Frage des Stils
*********oerg:
Ab 40 plus sieht das nur noch peinlich aus.
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Mir kommt das wie der verzweifelte Versuch vor, doch irgendwie zu den "coolen Kids" zu gehören.
Das geht erfahrungsgemäß in die Hose.
Es ist alles eine Frage des persönlichen Geschmacks und Stils. Wenn man verzweifelt versucht, wie die "coolen Kids" auszusehen, so versucht man sich ja selbst irgendwo anzubiedern. Und das sieht bei einer gereiften Persönlichkeit allerdings etwas seltsam aus.
Wenn man selbst jedoch einen Stil entwickelt hat, zu welchem Ohrringe und anderer, ständig sichtbarer Schmuck passt, man also sich selbst ist und sein kann, so sieht das sehr gut aus. Allerdings muss man dann schon bereit sein, seinen eigenen Stil zu entwickeln und ihn behalten zu dürfen.
Wenn ich einen austauschbaren Stil habe bzw. haben muss, damit ich ja nirgendwo anecke, so passt nichts, das nicht in den austauschbaren Stil passt: Anzug, Hemd, Krawatte, korrekter Haarschnitt, rasierter Bart, Schnürschuhe, zum Anzug passende Socken, kein Schmuck ausser Uhr und Ehering. Langweilig, aber absolut passend zu einem Langweiler in einem langweiligen beruflichen Umfeld. Und in der Freizeit trage ich dann die passende Freizeit-Look-Uniform: Bundfalten-Jeans, gebügelte Poloshirts, Timberland-Schuhe und ein Sweatshirt einer US-Uni.
Wenn ich einen eigenen Stil entwickle bzw. entwickeln darf, so kann ich mich ausserhalb dieser Norm bewegen. Allerdings muss ich dann auch etwas drauf haben, womit ich mit Sicherheit nicht mehr austauschbar bin. Dann darf ich auch im beruflichen Umfeld aus der Reihe tanzen: Dreiteiler mit Weste, Fliege oder Schal statt Krawatte, Cowboystiefel oder gewichste Leder-Zehenschuhe, grelle Farben und Muster bei Socken und Krawatte, gepflegter Vollbart, und beim Schmuck passt dann plötzlich auch eine Taschenuhr, eine grosse Zwiebel am Handgelenk, dezenter Schmuck im Ohr und im Septum, durch das Hemd schimmernde Tattoos an Körper und Armen. Auffällig, aber passend zu einem auffälligen Menschen.
Wenn ich hingegen einfach nur ein Langweiler mit auffälligem Stil bin, dann passt es nicht. Aber ein in der Wolle durchgefärbter Paradiesvogel darf das auch ausleben, wenn er kann und darf.
Ich persönlich bin lieber ein Wolf im Schafpelz. Und ich spiele gerne mit den Vorurteilen der Mitmenschen. Das passt zu meinem Charakter.
Meinen Ohrring (Segmentring, 4mm Drahtstärke) habe ich mit 30 rausgenommen, da ich ihn hinderlich für mein Berufsleben empfand. Mit 43 bin ich andererseits fachlich, beruflich und privat soweit etabliert, dass ich mir überlege, mir in den nächsten 1-2 Jahren tatsächlich wieder Ohrringe machen zu lassen. Dieses Mal allerdings in beiden Ohren, und 4mm Drahtstärke werden wohl das Minimum sein, wobei ich mehr als 20mm bei mir wohl wieder unästhetisch finde.
Zwischen meinem 30. und 43. Lebensjahr kamen ein Tattoo (ca. 35% der gesamten Hautfläche), ein Magic Cross Piercing, Brustwarzen-Piercings, ein Septum-Piercing und eine gespaltene Zunge dazu. Das Alles kann ich im Alltag verbergen, wenn ich will. Und das hätte ich mir mit 30 Jahren nicht vorstellen können.