Erfahrungen mit der Sexualität nach einem Infarkt
Vor jetzt fast sechs Jahren hatte ich - damals für mich vollkommen überraschend - einen Infarkt. Ich fühlte mich damals eigentlich körperlich sehr gut: Immer noch schlank und Dank Hausbau damals gut in Form konnte ich - zugegeben eher kleine - Bäume ausreißen. Als dann die Doppelbelastung eines damals vor allem mental belastenden Jobs und das unvermeidliche Endspurtchaos zum Umzugstermin überwunden war, klappte ich auf einem Parkplatz - gottlob direkt neben einer Feuerwache - zusammen.
Blaulicht, Kardiologie, Stent... Reha. Es gibt hier sicher hunderte, die ähnliches erlebt haben: Man lernt ganz langsam wieder Vertrauen zum eigenen Körper, tastet sich peu a peu an das Leben heran und versucht, nicht be jedem Herzklopfen in Panik auszubrechen.
Sex war damals etwas undenkbares. Nicht nur wegen der in meinem Fall viel zu hoch dosierten Betablocker, durch die ich mich wie eine Galapagos-Riesenschildkröte in Zeitlupe fühlte, weil ich bereits vor dem Infarkt eher hypotonisch veranlagt war. Es hatte auch etwas damit zu tun, dass ich meinem eigenen Körper weder traute, noch mich sonderlich in ihm wohl fühlte. Wie die Zeit für meine Frau damals war, als ich monatelang als "Rühr-mich-nicht-an" durchs Leben schlich, erfuhr ich von ihr erst später. Irgendwann schliefen wir wieder miteinander - mit langen Unterbrechungen - und dass sie dabei wirklich sehr schnell und oft kam, machte es für mich nicht einfacher, wieder mehr Lust zu empfinden.
Nach einer langen, dunklen Zeit lernte ich durch die Lust einer anderen Frau, meinen Körper wieder zu mögen, mich wirklich fallen zu lassen und Herzklopfen wieder schön zu finden. Heute fühle ich mich sexuell attraktiver als vor dem Infarkt und erlebe meine Lust bewußter und intensiver denn je.
• Gibt es auch andere, die eine ähnliche oder andere Erfahrung gemacht haben?