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Herbstphantasie

Herbstphantasie
Taxi nach Paris *zwinker*
© Ginger2016

Endlich! 7 Tage Paris lagen vor mir. Eintauchen in diese Weltstadt, in das Glitzermeer, den tausenden Touristen, Verweilen im Louvre vor der hässlichen Mona Lisa, nächtliche Lasershow des Eiffelturms; der unwiderstehliche Charme jener Stadt an der Seine, an die ich bereits beim ersten Besuch mein Herz verlor. Ich kenne Paris zu jeder Jahreszeit; in Erinnerung blieb mir besonders die Jahrtausendwende, Silvester unter dem Eiffelturm, multikulti, Kauderwelsch aus vielen Sprachen und doch einte uns in dieser Nacht die Feierlichkeit und die Partylaune; danach nächtlicher Bummel durch diese lebendige Stadt, das Moulin Rouge und das Ganze bei 10 Grad minus ...

Vielleicht konnte ich so meinen Herzschmerz hinter mir lassen, der in den vergangenen Wochen mir folgte wie ein treu ergebenes Hündchen. 45 und Beziehung gescheitert. Dates seitdem 0, Zigarettenkonsum schwindelerregend, in Zahlen nicht mehr messbar. Der Herbst legte sich über das Münsterland und ich würde schon bald den Duft von Paris einatmen, ihn aufnehmen in meine Venen und Adern, meinen Herzschlag dem Pulsieren dieser unglaublichen Stadt anpassen. Ich buchte erneut das zauberhafte, kleine Hotel, das unweit des Eiffelturms lag. Das stylische und dennoch gemütliche Ambiente zogen mich bereits beim ersten Besuch in den Bann. Damals war ich dort noch mit meinem Lebensgefährten, der aus meinem Leben nunmehr verschwunden war, wie die Wasserlöcher der Savanne in der Trockenzeit.

Nun, gut, altes Mädchen, nicht träumen, es geht weiter, immer weiter. Vor der Reise Hardcore-Shopping, dann die neue Herbstmode ab in den riesigen Koffer. Ich fühlte mich bereits im Vorfeld verzaubert und die Magie von Paris erreichte mich sogar hier, in der kleinen Stadt im Münsterland. Diese Magie war wie eine leuchtende Spur, der ich folgen musste. Paris im Herbst, Bitter Sweet Symphony, Abschiedsschmerz einer verlorenen Liebe, gepaart mit der Hoffnung auf ein neues Leben, die Stadt der Verliebten, Sacré-Cœur, die fliegenden Händler, die zu fliehenden Händler mutierten, sobald die Polizei auf der Bildfläche erschien, bei Lafayette durch die Etagen bummeln und in einem der kleinen Cafés einen sündigen, schokoladigen Eclair vernaschen ... Mein Herz hüpfte vor Vorfreude. Ich schwebte.

So, Freitag, 5.00 Uhr aufstehen, Taxi bestellen zum Bahnhof, dann ab Dortmund non-stop; Flug wäre auch möglich gewesen, doch ich liebe die Einfahrt in den Gare du Nord, der eine Stadt für sich ist, den Trubel und die Atmosphäre der großen, weiten Welt, dazu der Trubel im Zug, das Kennenlernen anderer Menschen, das Erkunden der Stadt mit der Metro, die Straßenkünstler und das Gefühl auch als alleinreisende Frau sicher zu sein. Nie musste ich schlechte Erfahrungen machen, Weltoffenenheit und Zugewandtheit öffneten immer Tür und Tor.

Ich griff zum Telefon und bestellte das Taxi für 6.00 Uhr. An Schlaf war in der Nacht zuvor gar nicht zu denken, zu sehr übermannte mich die Vorfreude und das Reisefieber. Ich checkte meine Unterlagen, Ticket, Geld etc. Dann kontrollierte ich meine Wohnung, ja, Kaffemaschine aus, alles paletti. Nervös stecke ich mir eine Zigarette an und sah in die nebelverhangene Straße. Alles schlief, bald war an Schlaf nicht mehr zu denken, die Nächte würde ich zu Tagen machen; eine Stunde in Paris zu verschlafen war eine Sünde; die Lebendigkeit und das unglaubliche Charisma dieser Stadt musste man würdigen und voller Ehrfurcht betrachten, aufsaugen, wie ein Schwamm.

