Ein klein wenig zum Verständnis....
weshalb es im heutigen Myanmar zu einer Situation wie nach dem Zyklon kommen konnte und weshalb es jetzt und auch in der Vergangenheit dieses Landes nicht möglich war, Druck auf die Machthaber dieses totalitären und zutiefst menschenverachtenden Systems auszuüben:
BURMA - ursprünglich Britische Kronkolonie, von den Japanern in den 40er Jahren befreit und seit den 60er Jahren von den Militärs regiert. Trotz ständiger Bürgerkriege infolge der nach Unabhängigkeit strebenden Völker (es gibt in Burma mehr als 100 ethnische Minderheiten) ist es den Burmesen - bislang nicht gelungen, an der Machtstellung der Generäle zu rütteln. Dies auch nicht, obschon in 1990 die Oppositionspartei um Aung San Suu Kyi die Wahlen gewonnen hatte. Das Wahlergebnis wurde vielmehr ignoriert und der Erpressungs- und Bespitzelungsapparat der Militärjunta weiter ausgebaut. Menschenrechtsverletzungen, ethnische Säuberungen, Gulags im Lande, politische Verfolgung und Verstrickung der Generäle in die Drogenproduktion des Landes (Burma ist der weltweit größte Drogenproduzent…) zwecks Devisenbeschaffung, ebenso wie eine marode Bildungs- und Gesundheitspolitik (sofern man überhaupt von einer solchen sprechen könnte) und zeitweise totale Isolation vom Rest der Welt prägen das Bild dieses Landes,das durch eine reiche Kultur und zutiefst religiöse Menschen besticht.
Burma ist zudem auch ein an natürlichen Ressourcen reiches Land, welches bedeutende Vorkommen an Edelsteinen, Erdgas und Teakholz aufzuweisen hat. In den 60er Jahren war Burma gar die Reiskammer SO-Asiens. Dennoch ist das Land aufgrund sozialistischer und diktatorischer Politik und auch Verwüstungen durch Bürgerkrieg zu einem der 5 ärmsten Länder der Welt verkommen.
Eine nicht ganz unwesentliche Rolle spielt Burma in wirtschaftlicher und politischer Sicht für das Nachbarland China.
Zum einen aufgrund der Erdgasvorkommen und der wirtschaftlich strategischen Lage Burmas am Indischen Ozean, zum anderen aber auch, weil Burma mit China ein ähnlich totalitäres Regime verbindet. DER Konflikt schlechthin für ein Land wie China, mit ständigem Sitz im UN Sicherheitsrat, dem selbst Menschenrechtsverletzungen vorgeworfen werden, und welches als UN-Mitglied gleichzeitig einen Verbündeten wegen eben derselben Vergehen ermahnen soll. Dies erklärt auch, weshalb Peking eine Verurteilung Burmas im UN-Sicherheitsrat bislang verhindert hat.
Dass China sich gegenüber Burma derzeit auch zurückhaltend verhält, lässt sich alleine schon im Hinblick auf die im Vorfeld der Olympischen Spiele aufgekommenen Kritik hinsichtlich deren Tibetpolitik aber auch wegen deren Menschenrechtsverletzungen erklären.
Mögliche Sanktionen könnten so aussehen, dass der Handel mit Edelhölzern, -metallen und -steinen - wichtige Einnahmequellen des Regimes – ausgesetzt wird oder aber dass Vermögenswerte der Regierungsvertreter im Ausland eingefroren werden (was die US-Regierung auch gemacht hatte), keine Investitionen ausländischer Firmen, die direkt bzw. indirekt von der in Burma verbreiteten Zwangsarbeit profitieren.
Sicherlich ist auch die Frage des Tourismus zu diskutieren. Ist es sinnvoll auf Reisen nach Burma zu verzichten, oder führt gerade dieser Verzicht zu noch mehr Isolation bei den Burmesen? Durch den Tourismus erhoffen sich doch viele Burmesen Aufmerksamkeit auf ihre Probleme, andererseits stellt der Tourismus eine profitable Einnahmequelle für die Machthaber dar, die sich zynischerweise SPDC = „Staatsrat für Frieden und Entwicklung“ nennt.
Da ich nun selbst 1993, also unmittelbar nach den demokratischen Wahlen 1990 und im Zuge dessen verordneten Isolation gegenüber dem Ausland, dieses Land bereist habe, weiß ich nur zu gut, wie es um die staatliche Restriktionen, Propaganda, Kontrolle etc.mitsamt seinem ganzen Regelwerk wie Zwangsumtausch (200 USD bei Einreise gegen sog. Monopolygeld), Reisen auf vorgelegten Routen und mit vorgeschriebenen Verkehrsmitteln, aussieht. Alles Devisen, die nicht in die Kassen der Bevölkerung, sondern zum überwiegenden Teil in die Taschen der Generäle fließen. Auch vermeintliche Lockerungen (Visit Burma 1996) mit der Absicht zahlungskräftige Touristen in’s Land zu holen, haben sich als bloße Schachzüge entpuppt, das internationale Image aufzupolieren, Devisen zu beschaffen und Investoren anzulocken.
Erstaunlich finde ich nur immer wieder, wie wenig Aufmerksamkeit dieses Land von der Weltöffentlichkeit erfährt. Offensichtlich vermögen Diskussionen über die Ökosteuer auf Malle, weit mehr Aufmerksamkeit auszulösen, wie die menschenverachtenden Politik einer Militärjunta, die seit Jahrezehnten ihr Land mit Schrecken regiert.
Ignorant und beschämend zugleich!