Teil 4
Ohne auf die Bemerkung einzugehen, schaute Julian seinen Freund an und sprach halb zu sich selbst, halb fragte er:" Ich habe glaub ich keine Lust mehr nach Sylt weiterzufahren... lass uns hier bleiben. Es wir zawr schwierig mit einem Ferienhaus - so kurzfristig und dann über Weihnachten - aber vlt finden wir ja nachher ein Hotel, muss ja nicht auf der Insel sein. " "Ok, aber lass uns noch einen Augenblick hier bleiben, wenn ich das richtig sehe, ist bei Sonnenaufgang höchster Wasserstand"
Beide standen schweigend blicken aufs Meer hinaus und hingen ihren Gedanken nach, Julian gefangen in der Frage was will ich, für die Zukunft, nächstes Jahr, in 10 Jahren und auch die Frage was will ich jetzt. Mark, angestachelt durch Julians Frage nachdem warum und durch die Überlegungen, ob es hätte anders laufen können über die Vergangenheit, die eigene und die der Menschen in seiner Umgebung - deren Leben von Ihm beeinflusst wurden, genauso wie er durch deren Leben beeinflüsst worden war, und immer noch beeinflusst wird. Er schweifte ab in den Gedanken, dass alles was man getan hat, fortwirkt - Auswirkungen auf das jetzt hat. Den Gedanken fortsetzenend bäumte sich alles innerlich in Ihm auf, als er über die Wahlfreiheit für die Zukunft nachdachte. Wenn er ein Produkt der Vergangenheit sei, kann er sich überhaupt anders entscheiden? Oder ist alles vorherbestimmt? Er ertappt sich bei dem Gedanken, das es auch egal sei - ärgerte sich sofort über sich selbst. Mit einem Seitenblick auf Julian überlegte er, wie er selbst sich wohl fühlen würde, wenn ihm das wiederfahren wäre, was Julian erlebt hatte, den unangekündigte Zusammenbruch seines Lebens. Er wusste es nicht - jedoch hatte er das Gefühl, das sein Freund ehr nach vorne dachte, als zu grübeln, warum es so kam wie es gekommen ist. Etwas was er erstaunlich fand, noch mehr als das Julian wie ein Schaf zu sein schien, regelmäßiges Leben, keine Abweichungen, alles den gewohnten Gang, geduldig - irgendwie nach Art eines auf der Wiese stehnenden Schafes in einer Herde der geselschaftlichen Langeweiler.
"Ich richte mich ganz nach dir, Julian - mit Freude."
"Lass uns fahren"
Ohwohl es schon acht Uhr war war die Sonne immer noch nicht aufgegangen, als sie den Strand verließen, über die Insel zurück Richtung Osten fuhren, die lange gerade Straße über den Damm hinweg zum Festland. Ohne zu fragen lenkte Julian den Wagen Richtung Norden. Nach einiger Zeit erblicke Julian am Strand eine einladend wirkende Hotelanlage. Ohne Rückfrage fuhr er auf den Parkplatz und sprach zu Mark:" Ich schau mal eben rein ob sie etwas haben." Während Mark noch nickte ging Julian schon zum Eingang und in das Hotel hinein. Kurze Zeit später verlies er das Hotel wieder, sich zu dem wartenden Mark in den Wagen setztend und sprach:"Alles klar, dauert aber noch eine Weile bis alles hergerichtet ist. Ich denke wir fahren in die nächste Stadt und besorgen uns unsere Reisegadrobe," und mit einem Schmunzeln ergänzte er:"War ja irgendwie keine Zeit zum Packen gestern Abend."
Mark und Julian kaufen also ein, eine vollständige Freizeitgadrobe, Toilettenartikel und alles was man sonst noch für einen Urlaub Ende Dezember an der dänische Nordseeküste brauchte. Zwei Stunden später luden sie ihre Beute in das Auto, incl der großen Reisetaschen die sie ebenfalls erworben hatten, einfach nur weil sie es vermeiden wollten mit Plastiktüten im Hotel einzuziehen. Auf einem typischen dänischen Parkplatz, etwas außerhalb der Stadt, mit Tischen und Holzbänken, schön gelegen mit Blick auf die Nordsee, fingen sie dann an Ihre Koffer zu packen. Nach verstauen der Koffer im Auto und Entsorgung der Verpackung, setzten sie sich noch eine Weile auf eine der Bänke und genossen den Blick, bevor sie weiter Richtung Hotel fuhren.
