Mehr brandheiße Inhalte
zur Gruppe
Geschichte der O
2594 Mitglieder
zur Gruppe
Kopfkino
1513 Mitglieder
zum Thema
Detailreiche Phantasien3
Eine Phantasie an meine Frau:... wir gehen heute Abend in die 7…
zum Thema
Ungebremste Zeigefreude1
Ich bin ein begeisteter Saunagänger, ich mag das Nacktsein sowieso…
Das Thema ist für dich interessant? Jetzt JOYclub entdecken

Nummer 13

*********ain86 Paar
21 Beiträge
Themenersteller 
Nummer 13
Ich habe mit dieser Geschichte bereits auf einer völlig anderen Homepage angefangen, möchte sie aber zu Ende bringen und werde daher die Kapitel nach und nach hier einstellen in der Hoffnung, auf ein paar Anregungen, mit denen ich ein passendes Ende schreiben kann. Ich hoffe, ihr habt in der Zwischenzeit viel Spaß beim Lesen...

Heute ist wieder einer dieser Tage, an denen ich mir wünsche, nie aufgestanden zu sein. Erst hatte ich mein Portmonee zu Hause vergessen, sodass ich mir nicht einmal mein Mittagessen für den Tag leisten konnte und dann fährt mir auch noch die Bahn vor der Nase weg, obwohl ich mich nach langem Überlegen dazu entschlossen hatte, heute ohne Ticket zu fahren.

Abgesehen davon habe ich das Gefühl, bei der Kleiderwahl heute danebengegriffen zu haben. In nur zwei Stunden steht ein wichtiges Meeting bevor, bei dem ich meinem Chef beweisen will, was ich drauf habe und dann so was… Ich sehe an mir herunter, begutachte dabei die türkisfarbene Bluse und die schlichte, schwarze Hose, die ich heute gewählt habe. Hätte ich mehr auffallen sollen? Ich versuche immer, durch Kompetenz zu strahlen, fühle mich aber meist unwohl im direkten Vergleich mit meinen Kolleginnen, die den männlichen Gesprächspartnern bereits optisch so den Kopf verdrehen, dass sie erzählen können, was sie wollen und dabei immer Zustimmung erhalten. Ich habe für mich beschlossen, dass ich das nicht nötig habe.

Also atme ich tief ein und aus, schwinge meine Handtasche über die Schulter und mache mich dann zu Fuß auf den Weg. Immerhin hat es aufgehört zu regnen. Dann würde ich wenigstens nicht wie ein begossener Pudel zur Arbeit erscheinen.

Eine Sache habe ich in meinen Überlegungen jedoch nicht bedacht… Es regnet zwar nicht mehr, aber es hat die komplette Nacht und den gesamten Morgen geregnet, sodass die Straßen noch ziemlich nass sind. Spätestens in dem Moment, als ich ein Auto hinter mir höre und merke, wie es ziemlich schnell näher kommt, wird mir bewusst, wie nah ich am Fahrbahnrand stehe. Mein Versuch, mich in Sicherheit zu bringen, erweist sich als ziemlich lächerlich. Bevor ich mich fragen kann, wie mein gerade vollführter Sprung für Außenstehende aussehen muss, merke ich auch schon das kalte, nasse Wasser, mit dem sich meine Hose vollsaugt.

Ich will dem Audi, der für mein Schicksal verantwortlich ist, böse hinterher sehen, doch dieser muss schon um die nächste Ecke verschwunden sein. ‚Blöder Mistkerl‘, denke ich mir und gehe grummelnd weiter.

Ganz in Gedanken vertieft, merke ich nicht, wie sich mir jemand von hinten nähert und zucke völlig überrascht zusammen, als ich die Stimme hinter mir wahrnehme: „Bitte bleiben Sie stehen!“ ‚Warum sollte ich?‘, schießt es mir durch den Kopf, halte dann aber doch an und drehe mich genervt um. Wortlos blicke ich den Mann an, der mir nun gegenübersteht. Einerseits weil ich es mir fest vorgenommen habe, andererseits weil ich einfach sprachlos über den Anblick bin. So ein attraktiver Mann hat mich mein ganzes Leben noch nicht angesprochen.

Doch bevor die Situation unangenehm wird, unterbricht der Unbekannte die Stille: „Ich habe Sie nicht gesehen und hatte es eilig. Ich muss mich bei Ihnen entschuldigen.“ Mein Fragezeichen über dem Kopf muss groß genug sein, denn ohne Umschweife spricht er weiter: „Ich bin derjenige, der Sie gerade ziemlich durchnässt hat“, dabei kratzt er sich am Kopf und sieht an mir herunter, was mir doch sehr unangenehm ist. Ein leichtes Grinsen kann er sich nicht verkneifen, wahrscheinlich ist er sich der Zweideutigkeit seines Satzes genauso bewusst wie ich. Doch im Gegensatz zu ihm, merke ich, wie ich hochrot anlaufe und nicht weiß, was ich darauf antworten soll.

„Kann ich das irgendwie wieder gut machen?“, fragt er mich, immer noch mit dem charmanten Grinsen, das mich so verlegen macht. „Ach was, nicht der Rede wert. Heute ist sowieso nicht mein Tag“, merke ich an und drehe mich um. Dieses Gespräch wird sowieso zu nichts weiter führen.

Doch ich komme nicht einen Schritt weiter, da hält er mich an der Schulter fest: „Nicht so eilig. Sie können mich hier nicht einfach so mit meinem schlechten Gewissen stehen lassen.“ Eigentlich müsste ich seine Hand sofort von meiner Schulter nehmen, schließlich kann er mich nicht einfach ungefragt anfassen, doch andererseits ist dieses Gefühl seiner warmen, großen Hand gar nicht so unangenehm. Also drehe ich mich wieder zurück. „Ich befürchte, dass mir niemand dabei helfen kann, in knapp zwei Stunden so auszusehen, als wäre ich heute Morgen um 5 Uhr aufgestanden und hätte seitdem nichts anderes gemacht als mich auf meinen Termin vorzubereiten.“ Kaum habe ich diese patzige Antwort ausgesprochen, schon bereue ich es, dass ich diesem großen, gut gekleideten Mann mit den dunklen Haaren, die ihm leicht in die Stirn fallen, keine vernünftigen Antworten geben kann.

Ich sehe seine Augen strahlen, als hätte ich einem Kind gesagt, dass es den heutigen Tag nicht zur Schule müsste, sondern auf den Spielplatz darf. Er hält mir seine Hand hin, wie zur Versöhnung. „Wenn ich es schaffe, Sie innerhalb von zwei Stunden genauso aussehen zu lassen, dann darf ich Sie heute Abend zum Essen einladen.“ Das ist keine Frage, sondern ein Vorschlag, den ich vermutlich gar nicht ausschlagen kann, selbst wenn ich wollte. Damit hätte ich nun überhaupt nicht gerechnet. Warum sollte er das machen wollen? Was hat er nur davon? „Ich… ähm… das… klingt gut.“ Mehr kann ich darauf einfach nicht antworten. Mehr ist auch gar nicht nötig.

Wenige Minuten später sitze ich in genau dem Auto, über das ich mich gerade so maßlos geärgert habe. Von so einem Wagen träume ich schon seit Jahren, auch wenn mir klar ist, dass ich so ein Auto nie besitzen werde. Nun sitze ich darin und lasse mich von einem fast Fremden durch die Gegend fahren.

Ich beschließe, endlich den Verstand wieder einzuschalten und rational zu überlegen, was ich hier gerade tue. Zuerst sollte jemand wissen, dass ich mit diesem Mann unterwegs bin. Eine passende Ausrede dafür habe ich sofort parat. „Ich muss mich auf der Arbeit melden, dass ich später kommen werde.“ Er kann nicht wissen, dass ich in dieser Hinsicht eigentlich sehr flexibel bin. „Lassen Sie sich nicht aufhalten“, mit diesen Worten reicht er mir sein Smartphone, bevor ich auch nur daran denken konnte, meines aus der Tasche zu holen. Ich tippe die Nummer ein und wollte gerade das Handy ans Ohr halten, als ich merke, dass es mit dem Auto verbunden ist und ich über die Freisprechanlage telefonieren müsste. „First Exclusive Inc., Nici am Apparat. Was kann ich für Sie tun?“, so erklang die freundliche Stimme im Innenraum des Wagens. „Hi Nici, hier ist Susannah. Ich wollte nur Bescheid sagen, dass ich etwas später kommen werde. Ich bin aber pünktlich zu meinem Termin nachher da. Ich bin jederzeit über mein Handy erreichbar.“ Mehr Spielraum habe ich nicht, ihr meine Situation zu erklären. Und obwohl der Mann neben mir jetzt meinen Vornamen kennt und sogar weiß, wo ich arbeite, bin ich erleichtert. „Danke, dass du Bescheid sagst, ich gebe das an Mr. Barley weiter. Bis später!“

Während des Telefonats habe ich gar nicht darauf geachtet, wo wir lang gefahren sind. Auf einmal befinden wir uns in einem ziemlich schicken Viertel von Seattle. Hierher treibt es mich nicht oft, weil die Läden einfach zu teuer sind. Vor einem Friseursalon wurde der Wagen auf einmal langsamer und bevor ich weiß, was passiert, sitze ich schon in diesem Laden auf einem Stuhl und jemand macht sich an meinen Haaren zu schaffen, nachdem der Unbekannte kurz mit einem der Angestellten gesprochen hat. Wahrscheinlich kennen sich die beiden, dieses Gespräch machte so einen vertrauten Eindruck auf mich.

„Ich kümmere mich um den Rest“, mit diesen Worten, die an mich gewendet sind, verschwindet mein Wohltäter und ich bin ganz allein. Plötzlich wird mir bewusst, dass ich immer noch völlig ohne Bargeld oder Kreditkarte in diesem viel zu teuren Laden sitze und ich nicht weiß, wie ich rechtzeitig zu meinem Termin kommen soll, wenn ich nicht wieder abgeholt werde.

Ich fühle mich für einen kurzen Moment wie ein Kind, das unter Aufsicht steht und nicht allein entscheiden kann. Das möchte ich nicht mit mir machen lassen. Also hole ich mein Handy raus und wähle die Nummer mein Freundin Lena, die heute eigentlich in der Uni sein müsste. Doch vielleicht kann sie mir trotzdem helfen.

„Lena, schön dich zu hören! Ich erkläre dir später, wie es dazu kommen konnte. Aber bitte komm vorbei. Ich habe mein Geld zu Hause vergessen und sitze gerade bei diesem Friseur in der 5th Avenue. Gleich habe ich einen wichtigen Termin, den ich auf keinen Fall verpassen darf.“ Ich rede so schnell ich kann. „Hey, beruhige dich erst Mal. Also die Geschichte dazu musst du mir wirklich erzählen. Aber zuerst kümmern wir uns um dein Problem. Ich habe hier noch eine Vorlesung. Direkt danach kann ich zu dir kommen“, flüsterte sie in ihr Telefon. Daran hatte ich gar nicht gedacht, dass ich sie in so einem ungünstigen Moment erwische. Sie legt auch direkt auf, ohne dass ich weitere Fragen stellen kann. Ich hoffe, sie schafft es rechtzeitig.

Ich habe mein Handy gerade in der Tasche verstaut als ich schon das Ergebnis des fleißigen Friseurs begutachten kann. Ich erkenne mich kaum wieder. Erstaunlich, was ein paar geschickte Handgriffe anstellen können.

Doch schon geht es weiter. Ich soll die Augen schließen, da jetzt noch das Make-Up kommt. Da ich so eine Behandlung nicht jeden Tag erlebe, weiß ich nicht, wann ich die Augen wieder auf machen kann und halte sie einfach geschlossen. Irgendjemand wird schon etwas sagen, wenn ich fertig bin.

