Motzen ist gesund
14 Antworten und schon 3 (das sind über 20%!) Antworten, die explizit den Hinweis enthalten, dass nicht verallgemeinert werden solle...und das im JC!
Wunderbar! Man erlebt doch immer noch erstaunliche Überraschungen!
Zum Thema, ich selber habe von Haus aus beigebracht bekommen, dass man dreckige Wäsche daheim wäscht. Weshalb eigentlich nur innerhalb der Familie über Familie gemotzt wird, und nicht vor Freunden. Gemotzt wird aber trotzdem, und nicht weniger als anderswo. Nur hat die Familie eher Gelegenheit, sich ein eigenes Bild zu machen, als ein Freund oder Bekannter, deshalb ist das ganz generell eine ganz sinnvolle Einrichtung.
Wie gesagt, motzen tut mal trotzdem über Väter, Mütter, Geschwister, Tanten, Onkel, Nichten, Neffen, Schwippschwäger, Schwiegereltern und halt auch Lebensgefährten. Nicht ständig, aber wo's not tut schon. Denn perfekt ist nichts, und Konflikte gibts ja doch immer mal in gesunden Umgebungen.
Und motzen ist gesund.
Betrachten wir die Alternativen bei frischem Ärger:
1. sich garnicht ärgern - unrealistisch weil übermenschlich. Schafft das jemand hier? Ich würde mich dann zumindest mal als Jünger bewerben. Man weiss ja nie.
2. den Ärger in sich reinfressen - ganz schlecht. Die Folgen sind Magengeschwüre, Depressionen, Amokläufe. Auch nicht gesund.
3. den Ärger am Partner auslassen. In dem Zustand, in dem man mit bibbernder Unterlippe und geballten Fäusten Axtauslagen beim örtlichen Heimwerkermarkt betrachtet. Wer's schon mal probiert hat, weiss, es ist sinnlos. Bestenfalls.
4. sich bei Freunden auskotzen. Klar, wenn man nicht gelegentlich auch was positives über den Partner zu berichten hat, wirft das ein ziemlich finsteres Licht auf denselben. Deshalb ist es ganz ratsam, gelegentlich auch mal was Nettes zu berichten...aber optional. Der Zweck des Motzens ist erfüllt, wenn man sich hinterher besser fühlt, und den Griff um die Kettensäge lockern kann. Und vielleicht wieder ein bisschen nachdenken, und eine einigermassen konstruktive Gesprächsstrategie zwecks Problembehebung entwickeln kann. Wenn mehr als ein mitfühlendes Glucksen von der Klagemauer zurückkommt, kann man das dann vielleicht sogar als Argument verwenden.
5. Joggen. Geht auch. Aber mir selber hilft motzen mehr, ehrlich gesagt.
Dein Problem,
@*****fle,
ist nicht, dass sich die Freundinnen bei dir auskotzen, ich vermute, du bist eine gute und geduldige Zuhörerin, sonst täten sie's nicht, und das ist eine sehr nette Eigenschaft von dir. Solltest du der Liste deiner dir bekannten Vorzüge hinzufügen und pflegen.
Dein Problem
sind auch nicht die Partner deiner Freundinnen, die sind sicherlich menschlich in der Normalauslage, wie die meisten Leute (so definiert sich die Normalauslage). Einen echten Blaubart erkennt man daran, dass die dessen Partnerin ihn auf einen Sockel hebt, während man selber ihn nicht für was eintauschen würde, das man unter feuchten Steinen findet...oder dein Ex. Der vermutlich in genau diesem Moment irgendjemandem wie ein ganz normaler Mensch vorkommt, vielleicht sogar wie ein etwas besserer als ganz normaler...in etwa so wie dir, damals, als er noch ganz neu war
Dein Problem
ist nicht mal dein einseitiges Bild der Partner deiner Freundinnen, weil die dir nur das erzählen was Mist an ihnen ist, und dein einseitiges Bild von deinem Ex, weil der Übergang von Partner zu Ex vermutlich nicht ganz konfliktfrei verlief. Zu irgendeinem Zeitpunkt hattest du vermutlich ein etwas besseres Bild von ihm.
Dein Problem
könnte der Umstand sein, dass du dich in was reinsteigerst, anstatt dich abzureagieren. Muss aber nicht. Von aussen ist der Unterschied nicht zu erkennen. Ob du nur ein bisschen rumtobst, und dann gehts wieder (das nennt man Temperament), oder ob du das ernst meinst (das nennt man Verbohrtheit).
Weshalb ich hier nur sagen kann: lass es raus. Nur zu. Tut keinem weh. Schrei ruhig. Meckere, fluche. Am besten mit Gleichgesinnten. Es hilft.
Und wenn du dich abreagiert hast, hör auf zu toben. Danach schadet es nämlich nur noch.
Viel Erfolg!