Vergangenheitsbewältigung
Im Laufe der Zeit haben wir viele Erlebnisse. Das ist, weil wir leben. Einige Erlebnisse werden zu schönen Erinnerungen. Ich versuche so zu leben, dass möglichst jeder Tag zu einer dieser schönen Erinnerungen wird. Aber es gibt auch Erlebnisse, die ich nicht wirklich wiederholen möchte. Alle diese Erlebnisse, die einen wie die anderen, gehören zu meinen Erfahrungen, und ich hoffe aus ihnen gelernt zu haben. Bei vergangenen Liebesbeziehungen ist es zumindest immer der Anfang, an den ich mich gern erinnere, während das Ende oder das, was dazu geführt hat, niemals wiederholenswert ist, denn schließlich ist ja gerade eine Liebesbeziehung ohne Ende das, was der Mensch sich wünscht.
Deshalb kann ich an jede ehemalige Partnerin liebevoll zurück denken und mir Achtung von ihr sprechen. Wenn ich Verletzungen erfahren habe, lag es an der jeweiligen Situation, denn zu einem anderen oder späteren Zeitpunkt hätte mich das gleiche Verhalten vielleicht nicht verletzt. Also habe ich daraus gelernt, das Verhalten einer Partnerin künftig anders aufzunehmen und nicht verletzt zu sein oder das gleiche Verhalten nicht herbeizuführen. So betrachtet gibt es keine negativen Erfahrungen, es sei denn, ich wollte solche, aus denen ich nichts gelernt habe, als negativ bezeichnen.
In einer frischen Liebesbeziehung kann ich mich natürlich mit meiner Partnerin, wenn sie es mag, über unsere Vergangenheit austauschen, natürlich immer unter Achtung der Würde ehemaliger Partner. Das ist in meinen Augen sogar ein wichtiger Teil des gegenseitigen Kennenlernens. Aber es ist müßig, über alte Verletzungen zu klagen oder gar davor zu warnen, an diesen Narben zu kratzen. Es wäre der unsinnige Versuch, die Verarbeitung auf den Partner zu übertragen.
Keine Situation im Leben wiederholt sich, wenn ich sie angemessen reflektiere und daraus lerne. So vollzieht sich das Wachstum der Persönlichkeit. Das, was ich heute an diesem Ort mit dieser Person erlebe, ist neu und hat nicht mit vergangenen Erlebnissen zu tun, solange ich die Vergangenheit nicht in die Gegenwart projiziere. Nur, wenn ich mit der Vergangenheit unzufrieden bin und nicht daraus gelernt habe, erscheinen mir alte Erlebnisse als negativ und ich muss mich nicht wundern, wenn mir ähnliche Dinge so oft wieder begegnen, bis ich es begriffen habe.