Es gibt ein Buch mit dem Titel "Tantrix Sex For Men: Making Love A Meditation" - diesen Titel scheint es leider nicht auf Deutsch zu geben. Dieses Buch reflektiert mMn die Rolle der Gedanken beim und über Sex trefflich. Die Version für Frauen wiederum gibt es interessanterweise auf Deutsch...
Hilft uns unser Gehirn nun bei unserem Streben nach immer geilerem Sex? Oder steht es dem entgegen?
Unser Gehirn hilft bei allem. Es steuert alles, was wir tun, fühlen, denken. Wer nach "geilerem" Sex strebt, kann diesen auch finden. Wie auch immer man "geileren Sex" interpretiert.
Inwiefern beeinflusst Sex unsere Entscheidungen? Stört er nachher nur das ernste Leben.
Sexualität ist Teil des Lebens. Jeder Mensch empfindet unterschiedlich, es gibt keine pauschale Aussage, was und wieviel Sex "richtig" oder "falsch" ist. Mir scheint jedoch, dass ein allzu starker Fokus auf Sexualität das Leben allgemein aus dem Gleichgewicht bringen kann - mit anderen Worten: Hat Sex tatsächlich einen störenden Einfluss auf das alltägliche Leben, ist man nicht im Gleichgewicht.
Wo hat euch euer Trieb die Gedanken vernebelt und eine kleine Katastrophe ausgelöst?
Sexualität ist für mich persönlich nicht ein reiner "Trieb", dem ich nachgehen müsste... oder dem ich untertan sein würde. Ich lebe mein Leben sehr bewusst, lebe meine Sexualität in vielen Facetten, mal für mich alleine (Kopfkino), meistens gemeinsam mit meiner Frau. Eine sexuelle Katastrophe hatte ich noch nie in meinem Leben, ich folge meiner Intuition. "Vernebelte" Gedanken mag ich gar nicht, weshalb ich auch einen grossen Bogen um alles mache, was dies auslösen könnte: Zu viel Alkohol zB, Drogen kommen schon gar nicht in Frage. Viel mehr geniesse ich die körpereigenen Botenstoffe...
gab es Situationen, wo ihr Zuviel nachgedacht habt und euch nachher geärgert habt nicht euren Trieben gefolgt zu sein?
Als nicht triebgesteuerter Mensch kenne ich diese Situation gar nicht - Sexualität ist Teil meines Lebens, Teil meiner Persönlichkeit, das Gleiche gilt für meine Frau. Gemeinsam folgen wir unseren Emotionen, wenn wir eine sexuelle Begegnung geniessen. Immer im Moment, im Hier und Jetzt. Ist man acht- und aufmerksam, denkt man nicht zu viel nach, fühlt sich selbst und den anderen, folgt dem Energiefluss im Hier und Jetzt. So kann man gar nichts verpassen.
Sind Triebentscheidungen Bauchentscheidungen oder doch etwas ganz anderes?
Der pure "Trieb" führt womöglich zu impulsivem Handeln, was ich so für mich gar nicht kenne. Meine Sexualität empfinde ich nicht als etwas, das mich steuert. Sex ist für mich eine Sprache der Liebe, die ich sehr gezielt nutze und geniesse, sehr bewusst wahrnehme und mitteile. "Bauchentscheidungen" fälle ich während einer sexuellen Begegnung laufend, dem Energiefluss folgend - nicht aber dem "Trieb". Ich bin kein getriebener Mensch.
"Getriebene" Menschen unterliegen mMn einer wie auch immer gearteten Fixierung - die im EP zur Diskussion gestellte Frage nach "geilerem Sex" ist in meinen Augen eine derartige Fixierung. "Schneller, höher, weiter", Sex als Leistungssport, mit einer Betonung auf Körperlichkeit bei gleichzeitigem Auslassen oder Unterdrückung von Herz und Seele. Sex nicht als Sprache der Liebe, sondern als bewertete, gewichtete Leistung, die es zu "verbessern" gilt. Geschieht dies, gewinnt tatsächlich das abstrakte Leistungsdenken an Überhand.