„Noch schöner als vorher.“ Da ist sie wieder. Die tiefe Stimme dieses Mannes, die mir irgendwie bekannt vorkommt. Ich reiße die Augen auf. Lächelnd und mit einer Tüte in der Hand steht er vor mir. Er reicht mir die Tüte und zeigt mit seinem Kopf in Richtung der Toiletten. Wortlos nehme ich die Tüte an mich und gehe zur Toilette. Ich kann es noch gar nicht fassen, dass er jetzt für mich eingekauft hat. Will er unbedingt mit mir essen gehen? Warum gibt er sich so viel Mühe mit mir?

Ich ziehe meine alten, noch nassen Sachen aus und begutachte den Inhalt der Tüte, die ich gerade entgegen genommen habe. Darin befindet sich eine violette Bluse, die an den Ärmeln leicht durchsichtig ist. Dazu hat er einen knielangen, grauen Faltenrock gekauft, der wirklich sehr gut aussieht. Ich zweifle auf einmal doch, ob ich mich umziehen sollte, da ich sonst fast nie Röcke trage und damit wollte ich nicht unbedingt an so einem Tag beginnen. Doch welche Wahl hatte ich. Würde ich das nicht anziehen, hätte ich dich Befürchtung, dass die Enttäuschung so groß sein könnte, das ich nicht mehr zurück gefahren werde und dann letztendlich doch zu spät komme. Ich ziehe mich also um und stelle fest, dass in der Tasche sogar noch ein paar halbhohe Pumps mit Riemchen liegen. Wie hat er das nur in der kurzen Zeit alles kaufen können? Und es passt auch noch perfekt. Ich kann mir einfach nicht erklären, wie ich nur in diese Situation kommen konnte.

Nachdem ich umgezogen bin, betrachte ich mich im Spiegel, der die komplette Wand an der Waschbeckenseite einnimmt. Ich erkenne mich selbst nicht wieder. Es steht eine völlig fremde Frau mir gegenüber. Aber diese Frau sieht fantastisch aus.

Voller Selbstbewusstsein verlasse ich die Toilette und zeige mich den anderen. Das anerkennende Nicken ist mir nicht entgangen.

„Susannah, das steht Ihnen hervorragend. Lassen Sie uns fahren. Sie wollen doch nicht zu spät kommen.“ Mein Helfer nimmt mich bei der Hand und führt mich zu seinem Auto. Dort öffnet er die Tür und lässt mich erst einsteigen, bevor er selbst hinterm Steuer Platz nimmt.

Die Fahrt vergeht wie im Flug und das Grinsen ist aus meinem Gesicht nicht mehr zu entfernen. Viel zu schnell sind wir an meiner Firma angekommen. Er hält direkt vor der Tür und ich steige leicht wehmütig aus dem Auto. Irgendwie hat mir der bisherige Vormittag sehr gut gefallen.

„Ihrem Gesichtsausdruck während der Autofahrt entnehme ich, dass das Ergebnis zufriedenstellend ist? Dann würde ich sagen, gehören Sie heute Abend mir.“ Ich habe diese Absprache fast schon vergessen und bin völlig perplex, dass er nun darauf besteht. Auch finde ich die Wortwahl etwas eigenartig… Was meint er damit, ich gehöre ihm? Aber was soll’s, er hat sein Versprechen gehalten, also werde ich den zweiten Teil der Abmachung ebenfalls einhalten. „Sehr gerne. Verraten Sie mir noch Ihren Namen, bevor ich mich jetzt den ganzen Tag frage, wer so nett zu mir war?“ Ich lächle ihn mit meinem bezauberndsten Lachen an und soll darauf auch sofort eine Antwort bekommen. „Ich bin Ethan Collins. Nennen Sie mich Ethan.“ Ohne auf meine Reaktion zu achten, fährt er davon und lässt mich allein zurück.

Ich will mich am liebsten ohrfeigen. Ich hätte ihn erkennen müssen. Ich muss zugeben, dass ich mich nicht so sehr für Nachrichten über andere Personen interessiere. Ich weiß, dass über Ethan Collins viel in der Presse berichtet wird, doch das habe ich nur halbherzig betrachtet. Nie hätte ich damit gerechnet, dass ich ihm unter diesen Umständen begegnen würde. Gedankenversunken gehe ich durch eine der Drehtüren in das Gebäude, in dem sich meine Firma befindet und tippe noch eine SMS an Lena, die hoffentlich nicht schon auf dem Weg zum Friseur ist.

Der Arbeitsalltag holt mich schnell wieder ein, schließlich muss ich noch alle Unterlagen, die ich vorbereitet habe, zusammen suchen um mich dann den potentiellen Kunden gegenüberzustellen, denen ich gleich begegnen werde. Wenn ich diesen Termin nicht vermassle, könnte das bedeuten, dass ich nicht nur neue Kunden für die Firma gewonnen habe, sondern es würde mich selbst in meiner Karriere voran bringen.

„Mr. Barley“, begrüße ich meinen Chef und nicke ihm dabei zu. „Sind die Herren Chase und Lonum eingetroffen?“, fragt er mich, während er seine Aktentasche in die Hand nimmt und mir in den Besprechungsraum folgt.

Mein Herz klopft wie wild als alle Anwesenden begrüßt und die Tür geschlossen ist. „Bitte nehmen Sie Platz“, beginne ich das erste Meeting, das von mir geleitet werden soll. Ich fühle mich so selbstsicher wie noch nie, das muss an dem neuen Outfit liegen. Damit schaffe ich es sogar, mich selbst davon zu überzeugen, dass ich mich nicht hinter anderen verstecken muss. Ich biete den Gästen etwas zu trinken an und präsentiere dann meine bisherige Arbeit. Die Kunden machen einen sehr erfreuten Eindruck auf mich und im Anschluss an das Gespräch bittet mich mein Chef kurz zu sich.

„Ms. Reynolds, ich muss ehrlich zugeben, dass ich mir ein paar Sorgen gemacht habe, da Sie erst so spät aufgetaucht sind. Aber ich kann Ihnen sagen, dass Sie Ihre erste eigene Präsentation hervorragend gemeistert haben. Ich bin mir fast sicher, dass Sie uns gerade die nächsten Kunden an Bord geholt haben.“ Mit dieser Art von Glückwünschen hätte ich absolut nicht gerechnet und man muss mir ansehen, wie erleichtert ich auf einmal bin. „Herzlich Willkommen im Green-Garden-Projekt“, mit einem anerkennenden Schulterklopfen überbringt Mr. Barley mir diese Botschaft und ich bin überglücklich über meinen Erfolg.

Den Rest des Tages lasse ich ruhiger angehen, ich muss noch immer die Ereignisse des Vormittags verarbeiten. Und je später der Tag wird, desto bewusster wird mir, dass ich am Abend verabredet bin.
*********ain86 Paar
21 Beiträge
Themenersteller 
Kapitel 2
Da sich niemand traut, einen Kommentar zu hinterlassen, ich aber überraschend viele Komplimente für den ersten Teil meiner Geschichte bekommen habe, möchte ich nun natürlich weiter machen. Ich wünsche alle Lesern eine angenehme Unterhaltung.

Eigenartigerweise fällt mir erst jetzt auf, dass ich mit Ethan Collins gar keine Uhrzeit oder einen Treffpunkt ausgemacht habe. Eigentlich ist das schade, irgendwie übt der Gedanke einen gewissen Reiz auf mich aus, mit ihm Essen zu gehen. Andererseits bleibt mir so die Peinlichkeit erspart, ihm erklären zu müssen, warum ich ihn nicht erkannt habe.

Doch vermutlich wird jetzt sowieso kein Treffen stattfinden. Wie soll er mich auch finden, er weiß weder wann ich Feierabend habe, noch wo ich wohne. Das war es dann wohl mit der Verabredung. Dabei hätte ich mich darauf gefreut, endlich mal wieder mit einem Mann auszugehen. Das letzte Mal ist schon ein paar Monate her und war ein absoluter Reinfall. Der Typ sah zwar einigermaßen gut aus, aber er kannte nur ein einziges Thema – Death Metal. Welche Frau hätte Spaß daran ihren Freund im Urlaub auf Festivals mit wildgewordenen, alkoholisierten Metalheads zu begleiten? Wir gingen zwar nach dem Treffen zu ihm nach Hause, aber mehr als eine langweilige Nummer war nicht drin.

Ich verwerfe den Gedanken an dieses schreckliche Date sofort wieder und mache mich auf den Weg nach Hause. Kurz bevor ich die Eingangstür meiner Firma erreiche, ruft meine gute Kollegin Nici mir hinterher. „Hey Hannah! Warte kurz, hier hat jemand eine Nachricht für dich abgegeben.“ Nur wenige Personen verwenden ‚Hannah‘ für mich als Spitznamen, die meisten sprechen mich mit ‚Susi‘ an, wobei ich dem Namen nicht viel abgewinnen kann. Fast ein wenig außer Atem kommt Nici zu mir gesprintet und überreicht mir einen handgeschriebenen Zettel, der in einen offenen Briefumschlag gesteckt wurde.

Auf diesem Zettel stehen lediglich wenige Wörter, doch sie genügen, meine Stimmung aufzuhellen. Ganz eindeutig kommt diese Nachricht von Ethan. Es steht nur eine Adresse und eine Uhrzeit darauf. Allerdings habe ich nur noch wenige Minuten bis dahin. Ich schaffe es auf keinen Fall bis nach Hause und dann zu diesem Restaurant, also müsste ich so wie ich bin losgehen. Das konnte heute auch nicht schaden.

„Wenn ich deinen Gesichtsausdruck richtig deute, handelt es sich bei dem Brief um eine sehr erfreuliche Nachricht.“ Ich strahle Nici mit leuchtenden Augen, wie Recht sie doch hat. „Sollte irgendetwas nicht in Ordnung ist, ruf mich an.“ Ihre Skepsis wundert mich ein bisschen. Was sollte an einem unverfänglichen Treffen verkehrt sein? Es ist in der Öffentlichkeit und ich könnte jederzeit gehen, wenn es mir zu viel wird. „Sicher… Wir sehen uns morgen.“ Ich habe jetzt absolut keine Lust darauf, mir die Laune verderben zu lassen.

Ich muss auch gar nicht weit laufen, bevor ich schon den lila Schriftzug vor der Purple Café und Weinbar sehen kann. Ob es Absicht war, dass er mich nicht weit hat laufen lassen? Aber diese Frage bringt mich jetzt auch nicht weiter. Ich sehe auf die Uhr und stelle fest, dass ich 5 Minuten vor der vereinbarten Zeit da bin. Ich entschließe mich dazu, nicht einfach vor der Tür stehen zu bleiben. Lieber wollte ich ein paar Minuten zu spät sein, sonst würde ich nur nervös vor der Tür stehen und warten. Ich laufe also zielstrebig an der Eingangstür vorbei und versuche mich dabei unauffällig umzusehen, ob ich Ethan bereits irgendwo entdecken kann.

Nichts. Jetzt bin ich schon zweimal die Straße hoch und runter gelaufen und habe ihn nicht sehen können. Mittlerweile tun mir die Füße in den neuen Schuhen weh und ich würde mich eigentlich nur gern hinsetzen. Ich sehe wieder auf die Uhr. Es ist schon nach Sieben. Langsam werde ich unruhig. Resigniert hole ich mein Telefon aus der Tasche und überlege, wen ich anrufen könnte. Einfach nur, um nicht so dumm vor der Tür zu stehen. So würden die Leute denken, ich müsste mich so auf das Gespräch konzentrieren, dass ich dafür zufällig hier angehalten habe um zu telefonieren. Eigentlich total bescheuert, mir Gedanken darüber zu machen, was andere von mir halten könnten. Trotzdem blättere ich durch meine Kontakte und bleibe schließlich bei der Nummer von Alex hängen.