Es klingelte. Ich ging an die Gegensprechanlage. „Ja?“ „Ihr Taxi ist da.“ erklang eine angenehme, männliche Stimme. Ich schmiss die Kippe in Klo, warf mich in den Mantel und schnappte mir mein Reisegepäck, schnell noch ein Rundumblick, alles klar. Ich zog die Tür zu und schloss ab. Boah, hatte ich Steine eingepackt oder machte sich das fehlende, morgendliche Brötchen bemerkbar? Aufgrund meiner Eile gab es heute nur das sogenannte „Nuttenfrühstück“. Kaffee und Kippen ... Ich trat in den dunklen Morgen hinaus und sog die kühle, feuchte Herbstluft tief in meine Lungen. Dann bog ich ums Haus. Mein Taxi stand da. Im Scheinwerferlicht erkannte ich eine kräftige Gestalt, die sich an die rechte Seitentür lehnte. „Moinsen, wo soll es denn hingehen?“ Ich erkannte schemenhaft das Gesicht des Taxifahrers. Hmmm, männlich, sehr ansprechendes Gesicht, schöner Mund. „Zum Bahnhof, bitte.“ „Wo soll die Reise denn hingehen?“ „Paris.“ „Oh, wow, Klasse.“ „Na, dann stellen Sie Ihr Taxi doch einfach am Bahnhof ab, besorgen sich ein Ticket, sagen ihrem Chef Bescheid und kommen mit.“ sagte ich kokett.

Für einen Flirt war ich nie zu müde oder unausgeschlafen, auf den Kopf oder Mund gefallen zu der frühen Stunde schon einmal gar nicht. „Hmm.“ brummte mein Gegenüber und sah mich wohlwollend an. Ihm schien zu gefallen, was er sah, roter Schopf, enge, schwarze Jeans, dazu der smaragdgrüne Mantel mit Pelzimitat; kein Tier musste dafür sterben. Ich war der „Sea Shepherd“ des Münsterlandes. Der nette Herr half mir mit meinem Gepäck.
„Wollen Sie auswandern?“ fragte er angesichts des erheblichen Gewichtes meines Koffers.“ „Nein, es ist nur DAS drin, was eine Frau braucht.“ lachte ich. „Na, da haben wir Männer es einfach.“ griente mein Gegenüber.

„Ja, Ihr braucht ja nur eine Hose, ein Hemd, einen Slip und wenn es dreckig ist, wird es gewendet.“ lachte ich spitzbübisch. Er öffnete mir galant die Tür und als ich einstieg, nahm ich seinen Duft wahr, warmer Körper, gepaart mit einem guten After-Shave. War es die lange, enthaltsame Zeit? Irgendwie ging ein Kribbeln durch meinen Körper. Ich sah in seine Augen, blau, soweit ich das erkennen konnte und er sah in meine. Kleine Begegnungen, die manchmal doch so bedeutsam und lang sein können ...

Aus solchen Augenblicken waren schon Dynastien entstanden. Mein Scanner arbeitete: Nicht sehr groß, blond, ein leichter Bartschatten, sweet. Der müde Ausdruck in seinen Augen wich dem Blick eines Katers auf der Jagd. Spannung lag in der Luft, zum Schneiden dick, ein Elektrisieren, das in der Dunkelheit fast glühte. Er räusperte sich. „Ähm, ja, dann mal hinein ins Warme.“ Seine Stimme klang nicht ganz fest und auch ich ließ mich etwas benommen von diesem Zauber des Moments in den Sitz des Taxis sinken.