Julian erhielt den Schlüssel des Zimmers und sie nahmen den Fahrstuhl hinauf in den zweiten Stock. Der die Tür aufschließende Julian hielt Mark die Tür auf der das Zimmer betrat. Zumindest dachte Mark das es ein Zimmer sei. Überrascht betrachte er die größzügige Suite, mit zwei Schlafzimmern, einem Wohnbereich, Bad und Spa. Aus dem mit typisch skandinavischen Möbel ausgestatteten Wohnbereich, führte eine Tür auf den Balkon hinaus.Auf dem TIsch stand eine Obstschale, die Mark nur mit einem sarkastischen "Weintrauben im Dezember" bedachte. Jeder von ihnen stellte seine Koffer in eines der Schlafzimmer und sie trafen sich im Wohnzimmer wieder. Mark mit einem Bademantel mit Hotelaufschrift versehen bekleidet, äußerte nur das er jetzt in die Riesenbadewanne gehen würde, was er sich nach der langen Fahrt redlich verdient hätte. Julian nickte, nachdenklich aus dem Fenster schauend wie sich die Wellen am naheliegenden Strand brachen. Etwas was ihn an den heutgen Morgen erinnerte. Er hörte wie das Wasser in die Badewanne einlief, mit einem aufseufzen Mark in die Wanne hineinglitt.
"Mark kann ich reinkommen?" fragt Julian durch die Tür. "Ja, herein wenn es kein Eisbär ist"
Julian öffnete die Tür, betrat den Raum, der mit einem leichten Nebel von Wasserdampf gefüllt war. Er blieb unschlüssig stehen, erblicke einen Hocker, stellte diesen ans Fußende der Badewanne, also dorthin wo Marks Füße unter den hochaufgetürmten Schaumbergen sein mussten. Julian setzte sich, schaute Mark an und fing zögerlich an zu sprechen. "Mark, heute morgen, bei Sonnenaufgang, am Strand..." "Ja Julian" "... als Du sagtest Du würdest mich verführen wollen - warum hats Du das gesagt?" "Weil es ein Gefühl aus dem Augenblick herraus war, einfach ein Wunsch."
Mark stocke und Julian fragte ganz leise:"Aus Zuneigung?" "Ich weiss es nicht, ganz ehrlich - mit anderen Männern, es gab einige in meinem Leben, war das Gefühl anders, da war Gier, das haben wollen. Obwohl das erste Mal war anders, ganz anders... erinnerst Du dich noch an Mannfred, Manni aus unserem Semester?" "Das war doch der der jedem Rock hinterhergepfiffen hat, sein Vater war irgend ein hohes Tier in der Politik, alte Adelsfamilie, mit angeheiratem Kapitalistenadel."
Mark grinste Julian aus der Badewanne herraus an, sprach schmunzelnd:"Ja genau der, Du hast seine Fasade gut beschrieben, das Bild was ihm von seiner Familie auferlegt wurde. Tatsache ist, er war Schwul wie nur irgendwas... Ein armes Schwein, nicht wegen seiner Veranlagung, sondern wegen dem gefühlten oder tatsächlichen Druck, dem er ausgesetzt war - blos die heile hetero Fassade aufrechterhalten zu müssen. Wie auch immer, wir waren auf jeden Fall Samstags unterwegs, hatten ein paar Bierchen in einem Nachtclub getrunken, ok ein paar mehr waren es wohl. Wir waren recht fröhlich und ausgelassen, erregten wohl Aufmerksamkeit. Auf jeden Fall wurden wir von einem jungen Mann angesprochen, der uns fragte ob wir Interesse an einer besonderen Vorführung hätten, er wüsste da etwas sehr außergewöhnliches. Wie auch immer, wir landeten in einem Hinterhof, gingen eine Kellertrppe hinunter, standen in einer Lokalität, die wie jeder beliebige Nachtclub aussah. Einziger Unterschied: Keine Frau, nicht eine Einzige. Statt dessen saßen einzelne Männer eng umschlungen, andere sich küssend, einige wie Verliebte Händchenhaltend auf im Raum aufgestellten Sofas, Sesseln oder standen an der Theke. Andere einzeln stehenden Männer schienen auf etwas zu warten. Wir gingen an die Theke, nebeneinanderstehen das Umfeld beobachtend... Manni bestellt uns zwei Bier, die bald von einem Barkeeper mit einem außergewöhnlich sympatischen Gesicht vor uns abgestellt wurden. Auf die Frage hin ob noch etwas besonderes passieren sollte, bekamen wir die Antwort das noch so eine Art Ballet aufgeführt werde."