Alex ist ein guter Freund von mir. Einer der wenigen Kontakte aus meiner Schulzeit, die ich noch regelmäßig pflege. Die meisten anderen hat es irgendwo in andere Teile des Landes gezogen. Aber Alex wohnt nur wenige Meilen weit weg in Olympia. Jedenfalls dicht genug, sodass wir uns öfter sehen können. Es tut gut, mit jemandem ganz unbefangen über alles reden zu können. Unsere Freundschaft war von Anfang an platonisch und es ist mir bisher auch nie in den Kopf gekommen, diesen Status zu hinterfragen. Es ist einfach gut so, wie es ist.

Gerade als ich denke, er würde nicht mehr ans Telefon gehen, nimmt jemand ab. „Hi Alex, lange nichts mehr von dir gehört. Hast du mittlerweile eine neue Wohnung finden können?“ Ich rede einfach drauf los, ohne sein ‚Hallo‘ abzuwarten. „Hallo? Mit wem spreche ich?“ Plötzlich wird mir klar, dass nicht Alex am Telefon ist. Doch die Frau am anderen Ende der Leitung kann ich absolut nicht zuordnen. Das bringt mich total aus dem Konzept. „Ich… wollte eigentlich mit Alexander Sinclair sprechen… Mein Name ist Susannah Reynolds.“ „Ah, von Ihnen habe ich schon eine Menge gehört.“ Nun klingt die Stimme schon viel freundlicher als zuvor und ich höre, wie Alex zum Telefon gerufen wird. „Hi Susi, entschuldige, dass ich nicht sofort am Telefon war. Isabelle war einfach schneller. Sie ist meine neue Mitbewohnerin. Zu zweit kann man sich einfach eine viel schönere Wohnung leisten.“ Unhörbar amte ich aus und entspanne mich wieder. Dabei weiß ich gar nicht, wieso es mich stören sollte, wenn er doch auf einmal eine Freundin haben sollte. Doch, eigentlich weiß ich es. Ich hätte Angst, dass ich nicht mehr an erster Stelle stehen würde und sich unser gutes Verhältnis ändern könnte. Früher oder später würde ich mich sowieso damit abfinden müssen.

Alex redet gleich weiter, so gut gelaunt wie immer. Er erzählt mir von seinem Umzug und seinen Plänen für die Arbeit und ich bin so konzentriert darauf, dass ich gar nicht merke, wie sich jemand von der Seite nähert. Erst als diese Person mir ins Ohr flüstert, zucke ich so stark zusammen, dass ich fast das Handy fallen lasse. „Sie sind unaufmerksam Ms. Reynolds.“ Mit einem Augenzwinkern begrüßt mich Ethan und reicht mir die Hand. Ich nehme sie, brabble ein paar unvollständige Sätze ins Telefon, um mich von Alex zu verabschieden und folge Ethan ins Purple.

Er findet einen freien Platz direkt am Fenster und bestellt je ein Glas Lokoya Cabernet Sauvignon für uns beide, nachdem wir uns hingesetzt haben. Ich bin kein großer Weinkenner, vermute aber, dass Ethan sich dafür umso besser in diesem Gebiet auskennt.

„Wie war dein Tag?“, fragt er immer noch so charmant lächelnd. Mir kommt es so vor, als würde sich hinter diesem Lächeln mehr verbergen als nur diese lässige Freundlichkeit, die er nach außen hin zeigt. „Hervorragend!“, platzt es aus mir heraus. „Ich muss dir dafür wirklich noch mal danken.“ Der zweite Teil kommt etwas leiser und zögerlicher. Mir ist es unangenehm, ihm dies gestehen zu müssen. Doch er geht gar nicht weiter darauf ein, sondern wechselt sofort das Thema. Wahrscheinlich ist er es gewohnt, Komplimente zu bekommen.

Als die Kellnerin schließlich den Wein bringt, fordert Ethan mich auf, diesen zu probieren. Ich nehme einen Schluck und muss sagen, dass ich Rotwein deutlich herber erwartet hätte. Ich nehme direkt danach einen weiteren Schluck und genieße den Geschmack in meinem Mund. Ethan hingegen hält sein Glas weiterhin fest in der Hand und beobachtet mich.

Mit seinen durchdringenden, leuchtend grauen Augen fixiert er mich, ohne etwas zu sagen. Nervös rutsche ich auf meinem Stuhl hin und her, weil ich nicht weiß, was ich sagen soll und überlege krampfhaft, über welche Themen ich mich mit diesem Mann unterhalten soll. Ich habe bisher nicht so viel erlebt, dass ich übersprudeln würde voll spannender Geschichten aus meinen bisherigen 21 Jahren. Nach der Schule habe ich mich einem Bachelorstudium für Immobilienwirtschaft gewidmet und bin jetzt seit einem knappen Jahr Angestellte bei First Exclusive Inc. Ich bin wirklich froh, die Stelle gefunden zu haben und konzentriere mich seitdem voll auf meine Karriere. Möglicherweise ist mein Privatleben dabei bisher ziemlich kurz gekommen, aber es gab für mich keinen Grund, etwas an dieser Situation zu ändern.

Da Ethan keinerlei Anstalten macht, die unangenehme Stille zu durchbrechen, nehme ich meinen ganzen Mut zusammen und stelle ihm die Frage, die mich am meisten interessiert. „Wieso wolltest du dieses Treffen heute mit mir?“ Es folgt eine Pause und ich bereue fast, dass ich so mit der Tür ins Haus falle. Dann aber nimmt Ethan einen großen Schluck Wein, bevor er mir antwortet. Zumindest dachte ich, dass er mir antworten würde. „Ist es dir unangenehm, mit mir hier zu sein?“ Überrascht über diese Gegenfrage und etwas frustriert darüber, dass er meine Frage einfach ignoriert, antworte ich ihm ehrlich. „Nein, ganz und gar nicht. Es kommt nur nicht so oft vor, dass ich so spontan von einem Mann wie dir eingeladen werde.“ „Einem Mann wie mir?“ Er zieht eine Augenbraue hoch, wirkt dabei aber belustigt über meine Antwort. „Nun ja… also… man könnte dich sozusagen eine Berühmtheit nennen und ich bin… einfach jemand, der dir zufällig über den Weg gelaufen ist.“

Dieses Gespräch wird gerade sehr unangenehm für mich und ich habe keine Ahnung, wie ich da wieder raus komme. Ich spiele mit den Fingern nervös an meinen langen, braunen Haaren, die heute so elegant hochgesteckt wurden und an denen es eigentlich keinen Grund gibt, irgendetwas zurechtzurücken. Normalerweise bin ich nicht so leicht aus der Ruhe zu bringen, aber heute habe ich das Gefühl, als sei ich in einer Prüfung, bei der ich kurz davor bin, durchzufallen.

„So siehst du das also. Zerbrich dir darüber nicht den Kopf.“ Er blättert währenddessen in der Speisekarte. Nachdem er damit fertig ist, wendet er sich wieder an mich. „Ich hoffe, du hast Hunger, hier gibt es hervorragende Pasta. Magst du Pasta? “ Ich nickte und er macht der Bedienung deutlich, dass er bestellen möchte.

Noch nie hatte ich bei einem Treffen mit einem Mann so viele verschiedene Gefühle auf einmal. Ethan ist zuvorkommend, aber gleichzeitig auch sehr bestimmend. Einerseits gibt er mir das Gefühl, etwas Besonderes zu sein, andererseits wirkt er desinteressiert bei dem, was ich sage. Bin ich ihm zu langweilig? Sucht er lediglich Abwechslung von seinem Alltag? Worauf will er hinaus? Ich erkläre diese Fragen zu meiner Aufgabe, die ich noch heute Abend klären möchte, egal, was ich dafür tun muss.

Im weiteren Verlauf des Abends werde ich entspannter und wir plaudern über dies und jenes, vermutlich hilft mir auch der Wein dabei, endlich lockerer zu werden. Draußen ist es mittlerweile dunkel und viele Gäste haben das Purple auch schon verlassen. Um uns herum ist es leiser geworden. Und je länger wir uns unterhalten, desto faszinierter bin ich von diesem Mann. Er wirkt auf mich, als würde er sein Leben mit einer einzigartigen Leichtigkeit meistern. Und doch schlummert da etwas Dunkles in ihm, was er gut zu unterdrücken weiß.

„Hat es dir geschmeckt?“, fragt er mich, nachdem ich deutlich gemacht habe, dass ich nichts mehr hinunter bekommen würde. „Sehr gut, vielen Dank für die Einladung.“ Ein wenig trübsinnig denke ich schon an das Ende des Abends, der sicher nicht mehr weit entfernt ist. Ethan setzt ein verführerisches Grinsen auf. „Wenn du möchtest, dann ist dieser Abend noch nicht zu Ende.“

Meint er tatsächlich, dass er mich nach so kurzer Zeit direkt ins Bett bekommt? Für so plump hätte ich ihn nicht gehalten. Entrüstet über diese Aussage, mache ich ihm direkt deutlich, dass ich nicht so leicht zu haben bin. „Ich stehe nicht auf One-Night-Stands.“ Ich hätte ahnen können, dass er es nicht nötig hätte, mit mir auszugehen, wenn er nicht darauf hinaus wollte. Frustriert stehe ich auf, nehme meine Tasche und mache mich auf den Weg zum Ausgang.

Ich erreiche diesen jedoch gar nicht erst. Eine Hand hält mich mit festem Griff nach nur wenigen Metern am Oberarm fest. Ich drehe mich um und blicke direkt in Ethans Augen, die sich total verändert haben. Er wirkt zornig. Ich bekomme es mit der Angst zu tun.

„Susannah.“ Mein Name klingt mir selbst so fremd, als er diesen ausspricht. „Ich befürchte, du hast einen völlig falschen Eindruck von mir. Ich hatte nicht vor, dich ins Bett zu bekommen. Habe ich dir tatsächlich den Eindruck vermittelt, als wäre ich nur darauf aus?“ Mit drohendem Tonfall spricht er weiter, ohne meinen Arm loszulassen. Mittlerweile sind dort sicherlich Druckspuren zu erkennen. „Habe ich dir nicht schon seit heute Morgen bewiesen, dass du mir vertrauen kannst?“ Ich nicke zögerlich und schlucke den dicken Kloß im Hals hinunter. Ich bin wie gelähmt. Nicht ausschließlich vor Angst. Da ist noch etwas anderes. Diese kühle Art, mit der er zu mir spricht, lässt mich still werden. Ja fast schon gehorsam. Ich weiß immer noch nicht, was es ist, aber ich fühle mich hingezogen zu ihm. Ich habe das Bedürfnis, bei ihm zu bleiben. Das muss er auch merken, denn plötzlich lockert er seinen Griff. „Warte hier.“ Mit diesen Worten geht er bezahlen und lässt mich einfach an Ort und Stelle stehen. Ich könnte weglaufen, wenn ich will. Die Gelegenheit ist günstig. Aber ich bleibe stehen und warte darauf, dass er wieder zu mir kommt.

„Ich werde dich zu nichts zwingen. Du bist ein freier Mensch. Du kannst mit mir kommen oder mir sagen, dass ich dich jetzt nach Hause fahren soll. Das liegt allein an dir.“ Ich komme mir vor, als müsste ich die Entscheidung meines Lebens treffen. Wer weiß, vielleicht ist es auch so. Ich weiß einfach nicht, woran ich bei Ethan bin. Doch eines weiß ich. Ich möchte es herausfinden.
****es Paar
423 Beiträge
So jetzt möchten wir auch herrausfinden wie es weitergeht
spannend geschrieben
*********ain86 Paar
21 Beiträge
Themenersteller 
Kapitel 3
Etwas unbeabsichtigt ist mir die Zeit ein wenig davon gelaufen. Hier nun der 3. Teil der Geschichte.

