Nun, ich kann hier nur von meiner Erfahrung sprechen.
Als ich damals meinen Mann und Herrn das erste Mal auf einer Party gesehen habe, fiel mir zunächst seine Gelassenheit und Ruhe, seine Fähigkeit zuzuhören und Fragen zu stellen auf. Außerdem bezog er in Gesprächen klare Positionen, auch wenn diese von anderen abwich. Er strahlte etwas aus, was die anderen Männer nicht ausstrahlten. Einige von ihnen waren zwar durchaus "laut" in ihrem Auftreten und versuchten sich gegenseitig dabei zu übertrumpfen, mit ausschweifenden, möglichst witzigen Anekdoten aus ihrem Leben allen Zuhörern klar zu machen, dass sie cooler als die anderen Typen sind.
Es kam mir vor, als suchten diese Männer zwanghaft nach Aufmerksamkeit, während er sie nicht suchte und sich nicht offensiv in den Vordergrund drängte, sie aber bekam - nicht nur von mir! Die meisten von uns Frauen haben sich den ganzen Abend über gegenseitig ausgehorcht, wer er ist und versucht Aufmerksamkeit von ihm zu bekommen. Das hat sich bis heute nicht verändert.
Es kam mir in der Rückschau vor wie eine Affenherde, wo ein paar Beta-Männchen um ihre Position in der Herde rangen und um die Aufmerkssmkeit der jungen, unsicheren Männchen und Weibchen buhlten, während der alte Silberrücken sie spielen lies, ruhig auf seinem Felsen saß und sich der Aufmerksamkeit der erfahrenen Weibchen erfreute, ohne es sich anmerken zu lassen.
Dass er auch im Sinne des BDSM dominant ist, erfuhr ich, zu meiner Freude, erst später!
Ehrlich gesagt ist es für mich schwer vorstellbar, dass jemand sexuell wirklich dominant ist, aber im realen Leben nicht. Mein Mann kann das gar nicht abstellen. Egal wo wir hinkommen übernimmt er auf eine ruhige, subtile Art irgendwann die Führung. Die Dinge passieren in der Regel so, wie er es möchte.
Jemand der "nur" sexuell dominant ist, hat für mich etwas von einem Schauspieler, der zeitlich befristet in eine Rolle schlüpft. Ich glaube aber, dass mit so jemandem auch nur glücklich wird, wer als Schauspielerin vorübergehend in eine devote Rolle schlüpft, ohne wirklich devot zu sein. Aber das ist völlig okay, wenn der Schauspiel-Topf zum Schauspiel-Deckel passt, während beide im normalen Leben Tupperware sind.
So ein Dominanz-Schauspieler ist für mich aber nicht das, was ich persönlich als DOM bezeichne.