicht nie wieder kreuzen würden. Bei seinem Auto angekommen küssten wir uns innig und lange. Er fuhr ab und ich wankte mit weichen Knien nach oben. Oh Gott, hoffentlich findet er mich auch so toll wie ich ihn! Würde er mich wiedersehen wollen? Würde er mehr wollen?
Er wollte.
Kurz vor unserem ersten «richtigen» Treffen bekam ich einen stressbedingten Neurodermitis-Schub. Ich war nicht ansteckend, aber am ganzen Oberkörper, den Armen und Schenkeln rot gefleckt und sah schrecklich aus. Todunglücklich schrieb ich ihm, was los war, und rechnete fest mit einer Absage. Nie im Leben würde er mich so haben wollen.
Er wollte aber immer noch.
Das erste Treffen mit einem neuen Liebhaber ist für mich meistens nicht wirklich entspannt, und in dieser Situation war es das noch weniger. Trotzdem fühlte ich mich sehr wohl bei und mit ihm. Plus dass er mir wahnsinnig gut gefiel, alles an ihm, inklusive die bunten Gemälde auf seiner Haut – obwohl ich bis dahin gar kein Faible für Tattoos hatte - , das dichte, weiche Haar auf Brust und Bauch, sein Körper, sein Geruch, seine Augen und die intensiven Blicke, die er mir schenkte, wie er sich anfühlte, wie er reagierte, seine Zärtlichkeit und Leidenschaftlichkeit und nicht zuletzt seine beeindruckende Potenz.
Da schwang ganz eindeutig das Potential für etwas Aussergewöhnliches mit.
Bis wir uns wiedersahen, verging einige Zeit. Er war zwischenzeitlich in den Ferien gewesen. Meine Haut hatte angefangen zu heilen.
Bei diesem Wiedersehen zog es mir buchstäblich den Boden unter den Füssen weg. Wir tauchten ein in eine Intensität und Innigkeit, die mich erschütterte. Was auch immer da geschah, hatte ich so niemals erwartet und er wahrscheinlich auch nicht. Unsere Körper sprachen eine klare Sprache und unsere Seelen waren bereit, darauf zu hören. Unnötig zu sagen, dass jede andere erotische Begegnung dagegen einfach nur noch banal und belanglos sein konnte. Was nicht heisst, dass wir einander Treue zusicherten, aber wir verbringen so viel Zeit miteinander und sind einander so wichtig, dass für anderes zur Zeit kein Raum ist – es sei denn, wir planen und geniessen es gemeinsam.
Seither ist Vino ein fester Bestandteil meines Lebens. Ich versuchte eine Zeit lang, mich gegen die tiefen Gefühle für ihn zu wehren, da ich nicht davon ausgehen konnte, dass er sie erwiderte und ich genau wusste, ich würde mich nur kaputt machen, wenn ich mich zu sehr in etwas verrenne. Aber es war zwecklos. Liebe lässt sich nicht einfach ausknipsen. Sie war und ist da, sie erfüllt mich von den Zehenspitzen bis zu den Haarwurzeln, und das Wissen, von Vino auch zurückgeliebt zu werden ist das schönste Geschenk, das mir das Leben machen konnte.