Ich schäme mich plötzlich für mein Verhalten. Ich kenne diesen Mann doch gar nicht richtig. Ich könnte mich selbst ohrfeigen für mein überstürztes Verhalten. „Es tut mir leid, ich habe dich vermutlich falsch eingeschätzt“, gestehe ich kleinlaut. „Kann ich das wieder gut machen?“ Ethans Augen beginnen zu leuchten, ein anderes Leuchten als ich bisher von ihm kennen gelernt habe – so voller Verlangen. Ein leichtes Lächeln umspielt seine Lippen. „Es gäbe da was.“ Er macht eine lange Pause und ich sehe ihn mit fragendem Blick an.
„Geh und zieh deine Unterhose aus. Anschließend bringst du sie mir.“ Es ist kaum mehr als ein Flüstern und trotzdem habe ich das Gefühl, dass jeder, der sich noch im Restaurant befindet, es gehört haben muss. Mein Gesicht verfärbt sich tiefrot. Es handelt sich dabei weder um eine Bitte, noch um einen Gefallen. Wenn ich wirklich mehr über diesen Mann herausfinden will, dann muss ich sein Spiel mitspielen.

Zögernd gehe ich in Richtung der Toiletten. Ich versuche meinen Kopf auszuschalten und ziehe mir mechanisch den Slip herunter, nachdem ich mich für eine der freien Kabinen entschieden habe.

Unweigerlich muss ich an einen Abend vor wenigen Wochen denken als ich eine Freundin, Sophie, begleitet habe. Mit ihr treffe ich mich eher unregelmäßig und doch hat sie mir einen unvergesslichen Abend beschert, an den ich danach noch oft denken musste. Sie hat mich zu einer Party mitgenommen, von der ich zuerst gar keine Ahnung hatte, was mich erwarten würde. Wie sich dann herausstellte, war es eine Fetisch-Party.

Ich hatte mich zuvor mit ihr an einem gemeinsamen Abend über dieses Thema unterhalten. An diesem Tag war vielleicht auch etwas zu viel Alkohol im Spiel und ich habe nicht allzu viel darüber nachgedacht, was ich sagte. Nie hätte ich damit gerechnet, dass sie sich daran erinnern würde. Trotzdem bin ich ihr im Nachhinein dankbar für diese Erfahrung. Ich war zwar mehr oder weniger eine stille Beobachterin des Geschehens, dennoch hat es mich fasziniert, wie die Paare – wenn ich es so nennen kann – miteinander umgegangen sind. Trotz des Machtgefälles zwischen ihnen, lag so viel Erotik in der Luft. Alle schienen ihr Spiel zu genießen, selbst wenn sie nur da waren, um ihre exklusiven Outfits zur Schau zu stellen.

Nun komme ich mir selbst ein bisschen so vor, wie eine der Frauen an diesem Abend. Und ich muss zugeben, dass ich die Situation gerade gar nicht abstoßend finde. Etwas ungewohnt ist das Gefühl, so ‚frei‘ zu sein, aber ich weiß, dass ich so meinem mir gesetzten Ziel ein Stückchen näher komme.

Siegessicher gehe ich zu Ethan zurück, der immer noch an der gleichen Stelle verharrt, an der er zuvor auch stand. Ich lächle ihn an und warte auf eine Reaktion. „Ich vermute, dass du den ersten Teil der Aufgabe zu meiner Zufriedenheit ausgeführt hast. Du wirst dich aber sicher auch noch an den zweiten Teil erinnern können?“ Mit fragendem Blick sieht er mich an. Mist! Wie konnte ich das vergessen? Er wollte, dass ich ihm die Unterhose auch noch überreiche. Ich beruhige mich mit dem Gedanken, dass es ein angenehmerer Beweis für die Erledigung der Aufgäbe wäre als wenn er das selbst nachprüfen würde. Vorsichtig hole ich das Stück Stoff auf meiner Handtasche und knülle es in der Hand so fest zusammen, dass es kaum hervor guckt. Ich strecke Ethan meine geballte Faust hin und überreiche ihm meine gerade noch getragene Unterhose.

Ohne jegliche Scham nimmt er sie an und faltet sie auseinander, als wenn er sich davon überzeugen müsste, dass ich ihn nicht belüge. Nervös sehe ich mich im Restaurant um, in dem wir uns immer noch befinden. Glücklicherweise bemerkt keiner der verbliebenen Gäste das Geschehen.

Nachdem Ethan sich selbst überzeugen konnte, legt er zufrieden seinen Arm um meine Taille und führt mich vor die Tür. Es fühlt sich unglaublich gut an, mit diesem Mann Arm in Arm zu laufen. Auf der Straße sieht er sich kurz nach rechts und links um und geht dann zielstrebig auf einen schwarzen Geländewagen zu, der am Straßenrand steht. Er hält mir die Tür auf und lässt mich einsteigen. Nachdem ich Platz genommen habe, geht er um den Wagen herum und steigt auf der anderen Seite ein. Allerdings nicht hinterm Steuer, sondern neben mir. Kaum ist die Tür auch hinter ihm zu, setzt sich der Wagen in Bewegung. Natürlich hat Mr. Collins einen Chauffeur. Darauf hätte ich auch gleich kommen können.

„Wohin fahren wir?“ Ethan rückt ein wenig näher und legt seine Hand auf meinen Oberschenkel. Ein angenehmer Schauer durchfährt mich. „Wir fahren zu mir. Dort sind wir ungestörter.“ Er sieht mir geradewegs in die Augen, während er mit mir spricht. „Warum hast du gerade einfach gemacht, was ich dir befohlen habe, ohne es zu hinterfragen?“ „Hätte ich eine andere Wahl gehabt?“ „Natürlich. Die gibt es immer, die Frage ist nur, wie sie einem gefällt.“ Damit hat er vermutlich Recht.

„Vielleicht wollte ich es…“, murmle ich eher vor mir selbst hin, als dass ich es laut aussprechen wollte. Doch Ethan hört es und ein Lächeln zeichnet sich in seinem Gesicht ab. Er wirkt zufrieden. Ich könnte es auch sein, wenn mir nicht so viele Gedanken durch den Kopf gehen würden. Dieser Tag ist für mich einfach nur total verrückt abgelaufen.

Ich zögere lange, doch dann traue ich mich endlich, ihm erneut die Frage zu stellen, die mir Kopfzerbrechen bereitet. „Darf ich dich etwas fragen?“, ich beginne höflich, damit er mir nicht wieder mit einer Gegenfrage kontern kann. Ohne etwas zu sagen, guckt er mich an und ich kann ihm förmlich ansehen, dass er darauf wartet, meine Frage zu hören. Ich muss tief Luft holen, da ich mich ein wenig vor der Antwort fürchte. Wer weiß, welche einfachen Beweggründe ihn dazu geführt haben und ich male mir bereits etwas Besonderes aus. Es ist besser das jetzt zu klären, bevor die Enttäuschung größer wird. „Bitte sag mir, warum du gerade mich eingeladen hast – und jetzt sogar mit zu dir nach Hause nimmst? Du bist mir keinen Gefallen schuldig. Im Gegenteil, ich müsste mich bei eher dir bedanken.“ Bevor er antworten kann, spreche ich weiter. „Ich habe den Abend bisher sehr genossen und möchte einfach Klarheit.“

Nachdem ich fertig bin, wirkt Ethan nachdenklich. Doch ich werde an dieser Stelle keine Ausflüchte dulden. „Eigentlich war es eher ein Zufall.“ Ich höre ihm aufmerksam zu. „Es ist ein paar Wochen her… Ich denke, dir schon einmal begegnet zu sein. An diesem Abend haben wir uns nicht miteinander unterhalten, ich musste aber seitdem öfter daran denken. Heute Morgen habe ich dich sofort wiedererkannt. Ich wollte einfach die Chance nutzen, dich näher kennenzulernen.“ Ich versuche mich an alle Aktivitäten zu erinnern, denen ich in den letzten Wochen nachgegangen bin. Es waren nicht viele, ein paar Treffen mit Alex und Lena, eher zu Hause, aber Partys mit vielen Leuten waren kaum welche dabei. Wo hätte er mich also sehen sollen? Er hat vermutlich nicht einmal den gleichen Musikgeschmack wie ich.

Doch auf einmal fällt mir ein, wo er mich gesehen haben könnte. Wieder kommen die Gedanken an den Abend, den ich gemeinsam mit Sophie verbracht habe. Die Fetisch-Party. War er etwa dort? Hätte mir das jemand vor dem heutigen Tag erzählt, hätte ich es nicht glauben können. Doch nach den letzten Stunden gibt es keine Zweifel daran.

„Ich war mit meiner Sub dort, allerdings konnte ich nicht lange bleiben. Es gab ein paar… Schwierigkeiten.“ Er fährt mit seinen Ausführungen fort und ich bin dankbar, dass er so offen zu mir spricht. „Mir hat es gefallen, dich dort so schüchtern sitzen zu sehen.“ Ethan kann sich ein süffisantes Grinsen nicht unterdrücken. „Warst du allein dort?“

„Eine Freundin hat mich mitgenommen.“ „Hatte dein Dom keine Zeit?“ Jetzt weiß ich, worauf er hinaus will. Er meint, ich würde solche Veranstaltungen öfter besuchen. Ob er mich auch eingeladen hätte, wenn er die Wahrheit kennen würde? „Ich habe keinen Dom“, gebe ich zu, ohne mich direkt zu verraten. Das Strahlen ist wieder in seinen Augen zu sehen. Das Gleiche wie vorhin, kurz bevor er mir diese Aufgabe im Restaurant erteilt hat.

Plötzlich wandert Ethans Hand etwas höher. Ich bin hin und hergerissen. Es fühlt sich so verdammt gut an, aber mein Verstand sagt mir, dass er das eigentlich gar nicht tun dürfte. Ich missachte die Warnungen meines Verstandes und spreize die Beine ein wenig weiter. „Braves Mädchen.“ Mit diesen Worten rückt Ethan noch ein Stückchen näher und lässt weiter seine Hand über meinen Oberschenkel streichen. Mein Atem geht schneller. Noch nie hat es ein Mann geschafft, dass ich bei seiner Berührung so intensiv empfinde. Die fehlende Unterhose trägt ihren Teil dazu bei. Denn so ist seine Hand nur wenige Zentimeter von meiner intimsten Stelle entfernt.

Doch gerade, als ich mich völlig entspannt zurück lehnen will, erreichen wir unser Ziel. Hier muss er also wohnen. Wir fahren in die Tiefgarage und Ethan wird wieder zu dem Gentleman, der er vorhin bereits war. Wieder hält er mir die Tür auf, damit ich aussteigen kann und führt mich zum Fahrstuhl, der uns zu seinem Appartement bringt.

Ich bin beeindruckt. Nie hätte ich mir vorstellen können, wie schön die Wohnungen hier sind. Ich bin schon öfter an diesem imposanten Gebäude vorbeigekommen, dachte aber immer, dass darin sowieso nur Snobs wohnen, die nicht wissen, wohin mit ihrem Geld und deren Wohnungen total überladen und kitschig eingerichtet sind. Ethan gehört offenbar nicht dazu. Seine Wohnung hatte Stil. Ich fühlte mich auf Anhieb wohl.

