Hm.
Mir fehlt in dem Spektrum noch das Thema "Krankheit".
Das meiste davon würde ich beim ersten Date oder gar davor nicht wissen wollen - erst Recht nicht, wenn es mir nur um ONS ginge! Das sind alles sehr private Dinge, über die ich selbst auch nicht mit beliebigen Menschen sprechen würde.
Aber eine Sache ist da außen vor, und das wären (ansteckende) Krankheiten, insbesondere, aber natürlich nicht ausschließlich HIV etc. Sowas finde ich MUSS man offen sagen bevor es zu intimen Situationen kommt.
Wenn kein Ansteckungsrisiko besteht, wie zB bei Depressionen, MS oder Krebs, dann würde ich es gerne wissen, bevor ich eine Beziehung beginne. Mein Vater hatte MS und einige meiner Freundinnen haben sie auch, ein Exfreund wies unbehandelt depressive Züge auf und für Angehörige kann das schon schwierig sein.
Das sind halt keine heilbaren Krankheiten, die Symptome mitunter selbst für die Betroffenen ziemlich unberechenbar und sowas sollte vor einer ernsthaften Beziehung dann thematisiert sein. Wäre für mich persönlich kein Ausschlusskriterium, ich würde es nur gerne vorher wissen.
Was psychologische Behandlung angeht: Das haben doch inzwischen sehr viele Menschen hinter sich oder nehmen es in Anspruch. Das finde ich mitunter sogar eher auf meine Plus-Seite, weil es lobenswert und mutig ist, Probleme nicht zu ignorieren sondern anzupacken. Klassisches Beispiel hier sind Freundinnen, die wegen Essstörungen klinisch behandelt wurden und das sehr gut in den Griff bekommen haben oder viele Kolleg/Innen, die unter Burn-Out litten. Wenn man solche Dinge nicht unter den Tisch kehrt, finde ich das sehr bemerkenswert.
Gefängnis ist eine andere Sache ... Da käme es sehr stark darauf an, wieso jemand eingesessen hat. Mein Stiefvater war jahrelang Vollzugsbeamter/ Polizist und ich kenn dadurch einige seiner "Ganoven" - Da gibt es meilenweite Unterschiede und das sollte man definitiv nicht pauschalisieren. Es hängt auch stark davon ab, wie die Menschen dann mit ihrer "Resozialisierung" (das soll es ja sein!) umgehen. In vielen mir bekannten Fällen war der Jugendvollzug für einige dieser "Ganoven" wirklich ein Neustart und eine sehr gute Lernerfahrung. Da denke ich zB auch an einen ehemaligen Kollegen, der mit Ghetto-Kriminalität zu tun hatte und nun ein beachteter Street Worker ist. Das ist für mich auch wieder eher so ein Punkt der Bewunderung. Gleichzeitig kenne ich auch sehr viele Menschen, die in den 70ern Gesetzeskonflikte wegen des sog. "Radikalenerlass" hatten. Da muss man seine eigene Moralität zu befragen.
Der Umgang mit Suchtkranken ist für mich persönlich sehr schwierig, weil ich schon häufig an suchtkranken Menschen verzweifelt bin. Ich muss ganz ehrlich sagen, dass ich mich von aktiven Konsumenten (Drogen) gerne fernhalte, das ist nicht meine Welt und meistens ist es eine sehr kaputte Welt. Daher: Sollte regelmäßiger Konsum durchscheinen, der über "ab und zu mal auf ner Party ein Teil schmeißen" hinaus geht, bin ich schon sehr sehr skeptisch. Eine feste Beziehung wäre für mich da nicht denkbar, zumal Drogen Menschen wirklich verändern und man sich wirklich sicher sein kann, dass die Droge immer an erster Stelle steht.
Menschen, die clean sind .... da würde es drauf ankommen, ob das Suchtverhalten wirklich behandelt und reflektiert wird, oder ob es sich nur auf vermeintlich "gesündere" Substitute verlagert hat.
Aber da bin ich im allgemeinen sehr sehr skeptisch.
Ich mag es aber prinzipiell nicht, wenn Menschen sich als "Opfer" ihrer Lebensumstände darstellen. In vielen Fällen haben wir durchaus Entscheidungsfreiheiten, und wenn es nur die Frage ist, ob man sich um Selbstbestimmung bemüht oder diese aufgibt.
Ich denke, dass meine Beispiele zeigen, dass in meinem Leben auch nicht immer alles heiter Sonnenschein ist. Ich arbeite mit sehr vielen schwierigen Persönlichkeiten, auch gestörten und behandlungsbedürftigen Menschen zusammen und bin keineswegs "abgestumpft" gegenüber diesen Problematiken. Ich sehe durchaus auch die Menschen dahinter und denke, dass ich in vielerlei Hinsicht da sehr offen bin und differenzieren kann.
Aber man muss ehrlich und bestenfalls offensiv mit diesen Päckchen umgehen, die wir alle - in unterschiedlichem Maße zu unterschiedlichen Zeiten - mit uns herumschleppen. Verzagen ist da meiner Meinung nach nie eine Option. Grenzen setzen und sich selbst gegenüber ehrlich eingestehen, was man NICHT ertragen kann, ist aber umso wichtiger.
LG!