Die Vergänglichkeit des Lebens
©Ginger2014Bleich liegst Du noch über dem Tal, Deine Nebelfinger streichen klamm über das Gesicht, Deine Schatten sind tief und dunkel. Du bist der Richter mit scharfen Klingen, der da richtet, wo man keinen Sinn sieht, der da leben lässt, wo das Leben schon längst mühsam geworden ist. Der Schnitter wandert am Tag und in der Nacht, die genaue Stunde kennt keiner.
Seelenfänger mit einem toten Klumpen in der Brust, der bei den Menschen Herz genannt wird. Du bringst vielen Schrecknis und Tränen, doch zu manchem kommst Du als sanfter Freund, wenn der irdische Körper von Qualen geschüttelt wird und das Atmen schwer fällt oder die Seele in dem Abyss der Schwärze liegt.
Nimm diejenigen, die dir nur gerne folgen würden und lasse das blühende Leben von Deiner kalten Knochenhand verschont sein. Riechst Du ihn nicht auch, den Sommer, der wie ein warmer Stoß durch Deinen zerfallenden Körper schießt? Bringt diese neue Zeit in Dir etwas zum Erklingen, die Ahnung in Dir, wie das Leben sein kann?
Verschwinde für eine kleine Weile und lass das Jonglieren mit der Welt und der Marionette Mensch. Gib uns eine Verschnaufpause, setze Dich auf die moosige Lichtung und schaue zu, wie das Licht der Sonne über dem Blätterdach tanzt.
Vielleicht blinzelst Du, weil Du das Licht nicht gewohnt bist, vielleicht gefällt Dir auch der warme Strahl auf Deinem fahlen Gesicht. Lehne Dich zurück und fülle die Uhr mit dem Sand der Fristverlängerung.
Gib uns Zeit, Lebenszeit und einen Sommer voller trügerischer Farben und dem Gesang der Vögel; wir wissen auch so, dass Du Dich nur ausruhst, doch wir wollen es eine kleine Weile verdrängen und verleugnen ...