„Kann ich dich kurz allein lassen?“ Er hatte auf einmal so einen geschäftlich klingenden Tonfall. „Natürlich. Ich werde hier warten.“ Jede andere Antwort halte ich für unklug. Er ruft mir noch zu, dass ich mich setzen soll, bevor er in einem der Zimmer verschwindet. Ich sehe mich um und nehme auf dem nächstgelegenen Stuhl Platz. Es ist ein Stuhl am Küchentresen. Von hier aus habe ich einen guten Überblick über den Küchen- und Wohnbereich. Der Blick aus dem Wohnzimmer ist fantastisch. Jetzt im Dunkeln sind die Lichter der Stadt zu sehen und geben ein wunderbares Bild ab. Gerne würde ich es mir aus der Nähe ansehen, also stehe ich auf und gehe direkt zum Fenster. Mir wird fast schon schwindelig von dem Ausblick. Ich bin so vertieft darin, dass ich gar nicht mitbekomme, wie Ethan sich zu mir stellt und schweigend neben mir steht. Erst als er mich anspricht, komme ich wieder in der Realität an. „Gefällt es dir?“ „Ich hätte nie gedacht, wie schön die Aussicht von hier oben sein kann.“

Ohne sich weiter damit aufzuhalten, setzt sich Ethan auf die Couch. „Nimm hier neben mir Platz.“ Diese Aufforderung kommt bestimmt und duldet keine Verzögerung. Ich möchte wissen, was er plant, also komme ich seinem Befehl nach, ohne zu protestieren. „Sehr gut“, lobt er mich, als ich unmittelbar neben ihm sitze. Eigentlich möchte ich gern etwas darauf erwidern, weil ich es eigenartig finde, wie er mit mir umgeht, doch ich reiße mich zusammen und warte weiter ab.

Er legt einen Stapel Papier vor sich auf den Tisch und wendet sich mir zu, bevor er ohne Umschweife erklärt, warum ich eigentlich bei ihm bin. „Ich habe hier einen Vertrag vorbereitet und möchte, dass du ihn dir durchliest. Ich weiß nicht, ob du damit schon vertraut bist. Andernfalls könnte dich die eine oder andere Passage durchaus etwas schockieren. Stelle deine Fragen, wenn du welche hast. Gerne bin ich auch dazu bereit, an verschiedenen Punkten Änderungen vorzunehmen, wenn es notwendig sein sollte.“ Er spricht so sachlich als ginge es um den Kauf eines Autos.

Ich weiß noch gar nicht, was mich erwartet, merke aber langsam, dass es mir zum Verhängnis werden könnte, so unwissend über das Thema S/M zu sein. Er platzt damit heraus, als sei es eine Selbstverständlichkeit als Frau einen Vertrag zu unterschreiben, wenn diese einen Mann kennen lernt. Wortlos nicke ich und greife zu dem Papierstapel, um ihn mir genauer anzusehen. „Ich würde mich sehr freuen, wenn du dich dazu entschließt, den Vertrag zu unterschreiben.“ Ethan lächelt mich an. „Du wirst ein wenig Zeit dafür brauchen. Ich bin in meinem Arbeitszimmer, dann kannst du dich hier besser konzentrieren. Du musst dich auch nicht sofort entscheiden.“

Er lässt mich allein und ich lese Satz für Satz aufmerksam durch.

Was war Ethan für ein Mann? Worauf habe ich mich hier nur eingelassen? Am meisten bin ich aber über mich selbst schockiert. Denn ich sitze immer noch ganz ruhig hier, anstatt einfach davon zu rennen. Viele Gedanken schwirren mir durch den Kopf. Ich fand den Abend bisher so unglaublich faszinierend mit diesem Mann. Doch genau dieser Mann möchte nun von mir, dass ich mich ihm unterwerfe und all diese Regeln befolge.

Ich muss gestehen, dass ich oft nach dem gemeinsam Abend mit Sophie darüber nachgedacht und mich gefragt habe, welche der Dinge, die dort stattgefunden haben, auch für mich in Frage kämen. In meinen kühnsten Fantasien habe ich verschiedene Szenarien durchgespielt und viele davon haben mich erregt. Doch jetzt befinde ich mich in einer ganz anderen Situation. Jetzt soll aus meinen Gedanken und Fantasien Realität werden. Ich stehe ganz kurz davor, das zu spüren und zu erleben, was sich bisher nur in meinem Kopf abgespielt hat.

Ich lese mir alles erneut durch und starre am Ende eigentlich nur noch auf das Papier. Ethan kommt zurück. Er sieht besorgt aus. „Ist alles in Ordnung bei dir? Ich hätte damit gerechnet, dass du auf dich aufmerksam machen würdest, wenn du den Vertrag gelesen hast.“ Ich blicke hoch. „Es gibt ein paar Punkte, die ich gern geändert haben möchte.“ Mehr fällt mir dazu nicht ein. „Kein Problem. Gerne können wir darüber sprechen. Ich möchte dir dazu etwas Zeit geben. Nimm den Vertrag mit und wir reden in ein paar Tagen darüber.“ Er wirkt erleichtert. Ich fühle mich plötzlich einsam. Ich sitze hier mitten in einer Vertragsverhandlung, von der ich heute Morgen nicht einmal eine Ahnung hatte, dass ich sie führen würde. Ich wünsche mich nach Hause und man muss mir ansehen, wie bedrückt ich bin. Ethan kommt zu mir und setzt sich ganz nah neben mich. Dann hebt er mit einem Finger mein Kinn, sodass ich ihn ansehen muss. „Du musst dir keine Sorgen machen. Es wird nichts passieren, was du nicht wirklich möchtest. Ich werde dir zeigen, wie viel Spaß es machen kann.“ Nun hat er wieder das charmante Lächeln aufgelegt. Jetzt ist der Geschäftsmann woanders.

„Möchtest du heute hier übernachten oder lieber nach Hause?“ Ich überlege kurz, entschließe mich dann aber dafür, besser nicht bei ihm zu bleiben. Ich möchte lieber in Ruhe in gewohnter Umgebung nachdenken können. „Ich möchte gern nach Hause.“ Etwas wehmütig stehe ich auf und verabschiede mich von dem Mann, der gerade dabei ist, mein ganzes Leben durcheinander zu bringen. Ich werde von dem Chauffeur nach Hause gefahren, der uns gemeinsam zu Ethans Wohnung gebracht hat. Wie viel er wohl über seinen Lebensstil weiß?

Zu Hause nehme ich eine Kopfschmerztablette und lege mich ins Bett. Lange noch starre ich die Decke an, bevor ich endlich in einen tiefen, traumlosen Schlaf falle.
*********ain86 Paar
21 Beiträge
Themenersteller 
Kapitel 4
Der nächste Tag verläuft wie gewohnt und ich bin vollkommen mit der Arbeit beschäftigt. Ich merke erst, wie viel Zeit vergangen ist, als mich eine E-Mail von Ethan erreicht.

Hallo Susannah,

ich werde dich jetzt nicht fragen, ob du dir schon Gedanken über den Vertrag gemacht hast. Ich warte einfach deine Entscheidung ab. Wenn du dich dafür entscheidest, dann treffen wir uns am Freitag. Dazu nimmst du folgende Verbindung: Bus - 33 - Richtung: E Magnolia, Seattle Center, Abfahrt: 17:10, Ankunft: 17:40

Ich hoffe, wir sehen uns!


Jetzt hat er mir auch noch eine Frist gesetzt, dabei wollte ich mich mit dem Thema erst am Wochenende beschäftigen. Doch nun werde ich bereits den heutigen Abend damit verbringen. Gezwungenermaßen…

Als erstes aber war ich neugierig, wo er mich hinbestellt hatte. Ich lege meine Arbeit, mit der ich gerade begonnen hatte, zur Seite und suchte im Internet nach der Verbindung.

Dieser Bus hält um die Uhrzeit am Discovery Park. Ich glaube allerdings kaum, dass er mich zu einem netten Spaziergang einladen wird. Schließlich soll das dann mein Beweis sein, dass ich seinen Vertrag akzeptiere.

Ich überlege kurz, ob ich ihm darauf antworte, aber er stellt darin keine Fragen und ich habe nicht das Gefühl mich ihm aufdrängen zu müssen. Ein wenig genervt von seiner arroganten Art, weil er in dieser Mail nicht mal richtig davon ausgeht, dass ich nein sagen könnte, schließe ich sie wieder und arbeite an dem Projekt weiter, das ich noch vor wenigen Minuten aus Neugierde weggelegt hatte. Ich würde ihm nicht total hörig werden. So weit kommt es noch…

Und trotz dieses Vorhabens geht mir Ethan die restliche Zeit, die ich im Büro verbringe, nicht mehr aus dem Kopf.

Es ist kurz nach 8 als ich mich auf den Weg nach Hause mache. Die Sonne wird in wenigen Minuten unter gehen. Ich liebe es, Sonnenuntergänge zu beobachten. Da kann ich alles um mich herum vergessen. Das bringt mich auf eine Idee. Anstatt auf direktem Weg nach Hause zu fahren, suche ich mir ein Taxi und bitte den Fahrer möglichst schnell Richtung Norden auf die Interstate 5 zu fahren. Nach wenigen Minuten bin ich an meinem Ziel. Von hier aus hat man einen hervorragenden Blick auf die untergehende Sonne. Ich genieße die letzten warmen Strahlen und versuche, einen klaren Kopf zu bekommen.

Ich bin immer noch fasziniert von dem Mann, den ich kennen gelernt habe. Immer wieder muss ich an ihn denken, an sein Angebot und auch an die Party, die ich mit Sophie besucht habe. Ich finde es nicht abstoßend, was dort passiert ist. Im Gegenteil, es reizt mich. Und je länger ich darüber nachdenke, desto attraktiver wird das Angebot von Ethan. Ich bekomme eine einmalige Chance und beschließe, diese auch zu nutzen. Voller Vorfreude krame ich den Vertrag erneut aus meiner Tasche und lese ihn dieses Mal aufmerksamer durch als zuvor. Ich markiere verschiedene Stellen, über die ich mit ihm sprechen möchte, fühle mich aber bereit dazu, den Rest genauso zu erfüllen, wie er es sich vermutlich vorstellt.

Nur an einer Sache muss ich noch arbeiten. Er denkt immer noch, dass ich bereits mehr Erfahrungen habe, als nur diesen einen Besuch. Ich befürchte, dass dies zu meinem Nachteil sein könnte und entscheide mich dazu, noch heute Sophie anzurufen. Ich muss unbedingt mehr darüber erfahren, denn ich will Ethan gefallen. Irgendwie verstehe ich mich selbst nicht mehr. Normalerweise ist mir meine Selbstständigkeit und auch die Möglichkeit, mein Leben selbst in die Hand zu nehmen, viel Wert, doch der Reiz nach diesem Unbekannten, Neuen ist einfach viel größer. Und es würde auch nicht dauerhaft sein, sondern nur, wenn ich bei Ethan bin. Ich denke, er ist es Wert, dass ich den Versuch wage und auf seinen Vorschlag eingehe.

Ein Grinsen macht sich in meinem Gesicht breit. Die nächsten Stunden werden sich wahrscheinlich ewig hinziehen. Das ist fast immer so, wenn ich auf etwas warte.

Da ich fast allein hier bin und um mich herum nur noch wenige Leute spazieren gehen, beschließe ich, Sophie sofort anzurufen, ich habe nur noch wenige Stunden Zeit, mich in ein Thema einzuarbeiten, von dem ich bisher kaum eine Ahnung habe.

Ich höre das Läuten im Telefon und wippe nervös mit dem Fuß auf und ab, während ich darauf warte, dass am anderen Ende der Leitung jemand abnimmt. Nichts. Nach über einer Minute springt der Anrufbeantworter an. Ich hasse es, darauf zu sprechen und lege enttäuscht auf. Sophie ist meine einzig sinnvolle Idee, die ich habe, um mich über SM zu informieren. Mehr Personen kenne ich nicht, die damit vertraut sind und darauf, das Internet zu durchforsten, habe ich auch keine Lust. Darin kommen auf jede wirklich gute Internetseite sicher mindestens zwei weitere, in denen nur Schwachsinn erzählt wird. Und wenn man, wie ich, keine Ahnung vom Thema hat, kann ich auch genau auf der falschen Seite landen und bekomme ein völlig verkehrtes Bild von dem, was eigentlich die Realität ist.

