Wie kann man soetwas vermeiden?
Du kannst es nicht vermeiden.
Du kannst das Risiko minimieren, dass das von Dir Beschriebene geschieht, aber jedem sollte bewusst sein, dass BDSM nicht zu 100% beherrschbar ist. Dazu geht es zu tief und berührt es auch viel zu schnell die Seelen beider Menschen.
Ich widerspreche da auch vehement Tatkraft, dass Dom alles im Griff haben sollte und es jederzeit können wird, wenn er erfahren genug ist. Selbst die erfahrensten Doms können nichts machen, wenn z.B. ein Trigger getroffen wird, von dem nicht einmal Sub etwas weiß.
Ein Beispiel: Beide möchten etwas Neues ausprobieren, den Rohrstock. In der Fantasie finden es Dom wie Sub total geil. Also das Ding gekauft, genau angesehen, sich informiert worauf man zu achten hat, Dom hat schon mal vorher am Kissen und ggf. an sich geübt, alles so wie immer. Nun legt er los, ganz sanft auf den Hintern damit. Und Sub stürzt ab. Plötzlich, nach dem 2. Schlag bereits. Völlig unvorbereitet. Weil eine vergessene Erinnerung aus der Kindheit hochkommt aus dem Unterbewusstsein und Sub auf einmal, von 0 auf 100, in Vollpanik ist.
Klar, Dom fängt dann Sub auf, tut alles um sie aus diesem Film rauszuholen, dennoch wurde hier eine Grenze überschritten! Und nichts, rein gar nichts, hätte die zwei darauf vorbereiten können. Sie konnten es schlicht nicht verhindern.
Das ist nun einmal das Risiko, wenn man sich etwas Neuem nähert. Gilt für alle Lebensbereiche, insbesondere aber eben auch für BDSM.
Die gute Nachricht ist aber, dass solche Extremfälle eher selten sind, solange beide sich an ein paar ganz einfache Regeln halten:
1. Langsam anfangen! Egal mit was.
2. Genau auf nonverbale Signale achten (vor allem für den Dom wichtig)
3. Lieber zu früh als zu spät abbrechen, weiter kann es ein andermal immer noch gehen
4. Bei Anfängern die Ampel am Anfang als Justierung nutzen
5. Niemals denken "was gestern ging, geht auch heute"
Zu 1.: Erklärt sich von selbst.
Zu 2.: Sub kann sich noch wohl fühlen, ihr Körper aber vielleicht schon merken, dass etwas nicht stimmt, ohne dass es Sub bewusst wahr nimmt. Eine sich verkrampfende Hand, eine kurze Anspannung der Muskeln, etc. - solche kleinen Signale sind Warnsignale, die es sich lohnt, ernst zu nehmen.
Zu 3.: Im Rausch der Gefühle will Sub gerne mal mehr, als ihm/ihr gut tut. Und beschwert sich dann bei Dom, warum es denn jetzt schon zu Ende wäre
- um später dann aber zu bemerken, dass es vielleicht sogar höchste Eisenbahn war. Selbst harmlos Wirkendes geht tief. Bei BDSM ist nichts harmlos.
Zu 4.: Grün = "Meeehr", Gelb = "Puh, du bist hart an der Grenze", Rot = "Bitte aufhören damit, Grenze erreicht". Gelb sollte ausreichen, um die Intensität nicht weiter zu steigern. Siehe 3.
Zu 5.: Es gibt Tagesformen auch beim BDSM. Darum ist volle Aufmerksamkeit jederzeit notwendig, selbst wenn man dasselbe schon hundert Mal gemacht hat und es immer problemlos ging. Beim hundertersten Mal kann es vielleicht dann doch mal zu viel sein.
Klingt jetzt nach voll viel, so dolle viel ist es aber eigentlich gar nicht. Wenn Dom und Sub sehr aufmerksam sind, auch nach den Sessions darüber reden und daraus lernen, dann lässt sich das Ganze schon recht gut beherrschen.
Man sollte aber eben nicht dem Trugschluss erliegen, dass es einen nicht doch mal "erwischen" kann.
Was aber kein Drama ist. Auch Abstürze lassen sich wuppen, wenn beide danach so erwachsen sind und nicht jeweils dem anderen die Schuld geben, dass es geschehen ist, sondern einfach wissen, dass es nun einmal selbst bei noch so viel Absicherung passieren kann.