Klischees sind per definitionem Vorurteile: Man glaubt, dass etwas genau so zu sein hat.
In Bezug auf BDSM entstehen sie oftmals durch Medien: Ein Film beispielsweise (z.B. "Die Geschichte der O"), oder ein Comic (z.B. jene von John Willie), Pornos (z.B. die KINK-Reihe) oder Geschichten (z.B. Fantasien, die im Internet zu finden sind). Auch Fakedokus können dazu beitragen (sozusagen das RTL2-Phänomen
).
Genau hier unterscheide ich dann auch ein Klischee von etwas, das genauso aussieht, aber dennoch keines ist: Wenn zwei etwas tun, weil sie glauben "das muss so", ist es ein Klischee. Tun sie es, weil es ihnen gefällt und ihnen egal ist, dass andere sagen "das muss so", dann ist es keines mehr.
Es kann absolut authentisch sein, wenn Sub ständig auf den Boden sieht. Als Beobachter würde ich dies nicht als Klischee brandmarken können, weil von außen nicht zu sehen ist, wie Sub sich fühlt.
Falls wohl, es Sub Sicherheit gibt, dann sehe ich darin kein Klischee.
Wenn Sub indes die ganze Zeit denkt "eigentlich finde ich das total albern, aber muss ja", dann sehr wohl.
Ich liebe Surreales. Auf einer surrealen Ausstellung wurde beschrieben, dass es die Aufgabe des Surrealen sei, die Schönheit hinter dem Gewöhnlichen zu finden und es zu visualisieren.
Genauso sehe ich es bei Klischees: Sie sind das "Gewöhnliche". Das lässt sich aber nutzen, indem man sie bewusst bricht oder im eigenen Sinne interpretiert.
Spannend finde ich darum stets, Klischees zu brechen. Eben das Besondere im Gewöhnlichen zu entdecken.
Frei sein in der Zwangsjacke, normal wirken, während alle anderen drumherum verrückt zu sein scheinen. Mich aus Fesseln befreien wollen (und damit mal so gar nicht subbig auszusehen). Geknebelt dennoch reden und so zu tun, als gäbe es den Knebel gar nicht. Die Ampel einfach mal die Farben Weiß, Grau und Schwarz haben zu lassen. Bei einem leichten Stubs schreien wie am Spieß, bei sehr harten Schlägen die Klappe halten.
Eben einfach mal genau mit diesen Klischees spielen! Sehen, was sich hierdurch verändert. Vielleicht ändert sich alles dadurch, vielleicht überhaupt nichts. Ich finde das spannend.
Klischees haben aber einen großen Vorteil wiederum: An unkreativen Tagen funktionieren diese dann eben. Wenn Dom sich nicht in die Karten gucken lassen möchte, guckt er halt böse. Wenn Sub es ebenso wenig möchte nach außen, senkt sie eben den Blick. Das Private, das Persönliche, also das, was die Umgebung in diesem Moment nichts anzugehen hat aus Sicht dieses Paares, wird verborgen. Hinter dem Klischee versteckt.
Und manche, nun ja, mögen es auch einfach.
"Spießer" ist genau dann kein Schimpfwort mehr, wenn der Spießer gerne spießig ist.