Ich sitze noch eine Weile auf meinem Platz und lasse meine Gedanken einfach kreisen. Erst als ich das Zittern meines Körpers nicht mehr unter Kontrolle habe, weil es nach Sonnenuntergang sofort kühler geworden ist, merke ich, dass ich die Einzige bin, die sich noch hier aufhält. Das ist ziemlich unheimlich, wobei die Stille auch etwas Beruhigendes hat.

Geträumt habe ich jetzt allerdings genug. Nun ist es an der Zeit, sich wieder der Realität zu stellen. Es ist schon spät geworden und ich muss noch nach Hause kommen. Hoffentlich finde ich um diese Uhrzeit noch ein Taxi in der Nähe.

Plötzlich schrecke ich zusammen. Mit dem Geräusch aus meiner Hosentasche, das die angenehme Stille durchbricht, hätte ich gerade gar nicht gerechnet. Mein Handy. Ich bin ganz kribbelig als ich es aus der Tasche hole. Ich habe schon eine Ahnung, wer mich jetzt versucht, anzurufen. Und meine Vermutung bestätigt sich als ich dran gehe: „Hallo?“ „Hi! Ich habe gerade gesehen, dass du versucht hast, mich zu erreichen. Schon lange nichts von dir gehört… Was gibt es denn?“ Da ist sie – die Frage, die mich einiges an Überwindung kosten wird. Doch nun gibt es kein Zurück mehr. „Also… nun… wir waren doch beide vor ein paar Wochen auf dieser Party…“, ich überlege noch, wie ich weiterspreche, da unterbricht sie mich schon. „Ich erinnere mich sehr gut.“ Ich kann sie fast lächelnd vor mir sehen. Wenn ihr dieses Thema so viel Freude bereitet, kann es wirklich nicht so schlimm sein.

„Ich habe einen Mann kennen gelernt und weiß, dass dieser auch Interessen hat, die in diese Richtung gehen. Er hat mir einen Vertrag angeboten und ich würde einfach gern mehr darüber wissen, bevor ich mich darauf einlasse. Und du bist die einzige Person, von der ich weiß, dass sie mir dabei weiterhelfen könnte. Es tut mir leid, dass ich dich so kurzfristig darum bitte und ich weiß, dass ich mich schon länger nicht bei dir gemeldet habe…“, nun sprudeln die Worte nur so aus mir heraus. Mir ist bewusst, wie wenig Zeit mir nur noch bleibt und wie unhöflich es doch ist, mich nur aus Eigennutz bei Sophie zu melden, doch ich sehe sie wirklich als letzte Hilfe an.

„Wenn du möchtest, dann können wir uns morgen in deiner Mittagspause treffen. Ich würde dich gegen 1 Uhr abholen. Passt das?“ Froh über dieses Angebot, stimme ich ihr zu und verabschiede mich von Sophie. Dann rufe ich mir wieder ein Taxi und mache mich auf den Weg nach Hause.

Am nächsten Morgen stehe ich schon mit Herzklopfen auf, was sich zur Pause hin immer weiter steigert. Ich verlasse pünktlich das Büro und begrüße Sophie mit einer kurzen Umarmung, nachdem ich sie wartend entdeckt habe. Gemeinsam gehen wir in ein Café in der Nähe und ich suche uns einen Tisch, von dem ich denke, dass er günstig gelegen ist und uns nicht jeder zuhören kann.

Wir bestellen uns etwas zu trinken und ich suche mich eine Kleinigkeit zum Essen aus. Dann lege ich nach kurzem Smalltalk auch direkt los. „Mich würde interessieren, wie man sich als ‚Sub‘ verhält? Ich möchte nicht, dass er sofort erkennt, wie wenig ich davon weiß.“ Ich versuche meine Unsicherheit mit einem Lächeln zu überspielen, kann jedoch nicht verhindern, dass es nur gequält aussieht. Sophie stört sich daran nicht, sie scheint in ihrem Element zu sein.

„Als ich das letzte Mal einen festen Dom hatte, wollte er, dass ich stets hinter ihm gehe, wenn wir unterwegs waren und wenn es nur eine halbe Schrittlänge war. Ich hatte ihn um vieles um Erlaubnis zu bitten. Teilweise hat er sogar vorgeschrieben, wann ich zur Toilette durfte. Höflichkeit und Respekt stehen im Mittelpunkt. Vorlaute Bemerkungen könnten Strafe nach sich ziehen.“ Bis jetzt konnte ich ihr gut folgen. „Wenn er dich bestraft, dann bedanke dich bei ihm dafür, auch wenn es weh tut.“ Beinahe klappt mein Mund herunter. Diesen Aspekt hatte ich bisher völlig außer Acht gelassen. Ich habe keine Ahnung, ob ich damit umgehen könnte. „Keine Angst, Schmerzen können auch viel Lust bedeuten. Denn Lust ist eines der Hauptaspekte eines SM-Spiels.“ Ihre Worte lassen mich wieder entspannter werden. „Welche Regeln jedoch genau für dich gelten werden, das entscheidet allein der Dom, mit dem du diese Vereinbarung hast. Es ist viel möglich, aber nichts davon ist ein Muss.“ Ermunternd sieht sie mich an. Es wirkt für mich, als wäre es gar nicht schlimm, dass ich nur wenig weiß. Die Regeln würde Ethan aufstellen und ich müsste mich nur daran halten. So könnte ich ihn gar nicht enttäuschen.

Im weiteren Gespräch erzählt sie mir von ihren bisherigen Erfahrungen und besonders viel von ihrem letzten Dom. Dieser Mann scheint etwas ganz Besonderes an sich zu haben, denn Sophies Augen scheinen gar nichts Bestimmtes anzusehen, sondern strahlen einfach nur, wenn sie von ihm schwärmt.

Als ich dann einen Blick auf die Uhr mache, merke ich, dass wir schon viel zu lange erzählt haben und ich längst wieder zurück musste. „Ich will nicht unhöflich sein, aber meine Pause ist eigentlich schon zu Ende. Ich bin dir wirklich dankbar, dass du so kurzfristig Zeit für mich hattest und hoffe, du nimmst es mir nicht übel, wenn ich jetzt gehe.“ „Nein, ich habe die Zeit auch völlig außer Acht gelassen.“ Sie stockt einen kurzen Moment, so als würde sie noch etwas sagen wollen, traut sich aber nicht.

„Es ist ungewöhnlich, jemanden kennen zu lernen, der sofort so ein Angebot unterbreitet.“ Ich werde hellhörig. Worauf will sie wohl hinaus? „Sei vorsichtig.“ Ich nicke nur. „Ich bin mir ziemlich sicher, dass ich mir keine Gedanken machen muss.“ Wieder öffnet Sophie den Mund als wolle sie noch etwas sagen, lässt es dann aber doch bleiben, legt Geld auf den Tisch und verlässt das Café.

Die Zeit bis zum Feierabend fliegt nur so dahin. Mit Spannung packe ich meine Sachen, verabschiede mich von den Kollegen und gehe zur Bushaltestelle. Mein Herz klopft wie verrückt. Es ist doch nur ein Date, rede ich mir ein, weiß aber, dass es genau das nicht ist. Von weitem kann ich schon den Bus sehen. Beim Einsteigen zeige ich meine Monatskarte vor und suche mir einen freien Platz in der Nähe der hinteren Tür. Die halbstündige Busfahrt zieht sich hin und je öfter ich auf die Uhr sehe und der Busfahrer Haltestelle für Haltestelle abfährt, desto unruhiger rutsche ich auf meinem Sitz hin und her. Mir ist warm. Und das alles nur wegen der Aufregung, Ethan gleich wieder zu sehen.

Nach etwa der Hälfte der Strecke klingelt mein Telefon. Ich sehe aufs Display und erkenne die Nummer meiner Arbeit. Sofort meldet sich mein schlechtes Gewissen. Hatte ich etwa einen Termin mit einem Kunden vergessen? War ein Exposé nicht gut genug? Mit etwas zu leiser Stimme melde ich mich. „Reynolds am Apparat.“ „Hi Hannah! Nici hier. Die Putzfrau hat auf dem Boden vor deinem Schreibtisch einen Umschlag gefunden und ihn mir gebracht, weil du nicht mehr da warst. Da darauf kein Name oder eine Adresse stand, habe ich einen kurzen Blick rein geworfen und gesehen, dass es sich um einen Vertrag handelt. Sollte der noch verschickt werden?“ Ich habe das Gefühl, dass mein Herz einen Moment aussetzt. Ich habe heute keinen Vertrag vorbereitet. Panisch wühle ich in meiner Tasche, doch schnell wird mir klar, dass es sich um den Vertrag mit Ethan handeln muss, welcher nun absolut nichts auf der Arbeit verloren hat. Ich wollte ihn gleich mit Ethan durchgehen und jetzt habe ich ihn auch noch vergessen. Und das schlimmste daran ist, dass der Umschlag offen ist. Wer weiß, wie viel meine Kollegin davon schon gelesen hat. Manchmal hasse ich mich selbst für meine Schusseligkeit. Das ist wieder typisch für mich. „Ach der, das hat noch Zeit“, ich versuche, beiläufig zu klingen, was mir mit einem Kloß im Hals äußerst schwer fällt. „Leg den Umschlag einfach in mein Fach, ich nehme ihn dann am Montag wieder mit an meinen Platz und schreibe vor dem Versand noch die Adresse darauf.“ Ich hoffe, dass sie kein weiteres Interesse daran hat und keine Neugierde entwickelt, was es damit auf sich hat. Ich könnte mich nie wieder auf der Arbeit blicken lassen.

Mit meiner Ruhe ist es nun endgültig vorbei. Ich bin völlig durch den Wind. Als würde die Nervosität vor dem kommenden Treffen nicht ausreichen. Wieder sehe ich auf die Uhr und anschließend auf die Haltestellenanzeige. Wir sind genau im Zeitplan. Es wird nur noch wenige Minuten dauern, bis ich am Ziel bin.
*********ain86 Paar
21 Beiträge
Themenersteller 
Kapitel 5
Gerade als der Bus zu bremsen beginnt, stehe ich auf und gehe Richtung Tür. Ich versuche, Ethan ausfindig zu machen, kann ihn jedoch bisher nicht sehen. Der Bus hält an und öffnet die Türen. Ich bin noch nicht einmal mit beiden Füßen auf der Straße, da wird mir eine Hand gereicht. Ich sehe an ihr entlang, den Arm hinauf, hin zu der Person, dem sie gehört und mein Blick landet direkt in den verführerisch, grauen Augen von Ethan. „Hallo Susannah. Schön dich zu sehen.“ Sein Blick ist siegessicher. Im Prinzip hat er bereits jetzt gewonnen. Er wusste von Anfang an, dass ich zu ihm kommen würde. Seinem Charme kann man einfach nicht widerstehen.

Fest umschließt er meine Hand mit seiner und führt mich durch den Park. „Hattest du einen guten Tag?“ Ethan scheint direkt von der Arbeit gekommen zu sein. Er trägt noch immer einen sehr eleganten grauen Anzug, ein weißes Hemd und eine schlichte, farblich passende Krawatte. Ich habe das Gefühl, gar nicht zu diesem Mann zu passen und könnte schwören, alle Leute, die uns gerade sehen, denken das gleiche. „Danke der Nachfrage. Ja er war gut…“, ich bin kein Fan von solchen Gesprächen, ganz einfach deshalb weil ich nie weiß, was ich als nächstes sagen soll.

