Freund flunkert, wie gehe ich damit um?

Es kommt drauf an, was die "Flunkereien" so verbergen ... ich kann verstehen, wenn er nicht zugibt, dass sich mit 14 keine Klassenkameradin für ihn interessierte, weil er Akne hatte, oder wenn er die Schulnoten etwas nach oben korrigiert oder das Alter, in dem er den Führerschein gemacht hat...

Andererseits mag ich Menschen, die ihre eigenen Schwächen mit einem Augenzwinkern zugeben können.

Und noch andererseits - man fühlt sich "vera*****", wenn man ein paar Mal erfährt, dass das, was man so geglaubt hat, nur geflunkert war. Mir ist das mit meinem Ex passiert, dass ich etwas, was er angeblich mit eigenen Augen gesehen hat, weiter erzählt habe, nur um festzustellen, dass ich mich nun zum Deppen machte, weil es nicht stimmte.

Und dann fängt man an zu fragen, was noch alles nicht gestimmt hat ... und wenn die "Flunkereien" wirkliche Lügen und Betrügereien werden, dann kann das nicht nur der Beziehung einen ziemlichen Knacks versetzen, sondern auch der eigenen Bereitschaft, so etwas zu verzeihen.

Meine Erfahrung ist auch, dass manche "Flunkerer" und "Märchenerzähler" irgendwann ihre Geschichten selber glauben und überhaupt nicht mehr unterscheiden zwischen dem, was wahr und unwahr ist. Wenn dann so unterschiedliche Vorstellungen zwischen beiden Partnern bestehen, wird ein vertrauensvolles Zusammenleben schwierig.

Tja, das ist so eine Sache.
Ich komm aus einer Familie, da hat mein Vater sehr gerne Seemannsgarn gesponnen.
Und auch mein Gatte schmückt seine Erzählungen der Erzählbarkeit wegen gerne blumig aus (nervt mich etwas) oder stellt Mutmaßungen als Tatsachen hin. In letztere "Falle" bin ich ein-zweimal gerauscht und als Resultat hat er jetzt - nicht ganz zu unrecht - damit zu kämpfen, dass ich alles von ihm erst einmal in das Reich der Sagen und Fabeln verbanne bis er mir das Gegenteil bewiesen hat.
Schon profane Sachen. Ist ihm wahrscheinlich lästiger als mir.

Natürlich kann ein Mangel an Glaubwürdigkeit auch ein Knick im Respekt hinterlassen.
Ob es das tut ist aber eine persönliche Entscheidung.
Der Zuneigung zu meinem Vater tut es keinen Abbruch und ich finde es bei ihm sogar ganz drollig.
Bei meinem Mann sehe ich es als eine seinem verkorksten Elternhaus entsprungene Macke, die er in diesem Leben nicht mehr ablegen wird. In den 20 Jahren Ehe habe ich mich arrangiert.
Ich muss nicht alles an ihm lieben. Meine Kinder werden ihn wahrscheinlich mit gnädigeren Augen sehen.

Sich selbst zum Deppen machen - vielleicht bist du zu hart zu dir. Es laufen so viele Deppen durch die Welt. Ich möchte gar nicht wissen, wieviel gequirlten Quark ich schon von mir gegeben habe weil ich irgendwem geglaubt habe. Finde ich jetzt ne lässliche "jugendliche" Sünde.

Verantwortung für wichtige Sachen, Finanzen, Gesundheit etc. - da gebe ich keine Verantwortung ab.

Wie gehst du damit um – ganz einfach: du trennst dich!
Nach sechs Jahren nicht ehrlich zu sein. Nicht reden zu können. Wie lange willst du noch warten?

Ich will meine Erfahrungen nicht in allen Einzelheiten hier ausbreiten, aber ich habe erlebt, wie aus "Seemannsgarn" wirklicher Betrug wurde, der auch die wirtschaftliche Basis der Familie betraf. Und nicht nur das. Irgendwann war Schluss mit dem "sich arrangieren", irgendwann konnte ich nicht mehr.

Es muss jede/r für sich sehen, wie man damit umgeht - jeder Fall ist anders, jeder Mensch ist anders, jede Beziehung ist anders. Ich empfinde Misstrauen als "Gift" in meiner Seele und vermeide mittlerweile Beziehungen zu Menschen, die das in mir hervorrufen.

Katharina, ich kann es absolut nachvollziehen. Ist ja nun auch keine Eigenschaft, die ich auf einer Vorliebenliste führen würde.
Aber für mich - ich bin natürlich auch schon ein paarmal mit Anlauf auf die Nase gefallen - ich umgebe mich lieber mit Menschen, die nicht so zur Rigorosität neigen.
Ich kann mit: "Wenn mein Partner dies und das macht => Trennung! Aus Prinzip!" nicht so viel anfangen.
Das finde ich eine schräge Sicht auf einen Menschen, dem ich zugeneigt bin.
Ich mag Menschen, die auch mal Fünfe gerade sein lassen können.

