Der "Betrogene" geht mich nichts an
Ich war auch schon einmal eine Affaire. Drei Jahre lang.
Menschen stecken aus unterschiedlichen Gründen in Partnerschaften fest, die sie nicht mehr erfüllen. Was ein anderes Paar miteinander hat oder nicht, geht mich nichts an, was die Ehe meines Geliebten einschliesst.
Für mich ist wesentlich, dass in meiner Partnerschaft der Respekt für ein offenes Wort gegeben ist. Ich bin ziemlich tolerant was die Bandbreite an Wünschen, Sehnsüchten und Gefühlen angeht. Was nicht akzeptabel ist, ist mich anzulügen, weil es mir die Freiheit nimmt, für mich selbst zu entscheiden.
Derjenige der zweigleisig fährt, steht vor der Herausforderung Ordnung zu halten. Das gelingt oft nicht, was nicht überraschend ist.
Um Ordnung in seinen Beziehungen zu halten, muss man klar sein, entschieden und mutig. Wer das ist, betrügt nicht. Zumindest nicht mittel- oder langfristig. Wer mittel- oder langfristig in etwas feststeckt, was kompensiert werden muss, belügt sich selbst.
Schade ist, dass unsere Gesellschaft die Not zum "fremdgehen" begünstigt mit ungesunden Ideen zu Moral und Besitz. Ich kenne so viele Familien, in denen die Partnerschaft schon seit Jahren nicht mehr existent ist. Wo man gute Lösungen für alle Beteiligten finden könnte, wären die Eheleute in der Lage erwachsen und wertschätzend ihre Ehe für gescheitert zu erklären und sich darauf zu konzentrieren, eine gute Familie für die gemeinsamen Kinder zu sein. Stattdessen krampft man sich durch den Alltag und durch lieblose Kälte im Ehebett. Aus Angst/Scham vor der Meinung anderer oder Verlust von Status und finanziellen Mitteln. Menschen, die mit Gründung einer Familie die Kontrolle über ihr Leben verloren haben und in denen natürlich der Wunsch aufkommt auch einfach mal wieder nur man selbst zu sein, ein lustvoller Mann, eine lustvolle Frau.
Wenn ein Mann bei seiner Frau bleiben muss aus Angst seinen Bezug zu den Kindern zu verlieren und aus Angst vor finanziellem Abstieg, obwohl er der Ernährer der Familie ist, dann finde ich DAS weitaus problematischer als sein Wunsch seinen emotionalen und sexuellen Mangel ausgleichen zu wollen.
Ich erlebe auch wieviel Machtdemonstrationen Frauen über ihre Männer ausüben und teilweise nicht davor zurückschrecken ihre Kinder vorzuschieben, um ihren Besitzanspruch an ihrem Mann zu manifestieren. Sorry, das ist kranker Scheiss.
Ja es gibt in der Tat Situationen, wo ich gegenüber der Betrogenen etwas empfinde. Wenn sie mir in mein Leben grätscht. Dann habe ich ein Bedürfnis nach Ordnung und zwar heftig.
Ich bin tolerant, wenn ein Mann glaubt, zwei Beziehungen führen zu können. Die Toleranz hört auf, wenn er glaubt, ich würde mich aus dem emotionalen Mülleimer seiner Ehefrau ernähren, weil er bei ihr zu Kreuze kriecht, nicht die Kraft hat, seine persönlichen Freiräume zu verteidigen und mich damit in eine Situation bringen würde, dass meine Liebessituation fremdbestimmt wird von seiner Frau. Das ist Unordnung!
Ich mische mich nicht in die Ehe meines Geliebten ein und erwarte umgekehrt, dass Mann mir diese Ehe, die mich nichts angeht, auch vom Hals hält.
Die Geliebte zu sein ist ohnehin schon kein Jackpot. Es wird zwar immer gerne geschimpft auf die böse böse Frau, die der armen Betrogenen den Mann wegnehmen will. Ist das so einfach?
Wie böse ist eine Frau, die aus Liebe (oder Hang zur Selbstzerstörung) sich selbst so zurück nimmt? Ihre Wochenenden alleine verbringt, ihr Leben ohne Unterstützung regelt, alleine in Urlaub fährt... während die ein oder andere, ach sooo arme Ehefrau sich alles an dem Arsch tragen lässt und es normal findet ihren Mann abzulehnen?
Sorry Leute. Man merkt, wenn eine Liebe erloschen ist, eine Partnerschaft zu Ende geht, eine Ehe Mangel hat. Die Geliebten betrügen Euch nicht. Ihr belügt Euch selbst.
Mit einer Ausnahme. Es gibt Menschen, die so gut schauspielern und lügen können, dass es wirklich überrascht, stellt man fest, man war nicht die einzige, wie gedacht, gefühlt, gelebt. Menschen die manipulieren können vom allerfeinsten und damit natürlich auch verletzen. Das sind arme verlorene Seelen. Wie verletzt muss man selbst sein, andere so sehr zu verachten. Wie leer muss man innerlich sein, dass man immer mehr braucht, um sich zu spüren. Menschen mit Persönlichkeitsstörung. Denen merkt man nichts an. Diese Menschen tun mir leid und deren Partner auch.
Für mich ist es wichtig, dass mein Partner ein freier Mann ist. So kann man gemeinsam etwas gestalten.
Könnte das ein verheirateter Mann sein? Nicht besonders wahrscheinlich, dennoch möglich.