„Wie geht es jetzt weiter?“ Überrascht schaut Ethan mich an. „Wir sind noch nicht da angekommen, wo ich mit dir hingehen wollte. Bis dahin solltest du dich noch gedulden.“ Er lässt sich nicht aus der Ruhe bringen und fährt dann wieder mit einem belangloseren Thema fort. Ich muss mir aber selbst eingestehen, dass ich mich auf dieses Gespräch nicht konzentrieren kann. Ich denke eher über das nach, was als nächstes kommt. Ich habe den Vertrag auf der Arbeit liegen lassen, was würde Ethan zu der Vergesslichkeit nur sagen… Meine Fahrt hierher bedeutet auch, dass ich den Vertrag annehmen werde, doch eine der Bedingungen ist, dass ich dann das Wochenende bei ihm verbringe. Ich habe dafür jedoch nicht einmal Wechselkleidung dabei. Ich bin normalerweise viel besser organisiert, doch kaum lerne ich einen Mann kennen, bin ich völlig durch den Wind.

Meine gedankliche Abwesenheit bleibt nicht unbemerkt. Ethan bleibt abrupt stehen und dreht sich zu mir um. „Sag mir, wenn es dir zu langweilig ist.“ Seine Worte kommen äußerst barsch bei mir an. Kleinlaut bitte ich um Entschuldigung. „Tut mir leid, Ethan. Mir gehen so viele Dinge durch den Kopf, da konnte ich mich nicht konzentrieren.“ Mein Blick geht in Richtung des Bodens. Er wirkt verärgert, das wollte ich nicht erreichen. „Dann muss ich wohl dafür sorgen, dass du dich wieder konzentrieren kannst.“ Es schwingt ein leicht drohender Ton mit. Trotzdem hat sich seine Miene wieder aufgehellt, wie ich mit Erleichterung feststelle, als er mich zwingt, ihn anzusehen, in dem er meinen Kopf anhebt.

„Dann erzähle mir doch, was dir durch den Kopf geht. Vielleicht kann ich für Klarheit sorgen.“ Erwartungsvoll sieht Ethan mich an. „Es ist so, dass ich den Vertrag auf der Arbeit habe liegen lassen. Und ich habe mich gar nicht darauf eingestellt, das kommende Wochenende woanders zu verbringen. Ich bin einfach unvorbereitet, dabei wollte ich dir zeigen, dass ich auf dein Angebot eingehen möchte. Natürlich, nachdem wir über den ein oder anderen Punkt gesprochen haben.“ Wahrheitsgemäß erzähle ich ihm, was mir Kopfzerbrechen bereitet.

„Aha, so sieht es also aus. Ms. Reynolds, die Verhandlungen können gleich beginnen. Geben Sie uns nur noch einen kleinen Moment, dann haben wir das Ziel erreicht.“ Er muss lachen, während er diesen Satz ausspricht. Mir ist jetzt gar nicht danach, denn ich ahne, wer von uns beiden der erfahrenere Verhandlungspartner ist und somit die besseren Chancen hat. Doch das erweckt meinen Kampfgeist. Ich werde versuchen meine Ziele erreichen.

Wir laufen jetzt schon ca. eine halbe Stunde durch den Park, der sich mehr und mehr leert. Ich frage mich, warum er diesen Ort ausgewählt hat. Ich bin mir sicher, dass ich es bald erfahren werde. Dieser Mann tut nichts ohne Absicht oder irgendeine Berechnung. So gut habe ich ihn mittlerweile kennen gelernt.

Kurz darauf hält er an. Es sieht nach einem Ort aus, an dem man gut picknicken kann, es stehen hier Holzbänke und Tische und man hat einen wunderbaren Blick auf den Puget Sound.

„Setz dich“, weist Ethan mich an. Er holt mehrere Seiten Papier aus seiner Jackettasche. Das muss der Vertrag sein. Er hat also ein weiteres Exemplar dabei und setzt sich mit diesem neben mich. So können wir beide von der gleichen Seite auf den Vertrag schauen.

Es wird ernst. „Nun Susannah, ich habe erwartet, dass du den Vertrag nicht einfach so hinnehmen wirst, sondern an verschiedenen Stellen Änderungswünsche hast. Lass sie uns besprechen, damit wir eine Einigung finden können. Ich mag diesen Papierkram eigentlich gar nicht und bin froh, wenn das erledigt ist und wir mit dem eigentlichen Teil des Abends beginnen können.“ Ethan klingt wieder ganz wie der Geschäftsmann. Gut, heute ist er auch so gekleidet, das lässt keine Zweifel zu, wäre da nicht dieser Vertrag, der ganz andere Dinge beinhaltet als man erwarten würde.

Noch bevor ich beginnen kann, fügt er hinzu: „Bitte denke immer daran, dass alles was wir tun, im gegenseitigen Einverständnis geschieht. Ich möchte, dass der Vertrag zwar existiert und du dich auch an die Regeln hältst, aber es ist mir mindestens genauso wichtig, dass wir beide unseren Spaß dabei haben. Es sollte kein Stück Papier im Vordergrund stehen, es dient lediglich dazu, den groben Rahmen abzustecken und auch ein Stück weit Sicherheit zu geben.“ Er muss sehen, dass es mir mit jeder Sekunde schlechter geht. Ganz vorsichtig legt er seinen Arm um mich und zieht mich dichter an sich heran. Wie gut diese Berührung doch tut. Langsam weiß ich wieder, warum es mir vor wenigen Stunden noch so wichtig war, mich darauf einzulassen. Ich bin gerne mit ihm zusammen und dieser Vertrag gibt mir die Garantie, dass es weiterhin so sein wird. Zumindest eine gewisse Zeit lang… Den letzten Gedanken versuche ich so schnell zu vertreiben, wie er gerade gekommen ist.

Ethan blättert die erste Seite auf. Überrascht stelle ich fest, dass dort bereits meine komplette Adresse genannt ist. „Woher kennst du meine Adresse?“ Hinter meiner Frage verbirgt sich der Wunsch, aus der Antwort herauszuhören, was er wohl noch alles über mich weiß. „Das gehört für mich zu einer guten Vorbereitung.“ Gut, aus dieser Antwort werde ich leider nicht sehr schlau. „Aber…“ „Das tut jetzt nichts zur Sache“, er legt seinen Zeigefinger auf meine Lippen und signalisiert mir damit, dass ich zu diesem Thema keine weiteren Fragen stellen sollte.

„Wir sollten uns lieber um den Vertrag kümmern.“ Ethan wirft einen prüfenden Blick auf seine Uhr und schlägt die nächste Seite auf. „Hast du dir alles gut durchgelesen?“ Ich nicke nur. „Du solltest darauf achten, mir vernünftige Antworten zu geben.“ Wie beiläufig erwähnt er diesen Aspekt, doch ich weiß genau, dass es sich hier nicht um eine Bitte handelt.

Nacheinander gebe ich mein Einverständnis zu den Seiten, zu denen ich keine Einwände habe. Schließlich sind wir schon bei Punkt 15. An dieser Stelle mache ich deutlich, dass ich gern etwas sagen würde. „Wie muss ich das verstehen, dass ich zu jedem Zeitpunkt über längere Zeiträume gefesselt werden darf? Wie definierst du längere Zeiträume?“ „Dafür gibt es keine Definition. Das liegt allein in meinem Ermessen.“ Er wirkt verwundert, dass ich ihn gerade an dieser Stelle unterbreche. „Aber du kannst dir sicher sein, dass ich dich nie aus den Augen lassen werde, solange du hilflos gefesselt bist. Und wenn es per Videoüberwachung sichergestellt wird.“ Irgendwie finde ich das nicht sehr beruhigend. „Wird es oft vorkommen?“ Er schüttelt mit dem Kopf. „Ich habe es lieber, wenn mir meine Sub zu Diensten sein kann. Aber ich möchte mir die Option offen halten. Sagen wir, dass es eine Art Strafe ist. Kannst du dich damit anfreunden?“ Resigniert stimmte ich zu. Ich sollte meine Verhandlungstaktik verbessern. Es kommen Punkte, mit denen ich auf keinen Fall einen Kompromiss eingehen kann.

Im nächsten Absatz geht es um das Verhalten der Sub gegenüber ihrem Dom. Auch hier muss ich Ethan unterbrechen. „Ich verstehe nicht, wieso ich dir weder in die Augen sehen, noch dich berühren darf. Ich dachte, bei so einem Spiel geht es um Lust und hat das nicht auch etwas mit körperlichem Kontakt zu tun? Gerade Augenkontakt ist mir sehr wichtig.“ Ich sehe Ethan tief einatmen, so als müsste er sich die richtige Antwort erst zurechtlegen. „Glaub mir, es ist Befriedigung genug, eine gehorsame Sklavin zu haben, die meinen Wünschen bedingungslos nachkommt. Ich schließe damit auch nicht jegliche Berührung aus, sondern lediglich deine Eigeninitiative. Ich werde dir schon deutlich machen, was du darfst und was nicht. Über den Blickkontakt können wir eventuell reden, aber ich möchte, dass dein Blick zu Boden gerichtet ist, wenn ich es dir befehle. Ich dulde da keinerlei Fehlverhalten.“ Das glaube ich ihm sofort. Zufrieden über meinen Teilsieg, gehe ich siegessicher den nächsten Punkt an.

„Auch über den Unterpunkt dazwischen muss ich mit dir sprechen. Ich durfte dich doch bisher mit deinem Vornamen ansprechen, warum soll das auf einmal anders sein? Ich baue gerade Vertrauen zu dir auf und es fällt mir schwer, Vertrauen zu jemandem zu haben, den ich mit ‚Sir‘ ansprechen muss.“ Nun lächelt er wieder. „Das ist ein Zeichen von Respekt. Das soll nichts damit zu tun haben, dass wir einander fremd sind.“ „Bitte, verzichte auf diesen Punkt. Wenn wir diese Art von Beziehung eingehen, möchte ich dich wenigstens beim Vornamen nennen dürfen, schließlich handelt es sich um so ein intimes Spiel und ich weiß, dass ich mich immer schwerer damit tun werde, dich wunschgemäß anzusprechen, je vertrauter wir miteinander umgehen werden.“ Ich bin eine jämmerliche Verhandlungspartnerin. Anstatt guter Argumente, kommt meine Bitte wie ein Flehen hervor. Ich hoffe nur, dass es genügt, ihn umzustimmen.

„Nein, Susannah. Ich bestehe darauf, dass du mich entweder Sir oder Mr. Collins nennst. Oder ich befehle dir eine andere Anrede. Du darfst mich duzen, aber dieser Punkt bleibt vorerst bestehen. Ich lasse mich nur darauf ein, dass wir zu einem späteren Zeitpunkt noch einmal über diesen Punkt sprechen. Aber erst, wenn du dich als gute Sklavin bewiesen hast.“ Das klingt äußerst konsequent und schmollend nehme ich den Fakt so hin, weil ich weiß, dass ich an dieser Stelle verloren habe. Ethan klingt fast aufgebracht, also traue ich mich nicht, ihm Widerworte entgegen zu bringen.