Julian der gespannt der Erzählung gefolgt war fiel mit Frage nach dem Gefühl das Mark an diesem Ort gehabt hatte.
"Ich kann es schwer in Worte fassen Julian... neugierig, etwas Irritation und... ja auch eine merkwürdige Anspannung. Wir hatten gerade die ersten Schlucke des zweiten Bieres getrunken, als ohne vorankündigung das LIcht ausging. Das Gemurmel verstummte, es lag eine fühlbare Anspannung, eine freudige Erwartung lag in der Luft. Plötzlich ging eine schummirge Beleuchtung auf einer Art Bühne an. Zwei Personen standen an der Bühne, beide mit schwaren eng anliegenden Catsuits mit Katutze und verdecktem Gesicht bekleidet. Kam erkennbar um welches Geschlecht da verborgen war, mehr zu erahnen als zu erkennen das es sich um zwei Männer handelte. Die eine Person hatte weiße, die andere ein paar rote Handschuhe an. Ansonsten waren die Personen nicht zu unterscheiden, gleiche Größe, gleich Statur. Sie standen sich in in einiger Entfernung reglos gegenüber, der Bolero von Ravel erklang leise aus den Boxen, zu dessen Klängen fingen die beiden Gestallten an sich langsam und rythmisch zu bewegen, umkreisten einander, wiegen sich im Takt der Musik, näherten sich mit geschmeidigen Bewegungen, glitten aneinander vorbei, die roten Handschuhe berührten leicht den anderen Körper, flüchtig und vorsichtig, lösten sich, entfernten sich wieder... je länger die Musik dauerte um so häufiger wurden die Annäherungen, die Dauer der berührungen wurde länger, intimer. man hatte den Eindruck die roten Handschuhe berührten fordernder, suchten zu erregen, verführten. Die weißen Handschuhe schienen dem Werben zu erliegen, berührten ihrerseits, streichelten, suchten den anderen Körper, erforschten das Gegenüber. Der Körper mit den roten Handschuhen sank auf den Boden, er wurde er zu Boden gedrängt, folgte willig... als plötzlich die weißen Handschuhe den Stoff im Schritt des auf dem Boden liegenden Korpers fassten, die Musik brach ab... Mit dem aufleuchten eines bläulichen Spotts wurde der Stoff zerrissen und eine Erektion sprang ins freie. Der den Stoffe zerreißende Mann ließ sein Kopf auf die Brust des anderen sinken und ruhte in dieser Position. Das Licht verlosch. In diesem Moment bemerkte ich das mir das Herz bis in den Hals schlug, ich schwer atmete..."
Mark vverstummt und Julian fragte leise und etwas unsicher:"Habt ihr dann...?" "Nein" erwiederte Mark lachend "Ich war in meinem Kopf die weißen Handschuhe, die Vorstellung erregte mich, aber schuf ein Bild das Manni niemals erfüllen werden konnte - also Sex absolut undenkbar, in diesem Moment."
"Du sprachst von anderen Männern." "Ja das war wirklich Sex und war dann mit anderen Paaren, Männern die meine Frau angeschleppt hat... So Julian, ich komm jetzt aus der Wanne, wird langsam kalt hier drinnen."
Julian nickte gedanken verloren griff hinter sich und reichte dem aus der Wanne steigenden Freund ein großes Handtuch. Dieser trocknete sich ab, hängte das Handtuch auf und ging nackt wie er war ins Wohnzimmer. Julian betrachtete gedanken verloren den Rücken und Po seines Freundes, fragte sich wie es sich anfühlen würde ihn zu berühren.
Langsam folgte eer Mark ins Wohnzimmer.
"Julian ich bin müde, ausgelaugt... ich nehme das hintere Schlafzimmer wenn es dir recht ist."
"Ja Mark, sicher... schlaf gut alter Freund"
Mark ging in sein Schlafzimmer, schloß die Tür - Julian blieb im Wohnzimmer stehen, dachte über das gehörte nach, ließ die Bilder in seinem Kopf gedeihen, dann zog er sich aus, legte seine Sachen über einen Sessel. Er stellte sich Nackt vor die großen Fenster, betrachtete sein Spiegelbild in der Glasscheibe der Balkontür.
Mit einem Ruck drehte er sich um, ging durch das Wohnzimmer, legte seine Hand auf die Klinke und öffnete die Tür.