Der Mann stieg ein, Taxameter lief. Im Radio sang gerade Philipp Poisel „Eiserner Steg“ und der süße-melancholische Flow des Liedes gesellte sich zu uns, wie ein weiterer Fahrgast. Was zum Teufel lief hier ab an jenem Herbstmorgen im Münsterland? Mussten ausgerechnet jetzt Amors Pfeile durch die Lüfte schwirren? Warum schlug mein Herz so unsinnig in der Brust? Wir unterhielten uns nicht, aber das Schweigen war bedeutsamer als jedes gesprochene Wort. „Rauchen darf ich ja nicht.“ fragte ich dann unnötigerweise, nur, um diesen Schleier der Unwirklichkeit zu zerstören.

Der Taxifahrer wies auf das „No-Smoking"-Schild, das ich übersehen hatte. „Waren Sie schon einmal in Paris.“ fragte ich. „Nein, leider noch nicht. Ich würde gerne meine Hochzeitsreise dahin machen.“ antwortete er mit dieser wunderbaren Stimme. „Und? Schon eine Anwärterin gefunden?“ Mein loses Mundwerk ließ mich einmal mehr nicht im Stich. Ich war die Meisterin des Auf-den-Busch-Klopfens. „Oh, nein, ich habe erst einmal die Nase voll.“ antwortete der Mann etwas grimmig. Oh, ha, keine gute Frage meinerseits ... „Na, ja, Paris kann auch alleine sehr schön sein und man trifft immer Leute.“ verhaspelte ich mich etwas.

„Ja, das glaube ich." anwortete mein Gesprächspartner einsilbig. Und schon ging mir das Schießpulver aus. Da vorne schien einer mit Herzenskummer zu sitzen, der verreisende Leute durch die Nächte chauffierte und sicher auch einmal seine Gedanken in die Dunkelheit schickte. Nun, gut, ich verwandelte mich in eine stumme Auster und sah das erste Morgenrot ganz sanft am Himmel auftauchen, die Armee des Lichts sandte bereits ihre ersten Reiter aus. Wir fuhren nach einer gefühlten Ewigkeit auf den Bahnhofsvorplatz. Ich stieg aus, er auch, gemeinsam gingen wir zu dem Kofferraum, den er öffnete. Beim Heraushieven meines Gepäcks berührten sich unsere Hände, kraftvolle Finger, Wärme verströmend und ich fragte mich, wie es wohl wäre, von ihnen liebkost zu werden.

Wir unterbrachen unsere Bemühungen und sahen uns an, dann beugte er sich vor und küsste sanft, ganz sanft meinen Mund. Wir ließen den Koffer Koffer sein und umarmten uns, küssten uns erneut. Der Kuss schien das Rad der Zeit anzuhalten, vergessen war der Zug, vergessen die Kälte des beginnenden Morgens. Da standen wir, wie zwei Verliebte, zwar nicht am Montmartre, sondern irgendwo in der Provinz und dennoch hätte auch in der Großstadt an der Seine, bei Lasershow und romantischem Dahingleiten der Ausflugsboote auf dem Wasser dieser Kuss nicht besser schmecken können.

Der Taxifahrer ließ mich los und sagte lächelnd: „Wir sehen uns, in Paris.“ Es klang wie ein Versprechen. Dann stellte er mir den Koffer vor die Füße, grinste mich an, stieg in den Wagen und fuhr ins Morgenrot. Ich lächelte noch als ich nach der Mammutfahrt in Paris aus dem ICE stieg. Meine erste Amtshandlung war das Schreiben einer Postkarte, adressiert an das Taxiunternehmen. Ich schrieb nur: Ich kenne ein Mädchen in Paris und träume oft von ihm, die Augen hell, das Lachen süß, er geht mir nicht mehr aus dem Sinn ...

Ende
*****ida Frau
16.741 Beiträge
Paris, mon amour.... *gg*
*******014:
Der müde Ausdruck in seinen Augen wich dem Blick eines Katers auf der Jagd.

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