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die Grundlage für die Sexuelle Anziehung ist aber unsere emotionale Ebene
Genau das ist für mich auch eines der grundlegenden Schlüsselelemente. Hier im JC Forum scheint ja das Wort "Liebe" oft geradezu verpönt zu sein, so sehr steht Sex anscheinend im Vordergrund. Ein weiterer Punkt, der mich erstaunt, ist der Umstand, dass gebetsmühlenartig das "Öffnen der Beziehung" propagiert wird, als wäre das die ultimative Lösung für alle sexuellen Probleme, die ein Paar haben kann. Und das selbst dann, wenn die TE bereits im EP klar machen, dass sie das nicht wollen.
Für meine Frau und mich spielten Gedanken rund um Dreier, wie in früheren Threads immer mal wieder erwähnt, zwischenzeitlich eine Rolle - sie hat diese Fantasie seit vielen, vielen Jahren, hauptsächlich als ihr eigenes Kopfkino, als Kick für gewisse Momente. Irgendwann fand diese Fantasie Einzug in unsere sexuellen Begegnungen, als "Dirty Talk". Es dauerte nicht lange, dass diskutiert wurde, ob wir diese Fantasie in echt umsetzen wollen würden.
Geschehen ist das nicht, der Gedanke daran ist für den Moment vollständig in den Hintergrund gerückt. Zuerst war da die Vereinbarung, dass sie alleine losziehen würde, wenn sie es wollte - der Reiz dieses Gedankens verpuffte allerdings sehr schnell, weil eine neue Erkenntnis zustande kam: Es ist eben genau die Fantasie, die spannend ist, der Tabubruch als Kopfkino. Das Umsetzen selbst würde auch meiner Frau deutlich zu weit gehen. Die ganzen Gespräche rund um das Thema haben uns einander noch näher gebracht, unsere Beziehung weiter vertieft, der Sex ist noch erfüllender und befriedigender geworden. Ganz einfach, weil wir uns auf einer ganz anderen Ebene noch näher gekommen sind.
Der langen Rede kurzer Sinn: Nicht die "reale", physische Öffnung der Beziehung war und ist der Grund dafür, dass wir uns auch nach Jahren oft wie Teenager lieben und begehren. Viel mehr ist es ein völlig offener Umgang untereinander, in jeder Hinsicht.
Wir haben viele Gemeinsamkeiten und Interessen (das nennen wir nach einem Buch "love map"), sind uns beste Freunde und teilen alles, aber auch wirklich alles miteinander und nicht mit anderen "Vertrauenspartnern" (obwohl das immer eine zusätzliche Option ist), und haben gemeinsame Ziele - unter anderem auch jenes, dass wir unsere Sexualität bewusst geniessen wollen, unsere Lust aufeinander und damit das Begehren liebevoll aufrecht erhalten, mit all den Sprachen der Liebe, die uns zur Verfügung stehen. Dahinter steckt eine Lebensphilosophie, die mit Sex nur am Rande zu tun hat, und doch hat diese enorme Auswirkungen auf die Sexualität.
Beispiele:
****si:
Durch den Alltagstrott ist alles zu normal geworden.
Das kennt bestimmt jeder. Und trotzdem liegt es in der eigenen Verantwortung, auch im langweiligen, grauen Alltag das Schöne, das Gute zu entdecken. Und wenn es "nur" das Lächeln des anderen ist, das gegenseitige Wertschätzen, die Dankbarkeit dafür, dass man eine/n wundervolle/n Partner/in hat und dies nicht nur denkt, sondern auch durch Worte und Gesten ausdrückt. Jeden Tag aufs Neue.
*****mbl:
In jeder Beziehung kommt es zu einem Einschlafen der Gefühle.
Gefühle sind immer da, nur verändern sich diese. Romantische Liebe jedoch, frei nach Erich Fromm, ist nicht nur einfach ein Gefühl, sondern ein aktives Pflegen und Leben dieses Gefühls. Eine Handlung, mitunter eine gedankliche Haltung. Sex kann eine Sprache der Liebe sein. Wer diese bewusst und gezielt nutzt, wird kaum dabei einschlafen.
Eins ist für mich klar: Sex ist, rein mechanisch betrachtet, immer wieder der gleiche Vorgang - ein Zusammenführen von Geschlechtsteilen, um es mal platt auszudrücken. Der ganze Rest findet im Kopf statt. "Fremde Haut" kann man, muss man aber nicht dazu nehmen. Meine Frau und ich haben uns als Paar sehr bewusst dagegen entschieden - wir wollen unsere sexuelle Energie nicht auf weitere Menschen aufteilen. Es entspricht unserer Lebensphilosophie, und wir fühlen uns damit pudelwohl.