@Francis79
...ich denke, ich bin nicht so anders als Du und gehe gar nicht SO anders damit um. Auch ich brauche ein gewisses Maß an Sympathie. Und auch der Sex wird mit wachsender Vertrautheit hinzu. Aber ich muß nicht verliebt sein.
Ich sehe die Sache in erster Linie aus einer anderen Perspektive: Ich halte es für ein sinnloses, selbstbetrügerisches Unterfangen, zu glauben, die Verabredung oder strategische Vermeidung von Gesprächstthemen oder Aktivitäten schütze einen vor dem Verlieben und halte die Beziehung im Rahmen einer Sex-Beziehung.
Die Verabredung zum Sex-Treffen, aus dem nicht mehr werden soll, ist nichts als eine bloße Absichtserklärung. Niemand weiß vorher, ob es dabei bleibt oder nicht. Zu glauben, man könnte vorab die Grenze ziehen, ist nur ein Trick um das Gegenüber und vor allem sich selbst in (trügerischer) Sicherheit zu wiegen.
Du schreibst selbst:
Man landet im Bett, fand den Gegenüber sehr angenehm und denkt einfach auch über mehr nach.
Ja, was spricht denn dagegen, mehr zu versuchen, wenn Beiden danach ist? In dem Fall ist es nicht nur hinderlich, sondern sinnlos sich vorab und rein kopfmäßig irgendwie zu begrenzen. Sondern man sollten den anderen weiter kennenlernen und sehen was passiert. Das ist doch bei anderem Kennenlernen auch nicht anders. Ob es klappt, entscheidet sich viel später. Die Tatsache, daß es im Bett angefangen hat, ist völlig unerheblich.
Man kann die Absicht erklären, es dabei belassen zu wollen. Und wenn sich nur bei einem von beiden mehr Interesse entwickelt und beim anderen nicht, kann man dann natürlich sagen: "Tut mir leid, aber mehr ist bei mir nicht und es war ja auch so verabredet."
Aber letztendlich ist das nur eine "Versicherung" für diesen Fall. Gefühle halten sich nicht an Verabredungen.
Man kann die Linie nicht vorab ziehen. D.h. man kann es, aber es ignoriert die Realität. Wirklich kann man die Linie erst später ziehen, wenn man den anderen erlebt hat und weiß, welche Gefühle er in einem auslöst. Dann kann man sagen, daß man weiter machen möchte, aber "das mehr nicht daraus wird."
Aber zu glauben, man kann eine Beziehung durch eine Absprache im Vorhinein begrenzen, halte ich für naiv. Man hat es nicht in der Hand.
Eine Beziehung findet ihre Form, sie hat eine Eigendynamik, die man nicht unterschätzen darf. Bei meinen Sex-Beziehungen hab ich durchweg Frauen gefunden, die ich mochte, aber bei denen schnell klar war, daß mehr nicht daraus würde. Deshalb brauchte ich auch keine Strategie oder mußte künstlich auf der Bremse stehen.
Wenn Du scheibst, Du brauchst "Zuneigung, um mit jemanden intim zu werden", dann bist Du natürlich im Grunde schon über die Grenzen einer reinen Sex-Beziehung hinaus. Wenn Du Strategien brauchst, um sie zu begrenzen, dann ist das eigentlich schon das Eingeständnis, daß Du Energie aufwenden mußt, um Deine bereits vorhandenen Gefühle zu begrenzen. Aber warum sollte man das tun? Nur, weil man das verabredet hat? (Ausnahme: Man hat keine Chance, daß diese Gefühle erwidert werden oder es sprechen andere schwerwiegende Gründe dagegen. Aber dann ist es sowieso vorbei.)
Ich hoffe, es kommt rüber, was ich meine.
Liebe Grüße,
Markus