Vor vielen Jahren hatte ich auch mal für ein paar Monate einen Freund, der öfter mal nicht die Wahrheit sagte, die Gründe sind mir bis heute schleierhaft.
Ein Mal behauptete er, er hätte bei Kaisers Milch geholt, die Milch war aber eindeutig von Coop (gab's damals noch)
An der einen wie an der anderen Milch fand ich damals nichts Schlimmes. Aber ich fragte mich, warum er das erzählt, warum er darauf bestand, doch noch Recht zu haben. Und dadurch entstand erst ein echtes Mißtrauen. Solche 'Schwindeleien' gab es immer mal wieder, in Kleinigkeiten.
Mir war das zu diffus und zu wirr, deutete mMn auf tierfergehende Probleme psychischer Art hin.

Anderen Leuten konkrete Handlungsvorschläge zu geben, fällt mir wirklich schwer.
Ihr seid seit sechs Jahren zusammen und das ist ja auch keine kurze Zeit.

Wie du mit deiner Unsicherheit umgehen kannst?
Auf jeden Fall nicht allein, denn er ist es doch, der dich in diese unsicheren Situationen bringt.
Dann könnte doch eine der Konsequenzen sein, dass du ihn das auch wissen lässt.

Dass er sich öffnet, scheint ein gutes Zeichen, aber traust du ihm noch genug, um diese 'Öffnung' unkritisch hinzunehmen? Oder erzählt er von vergangenen Flunkereien, die er "mit gutem Grund" gemacht hat, weil du ihm auf die Schliche gekommen bist? Und versucht er jetzt, es im Nachhinein zu erklären und zu begründen?

Mit Sicherheit wird er von so einer Gewohnheit nicht aufhören.
Auch dann nicht, wenn du mit "wenn-dann" Konsequenzen drohst (wenn du noch einmal lügst, dann...)

Schlicht und ergreifend würde ich zu einer Paarberatung oder psychologischen Beratung gehen.
Das Vertrauen zueinander ist erschüttert, du möchtest deine Unsicherheit ihm gegenüber loswerden und ihm wieder vertrauen können. Er möchte dir und eurer Beziehung vlt genug vertrauen, um ehrlich sein zu können...möglicherweise muss er Vertrauen zu sich oder dem Leben neu finden....das ist eine sehr sehr große Baustelle - lasst euch dabei helfen.

Wo ist denn das Problem, wir leben doch heute im "postfaktischen Zeitalter"

Nein, Lügen geht meiner Meinung nach garnicht in einer Beziehung (Mit paar kleinen Ausnahmen... zB. wenn ich grad bei XY war um ein Geschenk für meine Holde zu kaufen und sie fragt wo ich war... dies und nur Dinge in dieser Grössenordnung würde ich als Flunkereien bezeichnen). Wenn ich in meiner Freundin nicht trauen kann, dann hat dies Auswirkungen auf alles - bis hin zum Sex. Wie soll ich mich jemandem öffnen können, dem ich nicht vertraue... Ich würde dann beginnen mir zu überlegen, was ich noch erzählen kann, welche Auswirkungen das hat,... wie ich natürlich auch alles Gesagte hinterfragen würde. Nein, so möchte ich keine Beziehung führen.

man hat nie Kontrolle über den Partner, das ist unmöglich, von daher muß man dem Partner vertrauen oder nicht vertrauen,
wenn man nicht vertraut , hat die Beziehung wohl keine Zukunft

passt zwar nicht genau zum Titel, aber da es bei uns grade hochaktuell ist:
Auch ich bin ein Mann der eine Tendenz zum Lügen hat wenn es um das Thema Sex geht. Grund bei mir ist wohl meine ziemliche extrem ausgeprägte Triebgesteuertheit.
Da das logischer weise immer wieder zu Problemen führt war meine Idee nun die folgende:
Wäre es eine Lösung in Richtung FLR (female lead relationship) zu denken und damit ihr alles was das Thema Sex betrifft zu überlassen? Ihr dann auch die vollständige Kontrolle überlassen? Sie kontrolliert Handy, PC und alles weitere. Ich fürchte wenn ich nicht vollständig kontrolliert werde, falle ich immer wieder in alte Handlungsmuster zurück.
Ausserdem wäre evtl Keuschhaltung eine Idee, damit ich so alle sexuelle Engergie auf meine Partnerin konzentriere und sie dann entscheidet wie sie mit dieser Engergie umgeht.
Habt ihr dazu Gedanken?
Bin natürlich auch für weitere Vorschläge offen. Ich hab nur echt keinen Bock mehr, mir durch meinen Testosteronspiegel (der Arzt meinte auch der sei sehr hoch) permanent Ärger einzuhandeln und die Beziehung zu gefährden.