Abtauchen in eine sinnliche Zeit:
Ja so denke ich, so kann ich meinen Bericht einleiten. Ich bin gerade zu Hause angekommen und irgendwie geflasht, was aber zu erwarten war. Im Auto auf der Heimfahrt sind mir doch Tränen gekommen, so sehr fehlt es mir schon. Man kommt nun in eine andere Welt, aus dem Alltag, dem Stress, den Problemen usw. Aber ich wusste, dass dies passieren wird, ich bin ein Mensch, der sich immer zu schnell an Dinge, Menschen, Gegebenheiten usw. gewöhnt, dass es mir bei Trennung immer so schwer fällt, los zu lassen, und zwar ohne Trauer. Beim Spaziergang zum Auto sagte ich mir immer wieder, he es ist Frühling, die Temperatur ist herrlich angenehm, die Sonne wird bald meinen Bauch kitzeln am FKK, was gibt es schöneres. Aber, einen kurzen Moment der Traurigkeit gönnte ich mir dennoch, denn ihr alle wisst, Emotionen ständig zu unterdrücken ruft meist Blockaden hervor, und das möchte ich ganz gewiss nicht mehr.
Tja, da saß ich nun am Freitag in der Runde. Eine Lehrerin, zwei Assistentinnen und ich glaube, wir waren 16 Teilnehmer, ich habe sie nicht gezählt. Ein jeder hatte seine eigene Geschichte, ein jeder hatte seine Lebenserfahrung, ein jeder hatte sein Päckchen zu tragen. Alle saßen sie gespannt da, bis auf die Paare kannte sich keiner. Und doch verband uns etwas. Wir alle wollten Tantra erleben, spüren, fühlen, wir alle wollten etwas lernen. Die einen hatten Massageerfahrung (egal ob Geben oder Nehmen), die anderen probierten es einfach für sich aus, um zu testen und zu erkunden. Und genau das verband uns, während wir im Kreis saßen und uns einander vorstellten.
Es dauerte nicht lange, und zum Abend hin waren wir spürbar eine Gruppe, wir hielten zusammen, wir respektieren uns, wir hielten einander fest. Dazu halfen sehr die Spiele, die sich dazu ausgedacht wurden. Ich habe innerlich geschmunzelt, wir sind, trotz Erwachsenseins, immer noch Kinder ganz tief innen, und ich möchte, dass es nie vergeht. Über das Spiel kommt man sich näher, über das Spiel lernt man, eine perfekte Methode. Einige sind schneller, andere langsamer aus sich rausgekommen, was aber nicht schlimm ist, denn durch die Masseurinnen wurden wir stets gut beobachtet und auch wahrgenommen. So neigte sich der Tag dem Ende zu, viele waren schon kaputt und müde. Ich hatte den Luxus, mir an dem Tag frei nehmen zu können, was leider nicht bei jedem geklappt hat.
Ein jeder hatte einen Partner gefunden, ob nun anhand der Zahlkärtchen oder nicht, das spielte keine Rolle, es war nie eine Person allein, dafür wurde gesorgt, danke an die Masseurinnen. Ich selbst habe dann am nächsten Tag erfahren, das mich meine gezogenen Zahl (Partner) nicht wollte, was mir persönlich Recht war, denn es harmonierte nicht so ganz, wie ich es mir erhoffte. Und so hatte ich etwas Bammel, als sich die Pärchen bildeten am nächsten Tag zu den ersten Übungen. Aber ihr seid Profis darin und so wurde das Ganze ganz galant gelöst, ohne das eine Peinlichkeit entstand, ich bekam einen neuen männl. Partner zugewiesen. Ich harmonierte sehr gut mit ihm, und so konnte ich gezielt Übungen vollziehen, wo ich mich ganz dem Partner hingeben konnte.
Ich selbst sehe mich als Geber und ich genieße es sehr, über etwas zu verfügen, was nicht jeder in und an sich hat. Im Gegensatz zu anderen ziehe ich meine Kraft und meinen Genuss aus dem Geben, und so durfte mein Massagepartner nur wohlig tief atmen und es einfach nur zulassen. Und so begann der erste Tag damit, das uns direkt vor den Augen gezeigt wurde, was es heißt, sinnlich zu massieren, ohne zu sehr in die Intimzone einzudringen, respektvoller Umgang und Hingabe in der Sache, dies wurde eindrucksvoll vorgeführt. Etliche Augenpaare sogen alles auf, mich eingeschlossen, wir hingen mit unseren Augen an den Händen der Masseurin und staunten, was sie alles anrichten können und ganz ehrlich, wie wunderschön es eigentlich aussehen kann. Gebannt beobachten wir, wir lauschten den erklärenden Worten der erfahrenen Frauen vor uns.
Fragen wurden beantwortet, einiges noch einmal wiederholt, um es besser zu verdeutlichen. So profitierten wir von dem herrlichen Erfahrungsschatz der Frauen aus diesem Hause. Und schon war es Zeit für Mittag. Die Verpflegung und Pausenzeit war sehr gut, es gab genügend zu Auswahl: selber etwas mitbringen, Essen liefern lassen, essen gehen um die Ecke, kein Zwang, keine Rudelentscheidung. Ich selbst trank mehr als ich aas, da ich durch die Massagen selbst sehr Energie geladen war, ich verspürte plötzlich keinen Hunger mehr, es wurde eher zu Nebensache. Wichtiger war das Trinken, denn durch die vielen Leute, die Sonne und natürlich auch die körperliche Anstrengung erhitzt sich der Raum sehr schnell. Es wurde jedoch für ausreichend Belüftung gesorgt, so das keiner wirklich überhitzte. Am Nachmittag wurde dann geübt und geübt und geübt, schön mit Anleitung, mit Vorgaben, mit einem leichten Zeitplan. Den einen stresste das etwas mehr, die anderen sahen es eher relaxter. Wie verschieden wir doch sind.
