Die Straße
Möchte mich gerne vorstellen. Ich bin die Straße. Mein Name tut nichts zur Sache. Ich bin heute, ich war gestern und werde auch übermorgen sein. Mich gibt es schon sehr lange.
Immer wieder verändere ich mich. Dennoch habe ich die gleiche Beschaffenheit. Die Steine aus denen ich erbaut wurde, sind die gleichen.
Viele Menschen laufen auf mir herum. Sie weinen und sie lachen, manche schmieden Pläne, wie sie das ein oder andere an mir verändern können. Manche verirren sich auch auf mir. Naja, jeder hat so seine Straßen, auf denen er geht.
Wie könnte ich mich nun beschreiben?
Grünflächen zieren mich und Blumen wachsen darauf in verschiedenen Farben.
Ich habe auch Geschäfte. Gerne kauft man darin ein. Herr X liebte mich und hielt sich gerne auf mir auf. Er mochte es, das die Blumenkästen nicht verrutschten und stets an der gleichen Stelle standen. An den anderen Geschäften lief er einfach dran vorbei. Er bemerkte sie gar nicht.
Eines Tages beschloss mein Baumeister, mich neu zu gestalten. Die Geschäfte wurden renoviert, die Hauswände wurden mit frischer Farbe gestrichen.
Ich wurde gefegt, saubergemacht und auch das Blumenbeet wurde neu angelegt.
Ach, was fühlte sich das gut an. Ich freute mich riesig darüber. War mir doch nicht bewusst, welche Schönheit und Vielfältigkeit in mir erwachen konnte. Mein Baumeister war mit seiner Arbeit sehr zufrieden.
Herr X verstand die Welt nicht mehr. Für ihn war die Gleichförmigkeit vorbei. Er ärgerte sich über alles Mögliche. Selbst darüber, das nun neue Straßenlaternen entstanden sind. Dabei waren sie so schön.
Ihm gefiel das Bunte nicht. Er konnte nicht verstehen, dass man nun auf mir die schönsten Dinge erkunden konnte.
Mein Baumeister jedoch war zufrieden. Und er befähigte einen guten Architekt, auf mich zu achten und das Beste aus mir heraus zu holen.
Wie glücklich war ich doch…!
Nur dachte ich immer wieder an Herrn X und seinen Unmut.
„Ach Herr X“ sagte ich zu ihm. „ Sehen sie sich doch nur um. Sie könnten sich doch sehr an mir bereichern, ich könnte ihnen doch so viel geben.
Schauen sie doch nur, wie glänzend und sauber ich jetzt bin.“
Aber er schüttelte nur verächtlich mit seinem Kopf und meinte: „ Nein, das war früher viel schöner. Ich kann mich schlecht daran gewöhnen.“
Und ich überlegte, wie ich ihm eine Freude machen könnte.
Da kam mir die Idee:
„ Schaffen sie sich doch etwas Eigenes auf mir! Gestalten sie wenn sie das möchten! Ich bin so neugierig!“
Er überlegt immer noch. Ich weiß nicht wie er sich entscheidet. Ich hab ihn lange nicht gesehen. Er meidet mich. Schön wäre es, wenn er an meiner Veränderung Teil haben könnte.
Aber die Gedanken daran verwirrten mich und ich dachte: „ Nicht heute. Verschieben wirs auf Morgen. Ich werde warten.“
Kajira_A