Ich bin jetzt keine Transsexuelle, obwohl ich, aus verschiedenen Gründen, gerne eine Frau wäre.
Was Deinen Vater betrifft:
Hast Du ihn mal gefragt, warum er plötzlich wieder den Schwenk rückwärts gemacht hat?
Ich kann mir vorstellen, dass bei einer Hormontherapie ganz schön vieles durcheinander geht, nicht nur körperlich, soindern auch seelisch. Das hat jeder in der Pubertät selbst erfahren, bzw. bei seinen Kindern schmerzhaft erlebt. Auch Du, Aengeli98, machst doch im monatlichen Cyclus hormonale Veränderungen durch, die mehr oder weniger auf Dein Gemüt schlagen.
Zudem hat ja eine Hormontherapie auch körperliche Folgen, plötzlich bist Du kein Mann mehr ( Erektionsprobleme), aber auch nicht richtig Frau ( als preop). Du erleidest emotionale und wahrscheinlich auch körperliche Veränderungen und schmerzhafte emotionale Erfahrungen. Im Alter Deines Vaters ist zudem der Erfolg einer Hormontherapie ( auch optisch) ja eingeschränkt, da sein männlicher Körper ja schon fertig ausgebildet ist. Die Stimmlage ist tief, sein Körper und Gesicht, Hände bleiben männlich.
Vielleicht hat er im Umfeld negative Erfahrungen gemacht als "Frau", wurde gehänselt etc.. Ich will jetzt keinen Nationenstreit vom Zaume brechen, aber die deutsche Schweiz ist ja nicht gerade für ausufernde Toleranz bekannt. Vielleicht wäre ein Umzug nach Berlin für ihn hilfreich gewesen.
Ich denke ein Mensch, der solch eine gewaltige Veränderung an sich und seinem Körper vollzieht, muss extrem stark sein, was er vielleicht dann doch nicht ist. Zudem braucht man viel Unterstützung durch die Familie und Freunde, die er vielleicht nicht genug gehabt hat oder gefühlt nicht gehabt hat, um das durchzuziehen.
Mein Appell an Euch: Er ist und bleibt Euer Vater, er steckt in einer schwierigen Phase, wo er momentan wohl weder im Vorwärtsgang, noch im Rückwärtsgang wieder alleine rauskommt. Menschlich bleibt er ja, wie er immer war. Steht zu ihm, auch in dieser Phase, wie auch immer er sich eventuell entscheidet.
Redet mit ihm und fragt ihn, was ihn bedrückt, was seine Denkweisen und Gefühle sind. Und wenn Ihr das nicht könnt, geht doch mal auf Therapeuten oder eine Transsexuallen Erfahrungsgruppe zu, die auch Ansprache für Angehörige bietet. Vielleicht wäre das auch hilfreich für Euren Vater.
Schaut Euch mal diese Gruppe an, die ist ja nicht weit weg:
Freiburg
Selbsthilfegruppe Transgender Breisgau in Freiburg: Information über Treffen und Kontaktmöglichkeiten unter
http://www.transgender-breisgau.de
http://www.selbsthilfeschweiz.ch/shch/de.html
Transgender Network Switzerland
http://www.transgender-network.ch/
Transensyndikat – Schweizer Transgendergruppe
http://www.transensyndikat.net/
http://www.transtalk.info/
http://www.trans-ident.de/
http://www.transfamily.de/frame.htm
http://hormonmaedchen.de/fuer-angehoerige/
Ich wünsche Dir, Euch, Deinem Vater eine gute gemeinsame Lösung. L