Reine Kopfsache, sich selbst da den Druck zu nehmen, das muss man lernen, und dafür sind solche Kurse auch ideal. Es dauerte am Samstag lange, bis ich mich von einigen verabschiedet und getrennt hatte, es dürfte so gegen 21:30 Uhr gewesen sein. Man kommt zwangsläufig ins Gespräch, es bauen sich Redebeziehungen auf, man kommt sich nah, Sympathien werden gecheckt und genutzt. Es war wunderschön, was trieb uns denn, ich hatte Zeit, ich war entspannt, keiner schmiss uns raus. Wir hatten in diesem Kurs Übernachtungsgäste, so das es diesen Feierabenddruck gar nicht erst gab, gefiel mir sehr gut. Das war so sinngemäß ein Abend für Lagerfeuer und Bier bis in die Morgenstunden, ohne dabei jedoch den nächsten Tag zu verlieren, denn der kam ziemlich schnell. Die Nacht war herrlich, ich schlief wie ein Stein, ich war irgendwie erfüllt und glücklich, besser noch, ich war zufrieden mit mir. Und das strahlte ich natürlich auch aus.
Dies verkündete ich natürlich dann auch im „Gruppengespräch“, denn immer früh und abends gab es eine Gruppenrunde. Ein jeder konnte hier frei Leber sagen, wie es ihm geht, was er denkt, was er gerade fühlt. Nicht jeder konnte das, was aber nicht weiter schlimm ist, Menschen sind nun mal verschieden und keine Roboter. So bekam ein jeder seinen eigenen Raum zum sich selbst entfalten, und genau das war auch einer der Hauptgründe, warum ich mich für diesen Kurs angemeldet habe. Wir haben uns an diesem Wochenende einen liebevoll geschützten Raum erschaffen, wo wir sein konnten, wie wir sind. Es spielte dabei keine Rolle, ob du groß bist oder klein, dick oder dünn, alt oder jung. Jeder ist so wie er ist und ein jeder ist das, was er ist. Ohne Vorurteile, ein jeder wird respektiert und akzeptiert.
So ganz anders als im Alltag, im Tantra fühle ich mich immer irgendwie geborgen, fernab einer anderen Welt. Ich nenne es gern ein abtauchen aus dem Alltag, daher auch der Titel. Und am Tag zwei, dem Sonntag, war es für uns alle eine kleine Prüfung. Gebt nun das Gelernte weiter, was habt ihr aufgenommen, was habt ihr verstanden. Wir durften massieren, ohne Anleitung, ganz intuitiv und sich selbst leitend. Ich persönlich liebe das ja, achtsam auf den Nehmer einzugehen und ihn zu verwöhnen. Mein Partner war leicht aufgeregt, ich denke, einige andere hat es auch leicht gestresst, so ganz ohne Vorgabe, ganz alleine und immer selbst entscheidend. Aber dies legte sich mit der Zeit, Vertrauen in sich zu haben, selbst keinen Druck aufkommen lassen, Stress umgehen, und seinen Sinnen einfach nachgehen und sich treiben lassen von Gefühlen und Emotionen, ganz ohne Zeit und Raum.
Dies konnte ich am Ende sehr gut beobachten, viele hatte inzwischen ihre komplette Kleidung abgelegt, die Scheu wich dem Vertrauen. Nackt zu sein ist für mich persönlich etwas sehr natürliches, nicht für jeden kommt es in Frage, nicht jeder traute sich. Aber das war nicht schlimm weiter, alles kann, nichts muss war da die Devise. Unsere Lehrerin nahm den meisten gleich am Anfang den Druck und erlaubte selbstverständlich ein Höschen zu tragen, ein Sarong und was auch immer. Ich spürte, wie sich einige entspannten. Ich denke, dies war auch perfekt getimt und abgestimmt. Und wie schnell war die Zeit um, wo war denn bloß die Zeit hin. Über 2h Massage, Mittag, Wechsel der Massagepartner und schon saß ich in der Abschlussrunde, noch völlig geflasht. Ich glaube, sehr sehr viele sind nach einem solchen Wochenende ein bisschen wie weggebeamt, aber im positiven Sinne gemeint.
Und was nehme ich mit aus dem Wochenende:
Ja in dieser Zeit erwacht meine Sinnlichkeit erneut, die ich sonst gern tief in mir vergrabe. Ich nehme mit, aufmerksamer und bewusster zu leben, den Umgang mit Menschen noch zu verbessern und keine Angst vor neuen Dingen oder Veränderungen zu haben, denn dies macht mich manchmal klein und ängstlich, auch wenn man mir das nicht offensichtlich ansieht. Und ich selbst werde mir 1 oder 2 Massagen selbst einmal gönnen, um das Gefühl des Nehmens besser zu akzeptieren und es auch einmal unter professioneller Hand zuzulassen. Dieser Kurs, auch nachfolgende Kurse dienen mir persönlich auch dazu, mich intensiver wert zu schätzen, mir jeden Tag aufs Neue zu sagen, ich bin es mir wert, ich tue mir Gutes. Wenn man das einmal verinnerlicht hat, ist das Leben trotz seiner Widrigkeiten und Anstrengungen wunderschön einfach und herrlich.
So sage ich danke an alle Beteiligten, an die vielen Organisatoren im Hintergrund, die man natürlich nicht gesehen hat und an unsere Masseurinnen, welche mit Herzen und Liebe voll dabei gewesen sind. Euer Studio war eine Freude und ein Genuss und ich bin froh, es einmal erlebt haben zu dürfen. Danke für die sinnliche Auszeit.
Lg Kati
