Parabel
Wolfsstunde oder Alter Ego©Ginger2016
Die Fährte seit Jahren in der Nase, gewandert auf staubigen Faden, Abdrücke im Dunkeln sehend, die Nähe des Anderen spürend, beobachtend aus dem Dickicht der Anonymität, Konfrontation immer scheuend, Begegnungen meidend, fortwährend Wunden leckend, deren Narben nur schlecht verheilen, Was treibt Dich? Ist es der Duft, den Du nie vergessen konntest? Wo ist Dein Mut, Deine Kraft, Dein strahlender Schein? Zerbrochen im Sommerwind, gesplittert in tausend Scherben, klägliche Pfütze Deines zerstörten Ichs in einer feuchten Kuhle aus Lehm.
Nun trittst Du Dir weiter die Pfoten blutig und der Verlust schneidet Dir tief ins Herz. Habe ich es je besessen? Ich werfe es Dir vor die Füße, damit Du den schäbigen, verdorrten Rest nagen kannst, der Deinen Hunger nicht stillen wird. Die Jagd ist vorbei, Du bist alt und grau geworden und der nahende Herbst zieht in dunklen Nächten kalt in Deine morschen Knochen. Du bist der einsamste in Deinem Rudel und auch das lauteste Geheul, kann Deine schiefen Töne nicht übertünchen.
Nur der Mond ist Zeuge Deiner schlaflosen Zeit, wenn Du herumirrst auf jenen Pfaden, deren Zauber immer noch Dein Herz berührt. Du hast das falsche Reh gerissen und der vergiftete Köder nimmt Dir die Gelassenheit und den sicheren Gang. Ich begrabe Deinen Kadaver jenseits der Buschwindröschen. Kein Kreuz wird an Dich erinnern, nur der schemenhafte Abdruck meiner Pfote im sandigen Boden der Vergangenheit.