Ich habe mir das Buch auf Grund der Beschreibung hier gekauft und darf sagen, ich habe es nicht bereut.
ABER: Wer ein Erotikbuch erwartet, wird sicher entäuscht werden. Wie schon beschrieben, kommen Sexszenen in dem Buch vor, aber es geht hier eher um eine Beziehungsgeschichte zweier Menschen, die auf ihrem Lebensweg an einem Punkt angekommen sind, in dem sie sich als Verlierer betrachten und sich dieses auch eingestehen.
Vieles in dem Buch ist tatsächlich psychogrammartig. Es kommen Einflüsse aus den Kindheiten der Protagonisten zur Sprache, aber auch die alltäglichen Probleme miteinander durch fehlende Kommunikation, Versagensängste, Co-Abhängigkeiten sind hier Thema und sollen nur weitere Stichworte sein. Teilweise kann die weibliche Hauptperson sogar die Problematik erkennen, bleibt aber trotzdem unfähig, alleine diese zu lösen. Inwieweit das Paar langfristig in der Lage ist, zu einer Lösung zu kommen, bleibt offen. Somit gibt es außer Denkanstößen nur wenig praktische Hinweise für den Leser.
Es kann aber anregen, sich intensiver mit der Materie der Psychologie in einer Beziehung zu beschäftigen.
Das Swingerdasein ist hierbei "nur" die Kulisse, der sich der Autor aber auf verschiedenen Ebenen zu nähern versucht. Es ist interessant, wie die Situation in einem durch Arbeitslosigkeit geplagten Glasgow der deutschen Situation ähnelt (soweit ich das beurteilen kann). Sogar die Anzeigentexte sind ähnlich (oder liegt das an der Übersetzung ?).
Stilistisch ist mir besonders aufgefallen, dass der Autor in sehr starkem Umfang sehr kurze Sätze, z.T. auch nur einzelen Worte als "Sätze" verwendet. Das hat in manchen Situationen seinen Sinn, wirkt aber auf mich im Ganzen betrachtet manchmal recht mühsam. Des öfteren sind auch Gedankensprünge vorhanden, die ich erst beim zweiten oder dritten Lesen des Satzes durchschaut habe. Die Handlung hat einige Wendungen parat, die man so nicht immer erwarten würde. Insofern bleibt es spannend, was aus dem Paar im Verlaufe des Buches wird. Der Schluss hat mich jedoch nicht ganz überzeugt. Der Autor brennt hier sozusagen ein "Feuerwerk" ab, das dem psychologischen Anspruch in meinen Augen leider nicht gerecht wird.
Alles in allem ist es ein interessantes Buch, wenn man sich für die Psychologie interessiert und genug Lebenserfahrung mitbringt, um die Beweggründe der Handelnden zu verstehen. Zu einem hochklassigen Buch fehlt aber noch einiges. Wer allerdings Anregungen für sein oder ihr Swingerleben erwartet, dürfte nicht viel von dem Buch haben. Evtl. kann man für sich selber gedankliche Anregungen herausholen, wie und warum man sich selber mit dem Swingen beschäftigt und welche Irrtümer auf dem Weg liegen können. Dabei erhebt es nicht einen wertenden oder gar moralischen Zeigefinger. Jedenfalls habe ich keinen gefunden.
Vielleicht helfen Euch meine Eindrücke, ob ihr das Buch lesen wollt oder nicht.
Viele Grüße
Jürgen
Jedoch kann man sich