Der sprechende Dildo

Achtung Satire

Neulich las ich, dass ein Hersteller von Sextoys jetzt auf KI (Künstliche Intelligenz) setzt und dabei ist, einen Dildo zu entwickeln, der vollumfänglich kommunizieren kann, d.h. der auch manchen Männern überlegen sein dürfte. Das dürfte ein Meilenstein in der menschlichen Sexualität werden, ähnlich wie die Erfindung der Pille, der blauen Tablette oder der Gummipuppe namens Gerda.

Aber wie jeder technische Fortschritt birgt dieser auch dunkele Seiten, die, seitdem ich dies las, leise Zweifel nähren, die sich bei mir niederschlagen. Sprich: es schlägt auf den Stolz und Vorurteil jeden Mannes, der sein bestes Stück für den Höhepunkt der Evolution hochhält, ja gar beim JC triumphierend ablichtet, um der Frauenwelt die frohe Kunde zu überbringen: „Sieh her! Ist er nicht prachtvoll in seiner Größe, Spannweite und Potenz?“ Ein archaisches, spätpubertäres Ritual, auf dass manche Männer so wenig verzichten möchten, wie auf das Pinkeln im Stehen.

Das alles ist nun mit dem sprechenden Dildo in Frage gestellt. Und noch viel mehr.

Ich stelle mir vor, ich komme von des Tages Lust und Last nach Hause und freue mich auf die anmutige Erscheinung der Liebsten, die den Tisch liebevoll gedeckt, das Lieblingsgericht zubereitete, die Kerzen angezündet und sich entzückend gewandet hat. Ich betrete das Esszimmer und mein Blick fällt voll seliger Erwartung auf meinen Platz … und da sitzt aber schon … ein Etwas: nämlich der sprechende Dildo. Die Liebste sitzt ihm gegenüber und sie befinden sich in einer munter und angeregten Kommunikation. Neben ihr eine Fernbedienung, darauf zu programmieren ist: Wetter, Small Talk, Küche, Kinder, Kirche, Weltpolitik, Dirty Talk … etc. - über 100 Themen. Das Plastikding ist derzeit auf Komplimente eingestellt und flüstert mit sanfter Stimme: „Dein Kleid ist zauberhaft! … Oh Himmel, Du bist eine wundervolle Frau; die schönste die mir je während meiner kurzen Akku-Laufzeit begegnet ist … u.s.w. Sie hört fasziniert und gebannt zu, während sie in die Fernbedienung das nächste Menü wählt und das sprechende Teil sogleich, Schillers Glocke oder ein Sonett von Rilke rezitiert – natürlich in der Perfektion eines geübten Schauspielers …

Nun stehe ich da … sprachlos. Und sie raunt mir zu, statt der Frage, die ja reichlich profan klingt: „Wie war Dein Tag, Liebling?“ - „Du musst leider, leider heute Nacht im Gästezimmer dein Lager aufschlagen!“

Ist das nicht ein Alptraum – oder doch der Beginn einer wundervollen (und teuren) Paartherapie? Geht es hier – tiefenpsychologisch gesehen – nicht um „Penisneid“ oder „Kastrationsängste“? Wissen die Produktentwickler des sprechenden Dildo überhaupt, was sie da tun? Haben sie jemals diese Idee in einer Kneipe voller Männer an einem Thresen diskutiert und in einer Gruppe „Verlassene Männer, die angstfrei Stricken lernen“ gechattet? Ich glaube nicht!

Im Moment kann mich und mein bestes Stück nur eines aufrecht halten und den Schock mildern. Wenn sie nämlich ruft: „Bring mal den Müll raus!“ kann sie so viele Knöpfe drücken, wie sie will: Der sprechende Dildo reagiert nicht. Es gibt also doch noch entfernte Gemeinsamkeiten zwischen Mann und Technik. Und wer weiß, vielleicht werden wir in ferner Zukunft sogar … beste Kumpels!

©Dreamy
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