Weiter geht es mit den Grenzen und Tabus. Er hat eine Liste erstellt, mit Punkten, die ihm offenbar bisher vertraut waren, fein sortiert zwischen Dingen, die ich akzeptieren würde und Handlungen, die ausgeschlossen werden sollen. Im Vorfeld habe ich mich etwas über die aufgeführten Punkte informiert und stimme weitestgehend allem zu, da ich bisher keine negativen Erfahrungen damit machen konnte. Nur ein Thema klingt für mich absolut nicht reizvoll. „Ethan… ähm. Mr. Collins?“ Seine Lippen formen sich zu einem Lächeln. „Braves Mädchen.“ Dieses Lob gefällt mir und ermutigt mich, es mal wieder mit einem Widerspruch zu seinem Vertrag zu versuchen. „Wenn es möglich ist, würde ich gern den Punkt mit dem Fisting streichen. Ich habe das bisher zwar nie praktiziert, aber es klingt für mich absolut nicht reizvoll, sondern nur schmerzhaft.“ „Kein Problem.“ Er nimmt seinen Stift und streicht die Wörter Vaginalfisting und Analfisting durch. „Das ist alles?“ ‚Kein Problem‘ und keine Diskussion darüber? Das irritiert mich. Bei für meinen Geschmack viel harmloseren Punkten macht er so einen Aufstand und hier nimmt er es einfach so hin. Ich werde aus diesem Mann nicht schlau.

„Wir sind fast fertig. Eine wichtige Frage musst du mir noch beantworten. – Wie sieht es mit dem Thema Schmerzen aus? Verträgst du viele Schläge? Harte Schläge?“ Ich bin noch äußerst unsicher, was ich antworten soll. Ich wurde bisher nie geschlagen. Aber ich denke, mit der goldenen Mitte kann ich nicht viel verkehrt machen. Ich nehme den auf dem Tisch liegenden Stift und kreuze die Skala bei der Zahl 3 von 5 an. Ich sehe Ethan an und meine einen anerkennenden Blick von ihm zu bekommen. Ich hoffe, ich habe keinen Fehler gemacht.

„Zu guter Letzt noch die Liste mit den Arten der Bestrafung. Ist das auch in Ordnung für dich?“ „Ja, Sir.“ „Du lernst sehr schnell.“ Wieder ein Blick auf die Uhr. Hatte er heute noch etwas vor? „Nicht schlecht, so zügig habe ich den Vertrag bisher mit keiner Sub durchgearbeitet.“ „Ich war schon immer unkompliziert.“ Ich möchte mich selbst etwas lockerer machen und hoffe, dass ungezwungene Kommunikation dabei hilft. Wenn mich Ethans Anblick nur nicht so verunsichern würde. Alles was er macht, wie er sich bewegt und wie er mich ansieht, wirkt verführerisch.

Er schlägt die Seite des Vertrags auf, wo die Unterschriften von uns beiden noch fehlen. Dann reicht er mir den Stift. Wortlos nehme ich ihn an und besiegle mein Urteil. Ich hoffe, nicht gerade den größten Fehler meines Lebens gemacht zu haben. Anschließend unterschreibt auch Ethan und steckt das Formular in seine Jackettasche. „Ich werde die eine Kopie davon zukommen lassen.“

Das wäre geschafft. Ich fühle mich auf einmal erleichtert. Doch nun wächst eine andere Art der Anspannung. Was wird er als nächstes mit mir tun? Ich habe ihm die komplette Macht über mich verliehen und habe keine Idee, was das bedeuten kann.

Ethan steht auf und sieht sich kurz um. Er lockert seine Krawatte und kramt etwas in seiner Hosentasche. Dann wendet er sich mir zu. „Steh auf und komm hier rüber.“ Er macht eine Handbewegung zu einem Platz, der sich in der Nähe von ihm befindet. „Ich möchte deinen Gehorsam testen. Bist du bereit dazu?“ Es geht also direkt los. Ich spüre Angst in mir aufsteigen. Kenne ich diesen Mann gut genug, um hier allein mit ihm zu sein? Zögernd nicke ich schwach. Daraufhin kommt er näher und sieht mich von oben herab an. „Deine Antworten gefallen mir nicht, Susannah. Ich möchte klare und deutliche Antworten von dir hören. Ein Kopfnicken, welches vielleicht auch keines ist, genügt mir nicht. Hast du das verstanden?“ „Ja, Sir.“ „Gut.“ Zufrieden löst er seine Krawatte vollständig und geht hinter mich. Dann verbindet er mir damit die Augen. Ich merke, dass er damit viel Erfahrung hat, die Krawatte sitzt so fest, dass ich nichts mehr sehen kann und sie nicht herunter rutscht, jedoch nicht zu fest, um mir weh zu tun. Es ist still um mich herum, ich höre nur noch das Rauschen der Blätter und ein paar Vögel. Weit entfernt brummen ein paar Autos und ich bilde mir ein, auch Stimmen von Menschen wahrzunehmen. Ich merke, wie ich das Gefühl für die Zeit verliere, je länger Ethan mich hier stehen lässt. Ich spüre seine Nähe. Nie hätte ich geahnt, wie intensiv das Gefühl ist, nichts mehr sehen zu können. So eine Kleinigkeit lässt mich alles viel bewusster erleben.

Mit sanfter Stimme fährt Ethan fort. „Hebe deine Arme nach oben.“ Ich gehorche. Bevor ich sie ganz ausgestreckt habe, fasst er meine Handgelenke an und führt sie jeweils rechts und links an einem Ast vorbei, der sich direkt über mir befinden muss. Dann geht es auf einmal so schnell, dass ich erst verstehe, was passiert ist, als es schon zu spät ist. Er muss ein paar Handschellen dabei gehabt haben. Mit diesen hat er meine Hände oberhalb des Astes fixiert. Ich versuche, sie wieder runterzuziehen, doch der Ast gibt nicht nach. So schnell bin ich ihm hilflos ausgeliefert. Damit hätte ich heute nicht gerechnet. Ich höre Schritte, die sich entfernen. Ich hoffe nur, dass Ethan mich jetzt hier nicht allein lässt. Es könnten noch Leute unterwegs sein, die mich hier so sehen. Mein Herz pocht so laut, dass ich gar nicht mehr höre, ob er sich weiter entfernt oder stehen geblieben ist.

Das folgende Klacken kann ich nicht zuordnen. Meine Stimme klingt fast weinerlich, als ich nach Ethan rufe. „Was tust du? Bist du noch hier? Lass mich hier nicht allein stehen!“ Es folgt keine Reaktion darauf. Ich frage erneut, dieses Mal so, wie es im Vertrag vereinbart war. „Mr. Collins, bitte kommen Sie zurück…“ Es dauert einen Moment, doch dann höre ich Schritte, die sich mir nähern. Erleichterung macht sich breit, als er mir ins Ohr flüstert. „Ich werde auf dich aufpassen, hab keine Angst.“ Er muss schräg hinter mir stehen. Ich spüre seinen warmen Körper an meinem und langsam bewegen sich seine Hände an meinen Armen herab, tiefer in Richtung Hals. Er verharrt einen Moment in meinem Nacken und beugt seinen Mund wieder zu meinem Ohr. „Vergiss das Atmen nicht.“ Jetzt muss ich auch schmunzeln. „Nein, Sir.“

Seine Hände bewegen sich weiter, achtsam und zärtlich. Gerade als ich denke, dass er sich meinen Brüsten nähert, entfernt er sich von dieser Stelle und fasst an den Rand meines Shirts. Er hebt es hoch und ein wohliger Schauer durchfährt mich als ich mir bewusst mache, in welcher Situation ich jetzt hier vor ihm stehe. Nur noch mein BH verdeckt meine Brüste. „Sehr schön“, murmelt er.

„Ich habe gerade ein Foto von dir gemacht. Und ich werde ein weiteres machen, wenn du bereit dazu bist. Auf dem zweiten Foto wird dein BH nichts mehr verdecken.“ Aha, daher also das Klicken vorhin. „Wozu die Fotos?“, frage ich ihn. „Ich mag es, die Entwicklung meiner Sub zu dokumentieren.“ Jedes seiner Worte klingt so scharf, dass ich gar nicht auf die Idee komme, ihm zu widersprechen. „Niemand wird diese Bilder je sehen, sie sind allein für mich und werden gut verschlossen.“ Ethan fügt diesen Satz noch hinzu, als müsste er sich eine Absicherung schaffen, doch in unserer Konstellation ist er mir eigentlich keine Rechenschaft schuldig.

Auf einmal finde ich es gar nicht mehr schlimm, hier zu stehen, trotz meiner Hilflosigkeit. Ich habe bereits jetzt vollstes Vertrauen zu ihm. „Ich bin bereit für das nächste Foto.“ Ich möchte ihn stolz machen. Woher dieses Gefühl kommt, kann ich mir selbst nicht erklären, doch es stört mich auch nicht. All mein Bedenken von vorher sind gerade ganz weit in den Hintergrund verdrängt worden.

„Du machst dich sehr gut, Susannah.“ Das Lob von Ethan lässt mich weiter in meine Rolle fallen. Ich genieße das, was ich gerade tue und nun pocht mein Herz nicht mehr so wild vor Angst, sondern vielmehr vor dem, was mich noch erwarten wird.

Ohne Ankündigung zieht er auch den BH hoch, sodass meine Brüste frei liegen. Es fühlt sich ungewohnt an, so viel Frischluft an einer Stelle, die sonst mindestens mit einem Bikinioberteil verdeckt ist. Wieder entfernt sich Ethan von mir, um ein Foto zu machen. Es ist abstrakt. Ich stehe hier halb nackt vor ihm, während er immer noch todschick im Anzug und völlig bekleidet hier rumläuft. Den Gedanken daran, dass uns jemand beobachten könnte, habe ich nun vollends verdrängt.

Als er zurückkommt, beginnt er wieder die Erkundungstour seiner Finger über meinem Körper. Ich bekomme eine Gänsehaut vor Erregung. Erst nähert er sich kaum spürbar meinen Brustwarzen, welche sich ihm ungehindert entgegen drängen, dann nimmt er beide Brüste fest in die Hand, sodass mir ein Stöhnen entweicht. „Na na, Ms. Reynolds. Wer wird denn gleich die Kontrolle über sich verlieren?“ In seinem Tadel schwingt ein amüsierter Unterton mit. Er bekommt sicher immer das, was er will. Und wenn es eine Frau ist, die in seinen Händen schmilzt.

Wie gern würde ich ihn jetzt auch berühren wollen, ihm dabei tief in die Augen sehen. Doch beides hat er effektiv verhindert. Ich füge mich meinem Schicksal und lasse auch weiteres Stöhnen ungehindert raus. Ethan steht so nah hinter mir, dass ich die Schwellung seiner Hose bemerke. Es macht ihn also auch an. Immer mehr habe ich das Bedürfnis, dass er mich auch an anderen Stellen meines Körpers berühren sollte. Aber er tut es nicht. Im Gegenteil. Auf einmal lässt er ab von mir und löst die Handschellen. Ich reibe meine Gelenke, die von dem unnachgiebigen Metall etwas schmerzen. Währenddessen löst Ethan auch die Krawatte wieder und steckt sie zusammen mit den Handschellen in seine Hosentasche.

„Lass uns gehen, wir können doch dein Exemplar des Vertrages nicht das ganze Wochenende dort liegen lassen, wo du ihn vergessen hast.“ Gut gelaunt nimmt er mich wieder bei der Hand und spaziert mit mir in Richtung Ausgang. Ich bin noch völlig benommen von seiner Behandlung und kann mich noch gar nicht so schnell auf die neue Situation umstellen. „Wir können doch jetzt nicht einfach ins Büro, es dauert nicht mehr lang und der Wachdienst wird dort sein.“ „Kein Problem, wir werden wieder weg sein, bevor jemand anderes dort auftaucht.“ Es lohnt sich nicht, ihm zu widersprechen, also schüttele ich nur den Kopf und gehe mit ihm.
*********ain86 Paar
21 Beiträge
Themenersteller 
Dieser Beitrag wurde als FSK18 eingestuft.
Zur Freischaltung

Anmelden und mitreden
Du willst mitdiskutieren?
Werde kostenlos Mitglied, um mit anderen über heiße Themen zu diskutieren oder deine eigene Frage zu stellen.