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Der letzte Preuße und die Freundin meines älteren Sohnes

Der letzte Preuße und die Freundin meines älteren Sohnes
Ich wurde zu einem Hearing in die Onkologie eingeladen. Auf meinem Weg zum Besprechungsraum muss ich durch eine Art Aula mit vielen Pflanzen und gedämpfter Musik, wo Patienten in Trainingsanzügen per Infusion ihre Cocktails erhalten.
Wohl kaum hatte Lagerfeld dieses Bild jemals vor Augen, als er davon sprach, dass derjenige, der einen Jogginganzug trägt, die Kontrolle über sein Leben abgegeben hat - Ironie des Schicksal nennt man das wohl - sowohl überheblich als auch abschätzig, wenn man nicht gegen den Krebs kämpfen muss ...

Dennoch fällt mir ein Mann in Anzug und Krawatte auf. Auf seinem Patientenschild erkenne ich, dass er auf den Tag genau 25 Jahre älter ist als ich.
Ich versuche mich in dem verunglückten Witz, ob wir wohl auch am selben Tag sterben würden!? - Und der Mann lacht, das Eis ist mit seiner Gegenfrage, wer dann relativ besser von uns beiden dran sei, gebrochen.

Ohne viel Etikette landen wir schnell bei Herder, Hegel, Kant und der Frage, was denn Glück sei?
Für den Gentleman ist Glück (Fun, Joy;):)) nur ein flüchtiges Gefühl, das so schnell vergeht, wie es gekommen ist und es ist laut ihm deshalb kaum tragbar als Basis für das Leben.
Auf meine Frage, was denn für ihn die Basis für das Leben ist, antwortet er, das Erstreben von Zufriedenheit.
"Und wie erreichen Sie diese Zufriedenheit?" Will ich wissen.
"Das ist einfach. Jeder hat in seinem Leben ganz bestimmte Aufgaben, die er erfüllen muss, schafft er das, ist er zufrieden. Zufriedenheit ist das Ergebnis, wenn man seine Pflicht erfüllt."
Ich bohre weiter: "Und von wem erhalten Sie diese Aufgaben? Vom Leben selbst? Von irgendeinem Boss?"
"Das kann nur jeder für sich selbst beantworten ... aber die Aufgaben ergeben sich immer aus der jeweiligen Lebenssituation."
"Dem entsprechend könnte man schließen, dass die Aufgaben vom Boss ganz oben kommen!?"
"Wenn Sie so wollen - ja."

Lange noch muss ich über die Worte des Mannes nachdenken. Denn in Überstimmung mit meinem Weltbild kriege ich seine Äußerungen nicht - zumal sie darüber hinaus auch noch mit den Überzeugungen der Freundin meines älteren Sohnes kollidieren, die rotzfrech behauptet, der Boss von ganz oben, sei gar nicht ganz oben, sondern in jedem von uns ...
**********ssful:
Lange noch muss ich über die Worte des Mannes nachdenken. Denn in Überstimmung mit meinem Weltbild kriege ich seine Äußerungen nicht - zumal sie darüber hinaus auch noch mit den Überzeugungen der Freundin meines älteren Sohnes kollidieren, die rotzfrech behauptet, der Boss von ganz oben, sei gar nicht ganz oben, sondern in jedem von uns ...

Danke sehr für diese Geschichte - "aus dem Leben".

Der Vorteil der Vorstellung eines "Bosses", gleich ob da oben oder da drinnen, könnte es ja sein, dass die Bestimmung oder die Aufgaben eines Menschen nicht aus ihm selbst kommen müssen, sondern sich von außen ergeben.
Was ich selbst konstruieren muss, erzeugt immer Stress, weil der Mensch nicht aufhören kann zu konstruieren bis zum letzten Atemzug.

Der Auftrag von einem Big Boss ist hingegen ein Vertrag auf Zeit. Ist der Auftrag oder die Bestimmung erfüllt, ist dann auch Ruhe. Und derjenige kann sich entspannt und selbstzufrieden zurücklehnen.
(In der Bibel gibt es herrliche Geschichten darüber!)

Die Abwesenheit von Big Boss scheint den Menschen mehr zu verunsichern, als ihm die versprochene Freiheit zu bescheren. Er muss andauernd seine eigene Bestimmungen erfüllen, selbstgewählte Ziele erreichen, Vorgaben treu bleiben, von denen er meist nicht weiß, woher sie überhaupt stammen etc.
Eine ruhelose Existenz!
Ja, @*******ory, eine getriebene Existenz.

Die Furcht vor der Freiheit verleitet zur Flucht vor sich selbst und der Verantwortung darüber, was man tut. Wie angenehm, wenn man alles an irgendeinen Boss, wo auch immer der sich befindet, abgeben kann; wenn es vorgegebene Lebensinhalte (von Sinn möchte ich gar nicht reden) gibt, denen man hinterherhechelt darf, soll, muss.

Erbärmlich (in meinen Augen), dass derjenige bei uns im Westen als Loser gilt, der in seiner Lebensbilanz keine gehorteten Besitztümer vorzuweisen hat; der aus der habenmentalen Leistungschose ausgebrochen ist und "nur" war, nur gelebt hat ... anstatt toten Objekte zu jagen, um sich in ihnen zu spiegeln und gleichsam tot gelebt hat ...
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