Katharina54:
Es ist ja auch individuell unterschiedlich, wie sich die Beteiligten und ihre Beziehung entwickeln.
capella2:
Mir kommt diese "Beziehungsform" sehr gelegen, da ich keine feste Beziehung haben möchte. Ich bin sehr freiheitsliebend und möchte mein eigenes Leben leben. Momentan ist da kein Platz für einen Mann.
Nun gestand er mir, dass er sich in mich verliebt hätte und manchmal niedergeschlagen ist, weil wir nicht richtig zusammen sein können. Auch ich bin verliebt und genieße die Stunden mit ihm. Ich denke nicht daran, die Nr. 1 zu werden zu wollen.
Meines Erachtens ist in dieser Konstellation sehr entscheidend, wie reflektiert beide Beteiligte sind und wie gut sie vermögen, a) einzuschätzen, wie gut es ihnen tatsächlich geht, b) die Gründe herausfinden, woran es liegt, dass es ihnen gegebenenfalls nicht (mehr) gut geht, c) in der Lage sind, gut für sich selbst zu sorgen, ohne den anderen wissentlich und willentlich zu verletzen.
Beziehungen haben ja einen Verlauf und während diesem ändern sie sich. Mir fällt auf, dass die TE sich sehr wohl zu fühlen scheint im Moment, ihr Partner allerdings bereits anfängt, niedergeschlagen zu sein. Das klingt für mich ungleichgewichtig und könnte sich durchaus als Last erweisen, nämlich dann, wenn die TE anfängt, sich dadurch in irgendeiner Weise als "schuldig" zu empfinden, da ihre Beziehung die Ursache für das Mißempfinden des Partners ist, und sich damit in eine Selbstabwertungsspirale zu begeben,
@*****lnd hat ein gutes Beispiel dafür gegeben, wie man mit guten Gründen eine solche Schattenbeziehung leben, sie dann aber auch auflösen kann, wenn einer von beiden merkt, dass für ihn andere Gesichtspunkte so wichtig (geworden) sind, dass sie eine Statusveränderung der Beziehung erfordern, im geschilderten Fall der Kinderwunsch, der nicht für beide gleichermaßen
gemeinsam miteinander lebbar gewesen wäre.
Ich habe selbst auch einige Jahre in einer Schattenbeziehung gelebt und war glücklich damit, solange sie meiner damals aktuellen Lebens- und Bedürfnislage entsprach. Eines Tages kontaktierte mich seine Frau und bat um ein Treffen, dem ich auch zustimmte.
Ein sehr denkwürdiges und beeindruckendes Gespräch, ohne Aggression, Schuldzuweisungen, Vorwürfen etc. mir gegenüber. Es war lediglich die Konfrontation mit der anderen Hälfte der Realität, die ich von ihm bis dahin nicht gekannt und die er mir bewusst vorenthalten, bzw. in einigen Punkten einfach gelogen hatte, da er wusste, andernfalls hätte ich es nie soweit kommen lassen, mich auf ihn einzulassen, und es führte dazu, dass ich diese Beziehung beendete, nachdem ich erkannte, dass er mir Dinge erzählt hatte, die nicht den Tatsachen entsprachen.
Ab diesem Zeitpunkt konnte ich ihn nicht mehr achten und das bedeutete, dass dies für mich die Grundlagen eines weiteren Zusammenseins so gravierend veränderte, dass es mir unter den nun veränderten Umständen nicht mehr gut getan hätte, ihn weiterhin zu sehen.
Im Rückblick und mit mehreren Jahrzehnten zeitlichem Abstand kann ich die Zeit mit ihm dennoch durchaus als eine "Perle" für mich aufbewahren, da es mir bis zu dem Zeitpunkt des erwähnten Gesprächs in der davor gegebenen Konstellation wirklich gut ging und ich mich an viele schöne Situationen gerne erinnere.
Wichtig erscheint es mir jedoch zu sein, wirklich immer auf der Metaebene kritisch zu reflektieren, ob und gegebenenfalls was sich im Prozess des Kontinuums der Beziehung etwas verändert, was es mit einem macht, und die Konsequenz, verantwortungsvoll zu handeln und dann, wenn es nicht mehr gut tut, dem auch selbst ins Auge zu sehen und aktiv eine Veränderung herbeizuführen, selbst wenn dies schmerzlich und identisch damit sein sollte, die Beziehung zu beenden.
Mein Leben heute unterscheidet sich in vieler Hinsicht von den Umständen, als ich die Schattenfrau-Beziehung lebte. Dem entsprechend sieht auch mein Beziehungsleben anders aus als damals. Dazu stehe ich, ohne die damalige Beziehungsform zu verleugnen oder sie abzuwerten. Alles hat seine Zeit, und alles menschliche Verhalten ergibt Sinn in einem gewissen Bezugssystem, das sich uns allerdings nicht ohne weiteres erschließt. Aber wie heißt es so schön: Das Leben wird nach vorwärts gelebt und nach rückwärts verstanden!
Was allerdings nicht heißt, dass man Manches rückschauend nicht auch als entbehrlich einordnen wird.